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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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unordentlichen Aufpralls hinter ihr. Die Tür, mit dem Code geöffnet, schwang bereits nach innen. Sie spürte, wie die riesige Hand eines ihrer Leibwächter sie im Kreuz traf, sie wirklich und wahrhaftig nach drinnen schob. Sie stolperte in dem engen Büro gegen die Kante eines Schreibtischs und rang nebelhaft um Verständnis.
    Wir werden angegriffen.
    Unmöglich. Ihr Verstand wies das sogleich von sich, Einwände kamen verschwommen, rasch. Manco hatte den Banden aus Arequipa vor einem Jahrzehnt seinen Stempel aufgedrückt, hatte sie zu Verbündeten gemacht, den Rest ausradiert. Niemand – niemand – war so dumm, sich dagegen aufzulehnen. Und der Hof, der weiß gepflasterte Hof, war makellos sauber gewesen, als sie ihn durchquert hatten, zu dieser frühen Stunde absolut leer.
    Das Geräusch hinter ihr, es spulte sich nochmals in ihrem Kopf ab. Das Gefühl des Schocks sprang ihr ins Blut, als sie es zusammensetzte.
    Jemand war vom gepflasterten Weg hoch über dem Kreuzgang herabgekommen, war mehr als fünf Meter tief direkt auf einen ihrer Begleiter gesprungen. Vollendete jetzt draußen, was er angefangen hatte…
    Isaac prallte gegen die Türschwelle und sackte, sich festklammernd, in sich zusammen. Blut verklebte ihm das Haar und strömte ihm zwischen den Augen das Gesicht herab. Zuckend bemühte er sich, wieder auf die Beine zu kommen. Es misslang, und er fiel zurück.
    Hinter ihm zeigte sich die Silhouette einer schwarzen Gestalt vor dem zunehmenden Glanz der frühen Morgensonne. Etwas plumpste in ihr träges Blut, ein tiefer Ruck instinktiver Furcht, knapp vor dem Wiedererkennen.
    »Morgen, Greta. Überrascht, mich zu sehen?«
    »Marsalis.« Sie fauchte das Wort heraus, ihre Wut überschwemmte ihn. »Was, zum Teufel, machen Sie denn da?«
    Er betrat vorsichtig das Büro, umging dabei mit katzengleicher Behutsamkeit und einem misstrauischen Seitenblick den zusammengesunkenen Isaac. Hinter ihm sah sie durch die offene Tür Salesi reglos ausgestreckt auf dem weiß-grauen Schachbrettmuster des Hofs liegen, wie ein gestrandeter Wal. Marsalis hatte keinen Kratzer an sich, atmete offenbar nicht einmal schwer. Er stand einfach bloß in Reichweite da und sah sie gleichmütig an.
    »Ich habe nicht viel geschlafen, Greta. Ich an Ihrer Stelle würde das im Hinterkopf behalten.«
    »Ich habe keine Angst vor Ihnen.«
    Er sah ihr an, dass es stimmte. Lächelte ein wenig. »Vermutlich nicht. Willkommen in der Bruderschaft der Verdrehten, hm? Alle miteinander bloß Monster.«
    »Ich wiederhole.« Sie stieß sich von der Kante des Schreibtischs ab und reckte sich ihm entgegen. »Was, zum Teufel, machen Sie hier?«
    »Ich könnte Manco vielleicht dieselbe Frage stellen. Sehen Sie, bislang bin ich ziemlich höflich gewesen. Ein paar rasche Worte, und Sie sind mich los. Kein Schaden, keine Unterbrechung, alle sind glücklich. So möchte ich es haben, auf je…«
    »Wir bekommen nicht immer, was wir haben wollen, Marsalis. Hat Ihnen Ihre Mami das nie erzählt?«
    »Doch. Sie hat mir auch erzählt, dass es von schlechten Manieren zeugt, jemanden zu unterbrechen.« Schnell wie ein Peitschenhieb streckte er die Hand aus, und ihre Sonnenbrille war verschwunden. Er hielt sie fest. Das Wasser schoss ihr in die Augen, und alles verschwamm vor ihr. »Wie gesagt, Greta, ich könnte eigentlich ruckzuck niemandem mehr lästig fallen. Stattdessen hat allerdings jemand letzte Nacht, während ich unterwegs zu Ihnen war, eine Handvoll Ihrer illustren hiesigen Soldaten dafür bezahlt, mich verschwinden zu lassen.«
    Sie blinzelte heftig, um wieder sehen zu können. Verfluchte im Stillen die Tränen, die sichtbar aus den Augenwinkeln traten.
    »Wie schade, dass es ihnen nicht gelungen ist.«
    »Ja, heutzutage ist einfach auf keinen Helfer mehr Verlass. Der Punkt, Greta, ist der, wem ich wohl die Schuld dafür geben soll?«
    Sie neigte den Kopf, um an ihm vorbei auf die zusammengesackte Gestalt an der Tür zu sehen. »Für mich sieht das so aus, als hätten Sie sich bereits entschieden.«
    »Sie verwechseln Absicht mit Notwendigkeit. Ich glaube, Ihre Insulanerfreunde wären nicht besonders scharf darauf gewesen, dass wir uns für eine Plauderei zusammengesetzt hätten.«
    Sie hielt seinem Blick stand. »Ich sitze anscheinend nicht.«
    Einen Moment lang starrten sie einander an. Dann zuckte er mit den Achseln und warf ihre Sonnenbrille auf den Tisch. Er nickte zu dem Sessel dahinter.
    »Bitte sehr!«
    Sie trat um den Tisch herum und setzte sich. An

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