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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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gerade rechtzeitig herum, dass sie das Restaurantfenster um zwei miteinander ringende Gestalten nach außen splittern sah. Jemand kreischte.
    »Ah, verflucht!«
    Sie griff nach der Waffe, die sie hier nicht tragen durfte, die blind umhertastenden Finger registrierten das Fehlen vor der bewussten Überlegung. Sie warf sich vom Hocker – er schwankte und kippte hinter ihr, sie hörte das Klappern, mit dem er zu Boden fiel – und schoss auf den Zweikampf zu. Yavuz war neben ihr und zeigte eine genehmigte Pistole…
    Der helle Dreizehner hatte Marsalis auf dem Boden festgenagelt. Sein Arm, etwas darin, fuhr hoch, sauste wieder herab. Irgendwie drehte Marsalis sich zur Seite, tat etwas mit seinen Beinen, sodass sich das Gleichgewicht des Kampfs verschob. Névant ruderte zurück, schüttelte eine Hand aus, die mit tödlicher Gewalt auf den Betonboden aufgekommen und gebrochen sein musste. Er versuchte, den schwarzen Mann mit dem anderen Arm unten zu halten, aber es ging nicht. Marsalis rutschte einen Bruchteil zur Seite, bekam die Schulter frei. Seine Hand fuhr in die Höhe, packte zu, zog den Franzosen zu sich herab. Er schleuderte sich vom Unterleib her hoch, hart, traf Névants Gesicht mit dem Scheitel. Sevgi hörte das dabei entstehende Geräusch, und sie wurde ganz kribbelig.
    Sie schlossen zu den beiden auf.
    »Das war’s, Arschgeige.« Yavuz, auf Englisch. Stimme schockiert, heiser, Pistole an Névants Ohr gedrückt. »Spiel vorbei.«
    Névant schwankte, eine Hand aufs Gesicht gepresst, Blut tröpfelte zwischen den Fingern von einer Nase herab, die gebrochen war. Hustend, brodelnd, aber dazwischen ein Gelächter. Marsalis grunzte und schob sich unter ihm hervor, zog ein Bein heran und drückte den Franzosen mit dem Knie beiseite. Névant brach halb zusammen, die Hand immer noch aufs Gesicht gedrückt. Immer noch kichernd. Die Hand, die er dazu benutzte, war eben jene, die er sich gerade auf dem Beton gebrochen hatte.
    »Werde mir wohl«, er zog Luft ein, geräuschvoll, »am Ende selbst die Zigaretten besorgen müssen.«
    »Sieht so aus, ja.« Marsalis wälzte sich herum und kam in einer geschmeidigen Bewegung hoch. Er suchte an sich nach Schnitten von der Scheibe.
    »Ich habe dich gewarnt.«
    »Ja, und du hast es wirklich prächtig vermasselt, dieses Messer da in der Hand zu verstecken.« Die Stimme des schwarzen Mannes klang abwesend. Stirnrunzelnd drehte er die rechte Hand, und Sevgi sah blutige Bänder im Handteller. Marsalis hob die Hand an die Augen, drehte die Handfläche nach außen und schob den Ärmel hoch. Er verzog das Gesicht. Durch die Haut der äußeren Handkante zog sich ein langer Schnitt, in dem immer noch ein Glassplitter steckte.
    »Du bleibst da, du Arsch!«, sagte Yavuz zitternd zu Névant. Die Mündung der Pistole schwebte dicht vor der Stirn des hellen Dreizehners. »Du bleibst da sitzen und rührst dich nicht vom Fleck!«
    Mit der freien Hand fischte er in seiner Jacke herum, holte ein Handy hervor und drückte eine Kurzwahlnummer. In der Höhle hinter ihnen, entstanden durch das Loch im Fenster, glotzten Leute die umgestürzten Stühle und den Tisch an. Kellner standen unschlüssig herum. Ein großes, gezacktes, dreieckiges Stück Glas löste sich plötzlich von seinen Genossen im oberen Rahmen und zerbrach undramatisch in drei Teile auf dem Boden.
    An der Spitze eines pfeilgleichen, in nächster Nähe liegenden Bruchstücks sah Sevgi das glitzernde Messer, wo Névant es fallen gelassen hatte. Da begriff sie die Worte, die die beiden Dreizehner gerade miteinander gewechselt hatten. Sie starrte Marsalis an.
    »Sie… wussten, dass er das tun würde?«
    Der schwarze Mann packte den Glassplitter zwischen Daumen und Zeigefinger und zog ihn langsam aus der Wunde heraus. Einen Moment lang drehte er ihn in dem dämmrigen Licht hierhin und dorthin und ließ ihn dann fallen.
    »Nun ja.« Er ballte die verletzte Hand und verzog erneut das Gesicht. »Es bestand immer das Risiko, dass er die Fassung verlieren würde, ja.«
    »Sie haben uns gesagt, dass Sie beide Freunde seien!«
    Ersticktes Glucksen seitens Névant, der jetzt mit dem Rücken am unbeschädigten benachbarten Fensterrahmen saß. Marsalis sah Sevgi über seine Verletzung hinweg gleichmütig an.
    »Ich habe, glaube ich, gesagt, dass wir miteinander auskämen.«
    Sevgi wurde sich des Pochens in Brust und Schläfen bewusst. Sie holte lange und tief Atem, machte Bestandsaufnahme. Winkte umher.
    »Und Sie nennen das hier ›miteinander

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