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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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entkommen konnten, werden von Hilfsorganisationen betreut, vorausgesetzt, sie haben die thailändische Staatsbürgerschaft. Diese Einrichtungen leisten unvorstellbare Arbeit bei der psychologischen Betreuung dieser Frauen, doch auf legalem Weg können sie nichts unternehmen. »Wie sollen wir Anklage gegen die Folterpornographie erheben, wenn wir vor Gericht beweisen müssen, dass es dem Mädchen ›nicht gefallen hat‹?«, fragte Anne, die Psychologin einer Hilfsorganisation. »Das Gericht geht davon aus, dass sie die Freiheit hat, sadomasochistische Praktiken auszuüben, und dass die Pornographie ein vollkommen normales Geschäft ist. Wie sollen wir beweisen, was wirklich passiert ist?«, fragte sie mit Tränen der Trauer, Erschöpfung und Wut in den Augen. Auch die Mafia kennt die Antwort: Es ist unmöglich nachzuweisen.
    Die Pornographie ist ein beliebtes Produkt, das sich bestens verkauft. Die neue Pornographie – nicht die Pornographie von Hustler oder dem Playboy Channel, sondern die der billigen Internet-Downloads – ist in Tokio und Schanghai für 20 oder 30  Dollar zu bekommen und stammt überwiegend von Menschenhändlern, die in die neue »Pop Slave Culture« investieren. Jean, eine Amerikanerin, wurde in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana vergewaltigt und verbrachte danach zwei Monate im Krankenhaus, um sich von ihren Verletzungen zu erholen. Ein Jahr später fand ihr Bruder ihre Fotos auf der Porno-Website
Deputaspormexico
. Daneben gibt es Seiten wie
Slavefarm
, die einem die Augen öffnen können. Die Pornographie mit Sexsklavinnen ist eine Realität, die sich nicht mehr leugnen lässt. Solange sie unter dem Deckmantel des Rechts auf freie Meinungsäußerung verteidigt wird, ist ihr kaum beizukommen, es sei denn durch Konsumenten und die Zivilgesellschaft.
     
    Im Kongresszentrum Sands im amerikanischen Bundesstaat Nevada veranstaltet die Sexindustrie Jahr für Jahr eine Messe, die mehr als 25   000 Besucher anlockt: die Adult Entertainment Expo. Während der Messe des Jahres 2009 nahmen Bordellbesitzer und Pornoproduzenten an einem Vertriebs- und Marketing-Workshop teil. Im Anschluss trafen sich zwei Geschäftsleute aus Mexiko, drei aus Singapur, eine Kolumbianerin mit einem Unternehmen in Tokio und einer der mächtigsten Besitzer von Massagesalons in New York und Chicago in einer Hotelsuite, um über die »Anwerbung von neuen Mädchen« zu sprechen. Nach Auskunft meines Informanten schlug die Kolumbianerin vor, ein Reisebüro mit Sitz in Chicago und Filialen in den Heimatländern der übrigen Teilnehmer der Runde zu eröffnen, um die Veranstaltungen international zu vertreiben und die Mädchen über die Grenzen hinweg zirkulieren zu lassen.
    Das Angebot der Messe beinhaltet auch verschiedene Weiterbildungskurse für die Besucher, darunter »Macht und Einfluss: Die zunehmende Präsenz von Unternehmerinnen in der Erwachsenenunterhaltung«, »Technologie und Unterhaltung« oder »Die optimale Vertriebsmannschaft: Sex-Training für Ihre Mitarbeiter«. In einem regelmäßig gutbesuchten Kurs zu aktuellen juristischen Themen erklären angesehene Staatsdiener und Anwälte neue Gesetze und wie sie sich einhalten lassen. Währenddessen tauschen sich die Mafiosi auf den Gängen aus, wie sich diese Gesetze am besten umgehen lassen. Auf der Sexmesse nehmen Pornofans, die Pornographie als Teil der sexuellen Befreiung feiern, genauso teil wie Menschenhändler, die von der Freiheit sprechen und von der Sklaverei leben. Wer es wagt, eine Verbindung zwischen dem Porno-Mainstream und den Snuff-Pornos herzustellen, wie sie die Mafia in den mexikanischen Grenzstädten Ciudad Juarez und Tijuana oder in Thailand dreht, stößt dort natürlich auf eine Welle der Entrüstung.

Warum die Behörden tatenlos zusehen
    Wenn es im Sexgewerbe so viele Sklavinnen gibt, warum wird dies dann nicht, könnten Skeptiker fragen, häufiger zur Anzeige gebracht? Der Grund ist zum einen, dass die Branche ihre eigene liberale Kultur hervorgebracht hat. Und zum anderen ist die Sexsklaverei zwar ein Straftatbestand, doch das ist bei den von Geschlechter- und Klassendiskriminierung durchdrungenen Behörden noch nicht angekommen. Der Leiter einer Sonderermittlungseinheit in Bangkok versicherte mir allen Ernstes, man könne kaum etwas unternehmen, »vor allem wenn die geretteten jungen Frauen zu ihren Zuhältern zurückwollen. Ich nehme an, es gefällt ihnen. Die armen Dinger.«
    Wenn die Polizei auf den Hinweis von Touristen,

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