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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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einen Augenblick zog er sie an sich. Schließlich war sie seine Schwägerin. »Du weißt, daß du geliebt wirst, Sheelah. Vertraue darauf!«
    Sie schenkte ihm zum Abschied ein zögerndes Lächeln, das ihm verriet, daß er ihr Gemüt beruhigen konnte, wenn auch ihr Argwohn nicht zerstreut war.

41

    Chantelle bekam für ihren Besuch bei Jamil einen Rollstuhl geschickt. Sie fand das amüsant, aber auch ein wenig unangenehm. Sie fühlte sich wieder gut. Sie war keine Invalidin. Aber Jamil wollte offenbar nicht, daß sie ihre Kräfte auf dem weiten Weg zu seinem Appartement überbeanspruchte, und sie wußte, warum. Jeder im Harem würde es wissen, der sah, daß sie durch den Harem geschoben wurde. Natürlich erwartete man von jeder Frau, die gerufen wurde, daß sie das Bett mit Jamil teilte. Sie mußte lernen, diese jedesmal wiederkehrenden Gefühle des Unbehagens zu überwinden, vor allem, wenn Jamil sein Versprechen hielt und sie als einzige zu sich holte.
    Als sie nach dem Abendgebet erschien, war Jamil nicht allein. Der alte Mann, den sie neulich gesehen hatte, war bei ihm. Die beiden diskutierten über irgendeine Angelegenheit. Sie hatte Adamma den alten Mann beschrieben, und erfahren, daß es sich vermutlich um den Großwesir des Herrschers handelte, um den zweitwichtigsten Mann in Barka.
    Sie hoffte, daß er es nicht wäre, denn sie erinnerte sich daran, wie unfreundlich er sie betrachtet hatte. Auch diesmal sah er sie wieder böse an, offensichtlich verärgert, weil Jamil sie zum Bleiben aufgefordert hatte, obwohl das Gespräch der beiden noch nicht beendet war.
    »Ich erkenne da keinen Unterschied, Omar«, sagte Jamil gerade. »Er war mein Bruder. Ich muß hingehen.«
    »Das wird keiner erwarten, vor allem nicht nach dem letzten Anschlag auf Ihr Leben. Sie wußten nicht einmal …«
    Jamil machte eine heftige Armbewegung, und Omar blickte erneut zu Chantelle hinüber. »Schicken Sie sie weg, bis wir fertig sind.«
    »Nein. Wir sind fertig. Es ist meine Pflicht, dem Begräbnis beizuwohnen, die Pflicht des Herrschers«., betonte Jamil.
    »Die Pflicht soll zum Teufel fahren. Der Divan hat einstimmig dagegen entschieden. Sie müssen auf Ihre Berater hören.«
    »Ich muß?«
    Omar hob die Hände. »Allah beschütze uns vor einem Mann, der die Gefahr liebt. Glauben Sie, diese fanatischen Mörder würden die Heiligkeit der Beerdigungsprozession achten? Nein, sie werden sich unter die Menge mischen und nur darauf warten, bis Sie auftauchen. Sie können es sich nicht leisten, so eine Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen. Nichts anderes konnte sie aus dem Palast locken.«
    Chantelle furchte die Stirn. Das hatte sie schon einmal gehört -dieselben Worte, oder beinahe dieselben Worte.
    »Jamil?«
    Er sah sie nicht einmal an. »Hab Geduld, Shahar, wir sind gleich fertig.«
    »Aber, Jamil, das habe ich schon einmal gehört.«
    Nun drehte er sich um. »Was?«
    »Was er gerade zu Ihnen gesagt hat: daß nichts anderes Sie aus dem Palast locken konnte. Nur hat sie ›ihn‹ gesagt, anstatt ›Sie‹.«
    »Das klingt sehr verworren, Haar. Komm her und erzähl uns, wovon du sprichst.«
    Sie näherte sich nur zögernd. Nun sah Jamil sie finster an, nicht Omar. Sie hätte die beiden nicht unterbrechen dürfen. Anscheinend war einer von Jamils Brüdern gestorben. Das mußte ihn bekümmern.
    »Nun?« fragte er.
    »Ich bedaure den Tod Ihres Bruders«, begann sie, doch er machte eine ungeduldige Handbewegung, und sie erzählte, was sie in dem Dampfraum gehört hatte. Plötzlich rief sie: »Oh, mein Gott!« Ihre Augen flackerten in schlagartiger Erkenntnis.
    »Was ist?«
    »Bisher konnte ich dem Gespräch keinen Sinn entnehmen, deshalb vergaß ich es. Damals wußte ich auch noch nicht, daß man Ihnen nach dem Leben trachtet.«
    »So? Dein Bericht beweist nichts, Haar. Die Frau kann über irgend etwas geredet haben.«
    »Ich weiß das, aber … War Ihr Bruder noch ein Kind?«
    »Ja, aber was hat das damit …«
    »Wie starb er?«
    Chantelle sah, daß Jamil bald die Geduld verlieren würde, doch er antwortete ihr trotzdem. »Er ist wohl erstickt. Aber ob er einen Bissen in die Luftröhre bekam – er war anscheinend beim Essen – ober ob jemand nachgeholfen hat, wurde nicht festgestellt.«
    »Glauben Sie, es war Mord?«
    »Er war kein kräftiger Junge. Es hätte einen Mann nicht viel Mühe gekostet, ihm etwas auf das Gesicht zu drücken, bis er erstickte. Seine Diener wurden durch einen Notfall von ihm weggerufen. Als sie

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