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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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und deren Rechte, Würde und Sicherheit zu fördern, auch im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen«.
    Es gibt also auf internationaler Ebene zahlreiche Instrumente und politische Verträge. Doch der Druck, der von den Vereinten Nationen und dem amerikanischen Außenministerium ausgeübt wird, diese auch umzusetzen, erweist sich oft als kontraproduktiv und provoziert die Gefahr, eine Gesellschaft in der Frage der Prostitution zu spalten. Diejenigen, die in dieser Situation am meisten zu verlieren haben, sind wie immer die Opfer.

11 Mafia und Globalisierung
    Der Menschenhandel ist kein statisches Phänomen, sondern befindet sich in einer konstanten Entwicklung, genau wie die Globalisierung. Während meiner Nachforschungen zu den Verbrechersyndikaten und ihren Angehörigen haben mich Freunde immer wieder gefragt, ob das organisierte Verbrechen tatsächlich auch in den Menschenhandel verwickelt sei. Die meisten Menschen kennen die Mafia nur aus Kino und Fernsehen. Wenn wir in der Zeitung lesen, dass die Camorra in Italien sieben Politiker ermordet hat, dann erscheint uns das weit weg. Aber wenn wir in der Fernsehserie
Die Sopranos
sehen, wie Tony Soprano seinem Therapeuten erzählt, dass er unter Schlaflosigkeit leidet, weil er seine Feinde umbringen muss, dann kommt uns das real und nachvollziehbar vor. Diese Menschlichkeit der Mafiosi beunruhigt, aber sie verführt uns auch. Soprano mordet, erpresst, raubt und wäscht Geld, aber er ist gleichzeitig ein fürsorglicher Vater und ein liebevoller, wenngleich untreuer Ehemann.
    Unter den Frauen, die ich für dieses Buch interviewt habe, waren auch einige ehemalige Lebensgefährtinnen von Mafiabossen, darunter vier Drogenhändler und drei internationale Menschenhändler, die in großen Städten Bars unterhalten. Sie waren in der Lage, die Menschlichkeit dieser Männer aus nächster Nähe zu erleben, sie fühlten sich geliebt und zu ihnen hingezogen. Aber wie wir in Kapitel  10 über die Zuhälter gesehen haben, gibt es einige Männer, die nur zu gut wissen, wie man Frauen um den kleinen Finger wickelt und emotional manipuliert.
    Die Fernsehserien und Kinofilme, aus denen viele Menschen ihr Wissen über die Mafia beziehen, tragen wenig zu einem Verständnis des organisierten Verbrechens bei. Genauso irreführend sind die vermeintlichen Aufklärungsfilme, in denen Kriminelle als Bösewichte präsentiert werden, die in dunklen Fabrikhallen mit ihren Pistolen herumhantieren, während im Hintergrund dramatische Musik erklingt. Wirkliche Mafiabosse sind eher elegant gekleidete Unternehmer mit teuren Uhren und Autos – ein »Superdandy«, wie ihn mir eine junge venezolanische Frau beschrieb, die einem Prostitutionsnetzwerk im mexikanischen Nuevo León entkam.
    Die Mafia lockt mit Macht und Geld. In dieser Welt des Scheins, in der alles käuflich ist, wollen die jungen Frauen nicht nur möglichst schnell und möglichst viel Geld – das in Wirklichkeit nie leicht verdient ist –, sondern sie wollen auch den Glamour, den ihnen die Mafia verspricht. Die Besitzer der großen Spielkasinos in Nevada, Kambodscha oder Großbritannien und der eleganten Bars in Mexiko, Kolumbien oder Spanien knüpfen ihre Netze unter den Reichen, unterstützen Politiker und versprechen Reichtum und Wohlstand. Bei seiner Verhaftung behauptete einer der Stellvertreter von Joaquín »el Chapo« Guzman, dem mächtigsten Drogenboss von Mexiko, sein Boss habe Entführungen verboten, um den sozialen Frieden zu wahren. Mexikanische Drogenbanden kontrollieren ganze Ortschaften, in denen sie Jugendlichen über den Drogenhandel Arbeit geben, Straßen teeren, Kirchen bauen und Schulen einrichten.
    Die prominenten Unternehmer und Politiker verbieten die Abtreibung und investieren in die Legalisierung der Prostitution, die sie allerdings in Ghettos verbannt wissen wollen, »damit die guten Frauen sie nicht sehen müssen«. Die Prostituierten sollen möglichst unsichtbar sein, aber nicht etwa, weil sie schlechte Frauen und ein »Schandfleck der Gesellschaft« sind, sondern weil sich auf diese Weise die Sklaverei besser organisieren lässt.
    Währenddessen wird die gesamte Sexbranche modernisiert und globalisiert und entwickelt neue Marketingmethoden und einen politisch korrekten Diskurs. Die Mafia spricht von unserer sexuellen Freiheit, während es in Wirklichkeit um die Versklavung und den Konsum von Menschen geht, und sie behauptet, die Frauen träfen freie Entscheidungen,

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