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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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bemerken…«
    Sie hielt inne, saß schweigend da.
    Ein verdammter Ausrutscher, erkannte sie entsetzt, Ende des Zyklus. Verdammte verräterische genetische Scheiß-Modi…
    Marsalis nickte. »Zu dumm, um was zu bemerken?«
    »Zu bemerken. Dass er uns brauchte, aber wir ihn nicht im Geringsten brauchten.«
    »Das haben Sie nicht sagen wollen.«
    »Oh, jetzt sind Sie also auch noch ein verdammter Telepath?«
    Er rutschte vom Schreibtisch herunter. »Machen wir es doch nicht noch unangenehmer, als es unbedingt sein muss, Greta.«
    »Einverstanden. Eigentlich könnten wir doch gleich mit diesem Scheiß aufhören.«
    Die neue Stimme ließ sie beide einige Sekunden lang wie erstarrt dastehen. Greta richtete den Blick auf die Gestalt im Türrahmen und wandte ihn dann gerade rechtzeitig ab, um mitzubekommen, wie Marsalis resigniert in sich zusammenfiel. Seine Lippen formten ein Wort, einen Namen, und sie begriff im selben Moment, verwirrt, jedoch absolut sicher, dass alles vorüber war.
    Sevgi Ertekin betrat den Raum, die Marstech-Beretta in der Hand.
     
    Im Taxi saßen sie starr da, mit dreißig Zentimetern Kunststoffsitz zwischen sich, und starrten zu den jeweils entgegengesetzten Fenstern auf die vorüberstreichenden Häuserfronten. Draußen befand sich die Sonne auf ihrem Weg in einen makellos blauen Himmel hinauf, schlug die Frische des frühen Morgens aus der Luft und ließ das weiße vulkanische Gestein der alten Stadt fast glühen. Der Verkehr ballte sich bereits auf den Hauptstraßen zusammen und verlangsamte das Vorankommen zu einem ruckartigen Kriechen.
    »Wir werden unseren verdammten Flug verpassen«, meinte sie grimmig.
    »Ertekin, von hier aus starten ein Dutzend Flüge pro Tag nach Lima. Wir werden kein Problem haben, von hier wegzukommen.«
    »Nein, aber wir werden ein verdammt großes Problem dabei haben, das Suborbital nach Oakland in Lima zu erwischen, falls wir den Flug hier verpassen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Also warten wir in Lima und nehmen einen späteren Sprung nach Oakland. Der Knabe, den sie gefunden haben, ist tot, stimmt’s? Er hat’s also nicht eilig.«
    Sie fuhr zu ihm herum. »Was hast du da gemacht, zum Teufel noch mal?«
    »Eine Quelle angezapft. Wie hat es denn ausgesehen?«
    »Für mich? Hat so ausgesehen, als wärst du dabei gewesen, eine Beichte aus ihr herauszuprügeln.«
    »Ich habe keine Beichte haben wollen. Ich glaube, sie weiß wirklich nichts über unser kleines Empfangskomitee von letzter Nacht.«
    »Wie blöd, dass du das nicht rausgefunden hast, bevor du dich auf die angeheuerten Helfer gestürzt hast.«
    Carl zuckte mit den Schultern. »Sie werden’s überleben.«
    »Derjenige im Hof vielleicht nicht. Ich habe unterwegs nach ihm geschaut. Wenn ich raten soll, so hast du ihm den Schädel gespalten.«
    »Das ist wohl kaum der Punkt.«
    »Nein, der Punkt ist der, dass ich dir gesagt habe, wir wären hier fertig. Ich habe dir gesagt, wir würden bis zum Abflug im Hotel bleiben. Der Punkt ist der, dass du mir gesagt hast, du würdest dich dran halten.«
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    Sie sagte unterdrückt etwas auf Türkisch. Er überlegte, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte, dass er geschlafen hatte, jedoch nicht allzu lang. Erwacht war wegen der Träume von Elena Aguirre, die neben ihm gestanden und ihm in der Düsternis des Laderaums der Felipe Souza etwas zugemurmelt hatte. Einen eisigen Moment lang hatte er geglaubt, sie stünde in der dunklen Hotelsuite neben seinem Bett und starre mit funkelnden Augen auf ihn herab. Er hatte sich angezogen und war ausgegangen, es hatte ihn gejuckt, gewalttätig zu werden, irgendetwas zu tun, das die Machtlosigkeit vertreiben würde, an die er sich erinnerte.
    Stattdessen sagte er zu ihr: »Sie kennt Merrin.«
    Kurzzeitiges Schweigen, ein kaum wahrnehmbares Versteifen, dann die fast unmerkliche Veränderung ihres Profils am Fenster, ein einzelner Blick von der Seite.
    »Ja, genau.«
    »Ich habe ihr eine lange Liste von Namen runtergebetet, zumeist Opfer von deiner Liste. Merrin war der Einzige, der eine Reaktion hervorrief. Und als ich zum nächsten Namen weiter bin, hat sie sich richtiggehend entspannt. Entweder kannte sie ihn aus seiner Zeit vor dem Mars, oder sie kennt ihn jetzt.«
    »Oder sie kennt jemand anderen mit diesem Namen oder hat ihn einmal gekannt.« Sie sah wieder zum Fenster hinaus. »Oder es hörte sich an wie etwas oder jemand, den sie kannte, oder du hast ihre Reaktion missverstanden. Du jagst Schatten,

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