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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dutzend Mal kam er zum selben Schluss. Es hätte nur eine Vorgehensweise gegeben, die Gaby mit Sicherheit das Leben gerettet hätte, und die hätte darin bestanden, Gray gleich zu erschießen, nachdem er das Bad verlassen hatte.
    Sutherland wäre ziemlich verärgert, das wusste er.
    So was wie Zeitreisen gibt es nicht, hatte er einmal gepoltert. Lebe mit dem, was du getan hast, und versuche in Zukunft nur so zu handeln, dass du damit glücklich leben kannst. Das ist das ganze Spiel, mehr ist da nicht.
    Der Erinnerung dicht auf den Fersen, suchten Carl die eigenen Gedanken heim.
    Ich möchte das nicht mehr tun.
    Schließlich kamen zwei Mitglieder von der Wache, männlich und ohne Körperschutz, holten ihn aus der Zelle, ohne ihm die Schlinge abzunehmen, und brachten ihn zu einem kleinen Büro am anderen Ende der Wachstation. Der Campdirektor saß auf einer Schreibtischkante, ließ ein Bein baumeln und sah zu, wie sie Carl ganz unzeremoniell losschnitten. Die Spritze mit dem Lösungsmittel ließ ein paar Tropfen auf der Haut zurück, die brannten, was kein Versehen zu sein schien.
    »Das tut mir alles sehr leid«, begann der Direktor auf Englisch und ohne sichtliches Bedauern. Er war ein ziemlich schnieker Typ, ein großer Weißer, Mitte vierzig, in Designer-Freizeithose, die leichter Trekkingware recht ähnlich war. Sein Name war, wie Carl von früheren Nachforschungen her wusste, Axel Bailey, aber er sagte ihn nicht, reichte ihm auch nicht die Hand.
    »Mir auch.«
    »Ja, Sie sind zweifelsohne unnötig in U-Haft gehalten worden. Aber wenn Sie sich angemeldet hätten, bevor Sie in meinem Lager herumgelaufen wären und Detektiv gespielt hätten, wären uns möglicherweise eine Menge Unannehmlichkeiten erspart geblieben.«
    Darauf erwiderte Carl nichts, sondern rieb sich bloß die Finger und wartete auf den Schmerz, der kommen würde, sobald seine Hände ihre Bekanntschaft mit dem Blutfluss erneuerten.
    Bailey räusperte sich.
    »Ja, nun gut, wir haben uns davon überzeugt, dass Rodriguez tatsächlich die Person war, die er Ihrer Behauptung nach sein sollte. Wohl eine Panne bei der Sicherheitsüberprüfung. Wie dem auch sei, Ihr Büro möchte, dass Sie es kontaktieren und ihm in Bezug auf die Schießerei eine Voraberklärung übermitteln, aber da wir natürlich die Zuständigkeit nicht anfechten, besteht zur Zeit keinerlei Notwendigkeit für mehr als das. Ich möchte jedoch Ihre Zusage haben, dass Sie gleich im Anschluss an Ihre Rückkehr nach London einen vollständigen Bericht an COLIN schicken und darin unsere Bereitschaft zur Mitarbeit hervorheben. Wenn Sie damit einverstanden sind, können Sie gehen, und wir werden Ihnen sogar beim Verlassen des Camps behilflich sein.«
    Carl nickte. Die ersten Anzeichen eines stechenden Schmerzes verzweigten sich bereits im Fleisch seiner Finger. »Kapiert. Ich soll verschwinden, bevor die Presse Wind von der Geschichte bekommt.«
    Baileys Mund war ein dünner Strich.
    »Ich lasse Sie per Helikopter direkt nach Arequipa bringen«, sagte er gleichmütig. »Sodass Sie einen Anschlussflug nach Hause erreichen. Sehen Sie darin eine Geste des guten Willens. Ihre Waffe und Ihre Lizenz erhalten Sie dort zurück.«
    »Nein.« Carl schüttelte den Kopf. Unter dem Mandat der UNGLA hätte er theoretisch sowieso den Helikopter anfordern können. Theoretisch. »Sie werden mir die Waffe und die Lizenz persönlich zurückgeben, und zwar jetzt.«
    »Ich bitte Sie…«
    »Die Haag-Pistole ist Eigentum der UNGLA. Für jede unautorisierte Person ist der Besitz einer solchen Waffe illegal. Gehen Sie und holen Sie sie!«
    Baileys Bein stand still. Einen Augenblick lang begegnete er Carls Blick, erkannte vermutlich, was darin lag, und räusperte sich. Dann nickte er einem der Sicherheitsleute zu und las dessen Namen ganz offensichtlich von der Brusttasche seiner Uniform ab.
    »Ah, ja, Sanchez. Gehen Sie und holen Sie Mr Marsalis’ persönliche Habe.«
    Der Wachmann wandte sich zum Gehen.
    »Nein.« Carl erübrigte Sanchez einen Seitenblick und sah, wie dieser stehen blieb, eine Hand an der Tür. Er verhielt sich kindisch, das war ihm klar, aber er konnte anscheinend nicht anders. Er sah zum Direktor zurück. »Ich habe gesagt, Sie gehen los und holen sie mir!«
    Bailey wurde rot. Er rutschte von der Schreibtischkante. »Hören Sie mal, Marsalis, Sie können nicht…«
    Carl schloss mit der anderen Hand eine schmerzhaft kribbelnde Faust. Er verzog das Gesicht. Die Stimme des Direktors erstarb.
    »Sie

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