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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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Botschaftsangehörigen oder Hilfsorganisationen hin ein Opfer befreit und dann einsperrt, suchen die Menschenhändler das Gefängnis auf und weisen sich als Verwandte des Opfers aus. Sie zahlen die Kaution für die Mädchen und nehmen sie wieder mit. Die Angestellte einer Reinigungsfirma, die in der für die Prostitution verantwortlichen Polizeidienststelle in Bangkok arbeitet, versicherte mir, die Polizeibeamten wüssten sehr wohl, dass es sich nicht um Verwandte handelte. Innerhalb von einer Woche habe ein Zuhälter mit dem Spitznamen »der Hund« die Kaution für neun »Nichten« bezahlt, ohne dass die Beamten irgendwelche Fragen gestellt hätten.
    Zwar nimmt die Zahl der Aufklärungskampagnen zu, doch die Menschenhändler erzählen ihren Sklavinnen ihre eigene Version von der Arbeit der Hilfsorganisationen. Sie nennen ihnen die Namen dieser Einrichtungen und warnen sie, wenn sie um Hilfe bitten und sich gegenüber der Polizei als Opfer des Menschenhandels zu erkennen geben würden, dann kämen sie ein Jahr oder länger ins Gefängnis und wären nicht in der Lage, ihre Familien zu sehen oder mit Geld zu unterstützen. Außerdem drohen sie damit, Angehörige der Mädchen zu ermorden, wenn diese sich nicht an den »Vertrag« halten.
    In Kambodscha hörte ich vom Fall einer 26 -jährigen Frau, die ihrem Zuhälter entkam und vom Netz der Tuk-Tuk-Fahrer aufgespürt wurde. Der Zuhälter sagte ihr, sie könne sich freikaufen, wenn sie ihm ein Mädchen aus ihrem Dorf bringe. Wie Tausende andere Opfer willigte sie ein. Ähnliches kommt auch in Mexiko und Guatemala vor. Es ist kein Zufall, dass die aktive Beteiligung der Frauen an den Verschleppungen exponentiell zunimmt. Die Mafia hat ganze Arbeit geleistet: Sie kennt die Gesetze (eine philippinische Menschenhändlerin, mit der ich mich unterhielt, kannte sogar das Protokoll von Palermo auswendig) und einigt sich mit den Behörden.

Die neuen Kolonialherren
    Nach Ansicht von Experten erleichtert die Abschaffung von Grenzkontrollen in Südostasien den Menschenhändlern das Leben erheblich. Sie bewegen sich heute frei zwischen Laos, Birma, Thailand, Kambodscha und Vietnam. Aber kaum jemand spricht davon, dass Europäer ganze Dörfer kolonialisiert haben, um dort Frauen und Mädchen im Sexgewerbe und im Haushalt auszubeuten. Sie sind zu einem großen Teil mitverantwortlich für die Normalisierung der Zuhälterkultur.
    Im Jahr 2007 heiratete beispielsweise ein Schweizer Staatsbürger im thailändischen Pattaya eine minderjährige Thailänderin. Danach brachte er weitere seiner Landsleute in die Region, die sofort ebenfalls minderjährige Frauen heirateten und diese später in die Schweiz brachten. Niemand stellte Fragen, die Ehen wurden anstandslos von den Einwanderungsbehörden beider Nationen registriert.
    Ein anderes Beispiel ist der Fall eines britischen Staatsbürgers, der in der Provinz Surin im Norden Thailands ein elfjähriges Mädchen heiratete, um auf diese Weise eine Beziehung zur Dorfgemeinschaft herzustellen. Danach eröffnete er ein Restaurant und gründete etwas, was die Menschen in der Region als »internationale Gemeinschaft« bezeichnen. Es ist kaum möglich, in die Nähe des Restaurants zu kommen, denn die Ausländer kontrollieren das Netz der Tuk-Tuks. »Sogar die Polizei hat Angst, das Gelände zu betreten«, so die Besitzerin eines kleinen Hotels in der Nähe des Restaurants. Die Geschichte ist allgemein bekannt, und viele Menschen sind der Ansicht, die Wirtschaft der Region profitiere von der Anwesenheit der »farangs«, der weißen Europäer. Die Behörden sind den Ausländern dankbar, die eine pädophile Mafia gegründet haben und sich Frauen aus der Region als Sex- und Haussklavinnen halten, denn sie spenden Geld für Schulen und buddhistische Tempel. Heute sind Tausende Europäer mit erwachsenen und minderjährigen Thailänderinnen verheiratet, die sie als ihre Sex- und Haussklavinnen halten. Dabei handelt es sich überwiegend um Deutsche, Holländer, Engländer, Franzosen, Norweger und Japaner.
    Die meisten Pädophilen kommen aus Deutschland und Holland, wo die Prostitution legal ist. In Thailand leben offiziell rund 15   000 Holländer, die sich vor allem auf Pattaya konzentrieren; in Wirklichkeit sind es nach Angaben der niederländischen Regierung bis zu 50   000 überwiegend pensionierte und zum Teil vorbestrafte Männer. Daneben kommen die meisten Pädophilen aus den Vereinigten Staaten, aus Frankreich, Norwegen und Kanada; über die

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