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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Internierung losging, noch immer auf der Bildfläche, und er nahm den Mars nicht als Option, also haben sie ihn nach Cimarron geschickt. Er überwand den Zaun, versteckte sich eine Weile lang in Jesusland, bis er irgendeine Bande gefunden hatte, die ihn in die Union einschmuggelte. Er war schon seit einigen Jahren in der Stadt gewesen, als er bei uns auftauchte, und hatte seinen Unterhalt mit diesem und jenem bestritten. Schieres Pech war es, dass er Ethan entdeckte, als der einen koreanischen Imbiss in Flushing verließ, und er folgte ihm bis nach Hause.«
    »Er hat ihn wiedererkannt? Ich hätte geglaubt…«
    »Klar, Ethan hat sich ein wenig Gesichtschirurgie in den Rimstaaten unterzogen, aber sie reichte nicht tief, und dieser Bursche Keegan hat die Veränderungen durchschaut. Hat immer wieder betont, es sei nicht das Gesicht, sondern die Sache als Ganze, wie Ethan sich bewegte, wie er sprach. Wie dem auch sei, er fand heraus, dass Ethan Bulle war, und stellte sich vor, es müsse sich um irgendeinen Schwindel handeln, dass er arbeitete. Die richtigen Leute erpressen. Er konnte es nicht.« In dem schwachen Licht ballte sie eine Faust. »Er wollte nicht glauben, dass Ethan seinen Detective bei der NYPD auf die harte Tour gemacht hatte. So erledigen wir solche Sachen nicht, hat er immer wieder gesagt. Du bist ein Dreizehner, Mann. Du bist kein verdammter Wiederkäuer.«
    Sie schoss ihm einen Blick zu. »So nennt ihr uns doch, nicht? Wiederkäuer. Vieh.«
    »So sagt man.«
    »Ja, nun, diesem Keegan ist es äußerst schwer gefallen zu glauben, dass Ethan sich dem Vieh vielleicht angeschlossen haben könnte. Aber sobald er es einmal geschluckt hatte, machte es alles noch schlimmer. In seinen Augen gab es jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder hatte Ethan irgendeinen schmutzigen Trick bei der Polizei laufen, in welchem Fall er mit dabei sein wollte. Oder Ethan hatte sein Dreizehner-Selbst aufgegeben und sich mit dem Herdenleben arrangiert, in welchem Falle.« Sie zuckte mit den Schultern. »He, mach ihn fertig wie jeden anderen Wiederkäuer, nicht? Hol bei ihm raus, was du kriegen kannst. Quetsch das Letzte aus ihm raus.«
    Stille tröpfelte ins Zimmer. Sie trank. Draußen auf dem Meer lagen die großen Schiffe vor Anker, warteten geduldig.
    »Was ist also passiert?«, fragte er schließlich.
    Sie sah beiseite. »Ich glaube, das wissen Sie.«
    »Ethan hat das Problem gelöst.«
    »Keegan tauchte regelmäßig im Haus auf.« Ihre Stimme war ein mechanisches Etwas, ausdrucksloser als eine billige Maschine. »Hat getan, als gehöre ihm die Wohnung. Hat sich benommen wie die beschissene Karikatur eines Dreizehners aus einem Psychomonsterstreifen von Jesusland. Hat getan, als besitze er mich, wenn Ethan nicht da war.«
    »Haben Sie Ethan davon erzählt?«
    »Das brauchte ich nicht. Er wusste, was los war. Wie dem auch sei, wissen Sie was, Marsalis? Ich kann ziemlich gut auf mich selbst aufpassen. Ich hab dieses Arschloch jedes Mal abrupt zum Aufhören gekriegt.«
    Sie hielt inne. Wählte die Worte sorgfältig aus.
    »Aber bei Keegan war’s kein Aufhören, wissen Sie. Es war bloß ein Zurückschieben. Als würde man einen bissigen Hund mit Steinen bewerfen. Man wirft einen Stein, der Hund weicht zurück. Sobald man damit aufhört, ist er wieder da und zeigt einem die Zähne. Es gibt nur eine Möglichkeit, einen Dreizehner wirklich zum Aufhören zu bewegen, nicht wahr?«
    Er zuckte mit den Schultern. »So wollen es uns die Psychomonsterstreifen weismachen.«
    »Genau. Und wir konnten das Risiko nicht eingehen, dass jemand aufmerksam wurde. Verstrickung eines Beamten in einen Tod, die Innere kommt und schnüffelt herum. Es gibt eine Autopsie, vielleicht Gentests, wodurch sich die Dreizehner-Variante herausstellt. Große Untersuchung. Keegan wusste das, und er hat es voll ausgespielt. Wie ich sagte, so oder so war er dabei, uns völlig auszuquetschen.«
    »Bis.«
    Sie nickte. »Bis ich bei meiner Heimkehr Ethan vorfand, der Kleidung im Hof verbrannte. Anschließend haben wir Keegan nie wieder gesehen. Wir haben nie ein Wort darüber verlauten lassen, das mussten wir auch nicht. Ethan hatte über die ganze linke Handfläche Schrammen. Aufgeschürfte Knöchel, Fingerabdrücke an der Kehle.« Ein blasses, erschöpftes Lächeln. »Und das Haus war sauberer, als ich es seit Monaten gesehen hatte. Überall geschrubbte Fußböden, das Bad ein Ausstellungsstück, alles nanogestaubsaugt. Man konnte das Zeug sogar noch bei der Arbeit

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