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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinter dem Steuerrad, die Hände sauber im Schoß gefaltet, das Gesicht weggerissen, und die Gehirnmasse tropfte ihm am Hemd herab wie verschütteter Fleischsaft. Der Soldat, der das Maschinengewehr bemannt hatte, hing verdreht über dem Heck des Jeeps, einen Fuß in etwas verstrickt, das wohl verhindert hatte, dass der Aufprall der Geschosse aus der Imbel ihn völlig vom Fahrzeug geschleudert hatte. Sein Kopf berührte fast das Evercrete der Straße, das Gesicht des Jungen war schlaff vor Entsetzen, und er starrte Carl aus reglosen, verdrehten Augen an, als er an ihm vorüberging.
    Der verbliebene Mann lag zusammengekauert im Heck des Jeeps wie ein Kind, das Verstecken spielte. Im schwachen Licht leuchtete das Blut nass und dunkel auf seinem Kampfdrillich, aber seine Brust hob und senkte sich noch. Carl packte ihn an der Schulter. Die Augen des Soldaten flackerten benommen und öffneten sich. Einen Moment lang sah er Carl amüsiert an. Blutige Speicheltröpfchen perlten über seinen Mundwinkel, als er die Lippen öffnete.
    »Onkel Gregorio«, murmelte er schwach. »Was tust du denn hier?«
    Carl sah ihn nur an, und die Augen des Soldaten schlossen sich wieder. Der Kopf fiel zur Seite und blieb an der inneren Zierleiste des Jeeps liegen. Carl streckte erneut die Hand aus und tastete nach dem Puls. Er seufzte.
    Ertekin trat an seine Seite.
    »Du bist okay?«, fragte er abwesend.
    »Ja. Marsalis, du hast Blut…«
    »Nicht meins. Darf ich mir dieses Marstech-Teil von dir eine Sekunde lang ansehen?«
    »Äh. Natürlich.«
    Sie reichte ihm die Waffe und übernahm die Imbel, die er ihr im Austausch hinhielt. Einen Moment lang wog er die Beretta in der Hand, überprüfte den Sicherheitsbügel und die Anzeige für die Ladung. Dann hob er sie an und schoss dem jungen Soldaten durchs Gesicht. Der Kopf des Jungen fuhr ruckartig zurück. Pendelte herum. Er sicherte die Waffe, legte die Hand um den Lauf und reichte Ertekin die Pistole zurück.
    Sie nahm sie nicht. Ihre Stimme, als sie endlich sprach, war vor Ärger straff im Zaum gehalten.
    »Warum, zum Teufel, hast du das getan?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Weil er nicht tot war.«
    »Also hast du ihn auf diese Weise umbringen müssen?« Jetzt sickerte der Ärger durch. Auf einmal schrie sie ihn an. »Sieh ihn dir an, Marsalis! Er war keine Bedrohung, er war verwundet…«
    »Ja.« Carl winkte über die verlassene Straße und die leere Landschaft dahinter. »Siehst du dort draußen irgendwo ein Krankenhaus?«
    »In Arequipa…«
    »In Arequipa wäre er eine verdammte Belastung gewesen.« Er ließ jetzt ein wenig seines eigenen Ärgers heraus. »Ertekin, wir müssen rasch zu Greta Jurgens, bevor sie herausfindet, was wir hier unten heute Nacht getan haben. Wir haben keine Zeit für Krankenhausbesuche. Dies ist kein… was?«
    Ertekin runzelte die Stirn. Den Ärger stellte sie für den Moment zurück, als sie in ihre Jackentasche griff. Sie fischte ihr Handy heraus, das leise vibrierte und dessen Ränder in einem blassen, kristallinen Licht pulsierten.
    »Oh, jetzt verarschst du mich aber, verdammt!« In erschöpftem Unglauben sah Carl die Straße hinab. »Zu dieser Nachtzeit?«
    »Hat vorher schon geklingelt«, meinte sie und hielt sich den Apparat ans Ohr. »Kurz bevor das Feuerwerk losging. Hatte keine Zeit, das Gespräch anzunehmen. Ertekin.«
    Dann hörte sie schweigend zu. Drückte ein paar Mal einsilbig ihre Zustimmung aus. Schaltete ab, und dann war das Handy wieder verschwunden. Ihr Gesicht war ruhig und nachdenklich.
    »Norton«, vermutete er.
    »Ja. Zeit für die Heimkehr.«
    Er sah sie mit offenem Mund an. »Was?«
    »Genau.« Sie begegnete seinem Blick, und etwas Härteres lag in der Ruhe. »RimSich hat angerufen. Sie haben eine Leiche. Wir müssen zurück.«
    Carl schüttelte den Kopf. In seinen Nerven zuckten die Nachwirkungen des Feuerkampfs und feuerten das Netz in falschem Alarm hoch. »Also haben sie eine Leiche. Eine weitere Leiche. Große fette Sache, aus der du jetzt aussteigen willst, wo wir gerade irgendwohin gekommen sind?«
    Ertekin sah sich unter dem Gemetzel um. »Das nennst du irgendwohin kommen?«
    »Sie haben versucht, uns aufzuhalten, Sevgi. Sie haben versucht, uns zu töten.«
    »Sie haben uns auch schon in New York versucht zu töten. Möchtest du dahin zurück? Übrigens, Névant hat versucht, dich in Istanbul umzubringen. Gewalt folgt deinem Pfad, Marsalis. Ebenso wie bei Merrin, ebenso wie…«
    Sie biss sich auf die Lippen.
    Carl sah sie

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