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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich auf den Asphalt. Trat das kreischende, sich umherwälzende Opfer mit dem zerschmetterten Gesicht beiseite, schnappte sich das Sturmgewehr des Mannes. Nebenbei registrierte er, dass es eine vom Gebrauch abgenutzte brasilianische Imbel war, nicht so ganz das neueste Modell, aber…
    Von irgendwoher feuerte das auf dem Jeep aufgebockte Maschinengewehr los. Der Lärm riss die Nacht auseinander. Stotterndes Gedonner und das zerschmetternde Klirren von .50er-Salven, die von der gepanzerten Flanke des COLIN-Fahrzeugs wegspritzten. Marstech, Marstech, wir haben, haben Marstech! Der idiotische Reim marschierte durch seinen Kopf, blitzlichtartige Bilder der Kinder, die ihn draußen vor den Kaugummifabriken in Wells gesungen hatten. Carl grinste, ein knappes, verzerrtes Kampf-Grinsen, kroch unter der Deckung, die ihm der Jeep verlieh, heran und steckte die Imbel unter das Fahrzeug. Er erwiderte großzügig das Feuer durch den Spalt und brach dann ab. Verwirrtes Rufen, das Maschinengewehr hustete und schwieg plötzlich. Carl drückte das Gesicht flach auf die Oberfläche der Straße und sah hinüber. Nichts – er war immer noch geblendet von den Scheinwerfern. Er drückte beide Augen fest zu, versuchte es erneut.
    »Verfluchtes Stück verdrehte Scheiße…«
    Der verletzte Soldat hatte sich auf ihn geworfen, die Fäuste flogen, das Gesicht hing in Fetzen herab, wo es der Spaten abgetrennt hatte. Er stieß eine hohe, weinerliche Schimpfkanonade aus, die Wut eines Knaben. Carl hieb ihm mit dem Spatenstiel unter das Kinn, dann traf er ihn in die Gegend der Verletzung.
    Der Soldat kreischte und wich zusammengekrümmt zurück. Carl brachte den Lauf des Sturmgewehrs herum. Kurze, stotternde Salve. Das Mündungsfeuer erhellte das zerstörte Gesicht des Jungen und berührte ihn an der Brust wie magisches Geknister – schleuderte ihn über die Straße davon wie Lumpen.
    Das Maschinengewehr ging wieder los und erstarb ebenso abrupt auf einen gebrüllten Befehl aus dem Jeep hin. Nach wie vor grinsend erhob sich Carl und kroch zum Kotflügel des COLIN-Fahrzeugs. Er duckte sich und kniff die Augen zusammen, entrang seinem vom Scheinwerfer verbrannten Sehvermögen weitere Details. Erkannte die Silhouette des Soldaten, der das aufgebockte Maschinengewehr bemannte. Etwa vierzig Meter, schätzte er. Es schmerzte, die Einzelheiten durch die Pupillen festzuhalten, aber…
    Bringt es besser hinter dich.
    Als hätte sie ihn gehört, knallte Ertekins Marstech-Waffe erneut durch die Nacht, drei Mal in rascher Folge. Der Soldat am Maschinengewehr wirbelte seine Waffe herum und folgte dem Geräusch. Carl legte die Imbel an die Schulter, tauchte über der Haube des Jeeps auf, drückte die Waffe an sich und zog den Hahn. Lautes Dröhnen an seinem Ohr, der Mündungsblitz stach erneut in die kühle Luft. Lange Salve, zurückfallen in die Deckung, nicht aufhören, nachsehen…
    Aber er wusste es bereits.
    Das Maschinengewehr schwieg.
    Er wartete noch eine weitere Minute ab, nur um auf Nummer Sicher zu gehen – nur um diese beschissene Arroganz der Dreizehner nicht überhandnehmen zu lassen, stimmt’s, Sutherland? –, und hielt dann die Waffe wiederum über die Motorhaube, mit dem Kolben zuerst. Kein Gegenfeuer. Er glitt zur Rückseite des COLIN-Jeeps und schob den Kopf weit genug herum, dass er das andere Fahrzeug erkennen konnte.
    Schweigen. Gefallene im und entlang des offenen Jeeps. Das aufgebockte Gewehr, starr und skelettartig inmitten des Gemetzels, unbemannt und mit dem Kolben zum Himmel zeigend.
    Carl trat aus der Deckung. Hielt inne. Schob sich langsam voran, während das Pochen des Netzes an seinen Nerven abebbte, da der Kampf vorüber war. Er legte die Entfernung zum anderen Jeep in einem vorsichtigen Bogen zurück. Aus dem Augenwinkel erkannte er Ertekin, die von der Seite des Abhangs, wo sie sich versteckt gehalten hatte, auf die Straße herabstieg. Er erreichte den Jeep ein gutes Stück vor ihr, umkreiste ihn einmal achtsam und stand dann da und betrachtete sein Werk.
    »Na ja, das hat anscheinend funktioniert«, meinte er zu niemand Besonderem.
    Es sah so aus, als wäre der Sergeant vom Jeep herabgesprungen und unterwegs gewesen, seine Männer zu unterstützen, als er in den Geschosshagel von der Imbel hineingerannt war. Jetzt lag er mit dem Rücken gegen das Vorderrad geschleudert wie ein Betrunkener, der gerade über die Bordsteinkante gestolpert war. Über seiner zusammengesackten Gestalt saß der Fahrer des Jeeps immer noch

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