Sklavin des Herzens
heiratete. »Beklagenswert« war ein viel zu hartes Wort, denn nur seine langen Jahre genußvoller Zügellosigkeit wagten einen letzten Protest. Und er war nicht wirklich gezwungen worden. Er hatte sich nicht einmal gesträubt, nachdem Caroline eine absolut angemessene Wahl bedeutete.
Mit seiner kupferhaarigen Caroline als Mutter könnten seine eigenen Töchter genauso aussehen wie das Püppchen in seinem Arm. In einem völligen Stimmungswandel fand er plötzlich, er könne nicht mehr warten.
Und dann überlegte er, wie seine und Shahars Kinder ausschauen würden, und er furchte die Stirn. Jamil besaß keine blonden Konkubinen, also konnte Derek keine entsprechenden Vergleiche anstellen. Und vor allem durfte er sich mit solchen Gedanken gar nicht erst beschäftigen.
»Bist du ihretwegen noch besorgt?«
Derek blickte auf und sah, daß Sheelah ihn beobachtete. Schnell machte er ein freundliches Gesicht. »Überhaupt nicht.« Er gab das Kind seiner Pflegerin zurück. »Man hat mir versichert, Haar würde sich vollkommen erholen.«
»Das freut mich.«
Er erkannte, daß sie das ernst meinte. Was für ein erstaunlicher Unterschied zwischen ihr und seiner kleinen Engländerin, die, selbst wenn sie vor Eifersucht kochte, trotzig eine solche Regung abstritt. Sheelah akzeptierte ehrlich Jamils andere Frauen. Sie würde alles akzeptieren, was ihn glücklich machen könnte.
Verfluchte Situation! Er hätte nicht auf Omar hören dürfen, der ihm empfohlen hatte, Sheelah nicht zu vernachlässigen, damit kein Verdacht aufkäme. Nun würde sie erwarten, daß er bei ihr bliebe und sie in die Arme nähme. Er wollte ihr nicht zu nahe kommen, und er wollte nicht allein mit ihr sein, nicht einmal für einen Augenblick. Deshalb hatte er auch ihre drei Kinder und deren Pflegerinnen herbeordert. Er weigerte sich, sie gehen zu lassen. Er wollte Zeugen dafür haben, daß er nur mit Sheelah gegessen hatte. Jamil sollte nicht daran zweifeln können, daß seine Lieblingsfrau nur ihm gehörte.
Doch Sheelah würde das nicht begreifen. Sie wußte, daß Haar in dieser Nacht nicht zur Verfügung stand. Er war da. In ihren Augen hatte er keinen Grund, sie allein zu lassen. Sie würde verletzt sein, wenn er einfach ging.
Er verfluchte Omar, der ihn in diese Lage gebracht hatte. »Sheelah, ich danke dir für das wunderbare Essen, aber ich … ich muß jetzt gehen.«
»Nein, warte!« Sie kam so schnell um den Tisch herum, daß sie auf seinem Schoß saß, ehe er sie aufhalten konnte. »Laß mich dir helfen, Jamil. Dein Kummer ist auch meiner.«
»Ich weiß das«, erwiderte er und zog ihre Hand sanft von seiner Wange. »Aber ich kann nicht …«
Sie preßte ihre Lippen auf seine. Er wich sofort zurück. Sein Erschrecken wirkte peinlich. Die Kinderschwestern kicherten im Hintergrund des Raumes. Sheelah sagte schnell: »Ich schicke sie weg.«
»Nein! Ich wollte sagen …« Er riß sich mühsam zusammen. »Ich möchte es nicht … nicht heute nacht, Sheelah.«
»Nicht heu …«
Sie hielt mitten im Wort inne, und ihre saphirblauen Augen weiteten sich. Ihr Mund stand offen. Was, zum Teufel, habe ich gesagt, daß es so eine Reaktion hervorruft? dachte Derek. Und es kam noch schlimmer.
»Du bist nicht Jamil«, flüsterte sie ungläubig. »Wer bist du?«
Verteufelt! »Bist du verrückt, Mädchen?«
Sheelah senkte zerknirscht den Kopf. »Es tut mir leid, mein Geliebter. Vergib …« Mit einem Ruck hob sie die Stirn. »Nein, du bist nicht Jamil. Ich kenne den Mann, den ich von ganzem Herzen liebe, zu gut. Er kommt zu mir, wenn er Trost braucht. Du weigerst dich …«
»Sei still«, zischte er. »Weißt du, was für schlimme Gerüchte du mit solchem Unsinn in die Welt setzen könntest? Schau mich an und sag mir, wer ich sonst sein könnte.«
»Ich weiß es nicht.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Sag mir nur … Sag mir, daß er nicht …«
Derek legte einen Finger auf ihre Lippen. Er blickte zu den Pflegerinnen hinüber, doch sie waren weit genug entfernt, um das Gespräch nicht belauschen zu können.
Dann sah er auf Sheelah nieder, und seine Züge wurden weich. Diese Frauen mit ihrer Intuition! Er konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen.
»Es gibt nichts, das dich bekümmern müßte. Nichts. Willst du mir das glauben, Sheelah?«
Sie nickte und erhob sich mit ihm. Dann geleitete sie ihn zur Tür. »Ich verstehe es nicht.«
»Du wirst es verstehen. Hab nur Geduld, und du wirst auf all deine Fragen eine Antwort bekommen.« Für
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