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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Stirn. »Moment mal. Da hat’s einen Einsatz in Bolivien gegeben, nicht wahr? Im Jahr achtundachtzig, achtundneunzig?«
    »Achtundachtzig«, sagte Sevgi. »Argentinien und Bolivien. Aber der ist umstritten, viele Daten besagen, dass er gar nicht dort unten gewesen ist. Er wurde zur selben Zeit ebenfalls als Anführer eines Kommandos in Kuwait City festgemacht.«
    »Ja, aber falls er dort war«, argumentierte Norton mit plötzlicher Begeisterung, »wäre das ein Kontaktpunkt. Wenn also Bambaren vielleicht herausfindet, dass er einen Bruder hat, von dem er nichts wusste, und…«
    »Und was, Tom?« Sevgi schüttelte gereizt den Kopf. »Sie sind sich begegnet, sie haben ein paar Bier zusammen getrunken, und Merrin macht sich pflichtgemäß auf den Weg zur Befriedung von Städten im Rim. Sechs Jahre später geht er zum Mars, und zwölf Jahre danach braut irgendeine familia auf der Marsseite einen bescheuerten Racheplan zusammen, wählt Merrin für den Job aus, und Merrin taucht auf und sagt, oh, he, ich hab ’nen Halbbruder auf der Erde, der mir dabei helfen kann. Nun komm schon, das bringt’s nicht. Da muss noch was anderes sein, eine engere Verbindung als das da.«
    »Die gibt’s wahrscheinlich«, sagte Carl zu ihnen. »Ich habe gesagt, es gäbe ein paar Gründe dafür, weshalb Ihre N-Dschinns nichts erreicht haben und mein Researcher sehr wohl. Nun, der zweite Grund ist der, dass es weit mehr an Datenvernebelung gab, und die datiert aus wesentlich jüngerer Zeit als diese ganze historische Sache. Jemand da draußen ist nach wie vor sehr besorgt darum, den Deckel auf dieser ganzen Kiste zu halten.«
    »Jemand, der Carmen Ren benutzt«, überlegte Sevgi. »Sie beschäftigt.«
    »Das ist ein Ansatzpunkt«, gab Carl zu.
    »Haben sie deine Stecknadelwanze zerstört?«
    »Nein, sie haben sie nach wie vor. Wir könnten vermutlich versuchen, sie wieder ins Spiel zu bringen. Nachsehen, ob wir Ren anlocken können. Aber ich glaube nicht, dass das funktioniert, dazu ist sie zu schlau. So viel Schweigen, da weiß sie, dass sie aufgeflogen ist.«
    »Was bleibt uns da also noch?«, fragte Norton.
    »Da bleibt uns noch Bambaren«, erwiderte Carl grimmig. »Wir gehen da runter und trampeln auf ihm rum, bis er uns sagt, was wir wissen wollen.«
    »Und Onbekend?«, fragte Sevgi mit einem merkwürdigen Licht in den Augen.
    Schweigen. Norton beeilte sich, es zu füllen. »Hab das gestern überprüft. Mit Coyle gesprochen. Keinerlei Aufzeichnung, die zu der Beschreibung passt, die ihr beide geliefert habt. Aber Onbekend ist ein Name aus den Niederlanden, anscheinend haben ihn die dortigen Behörden allen zugewiesen, die keinen festen Familiennamen auf ihren Identitätsdokumenten hatten.« Er verzog das Gesicht. »Er bedeutet ›Unbekannt‹.«
    Sevgi hustete ein Gelächter heraus. »Oh, sehr gut!«
    »Ja, anscheinend haben ihn letztes Jahrhunden am Ende einige Indonesier erhalten, weil sie keinen Familiennamen in dem Sinne hatten, wie die Holländer das verstanden. Er ist im ganzen pazifischen Rim ziemlich verbreitet…«
    Er hielt inne, weil Sevgi ununterbrochen weiterhustete. Es wurde schlimmer, bis es sie am ganzen Leib schüttelte. Dies war die Rückkopplung durch den Stimulus, den das Format im echten Leib auf ihrem Krankenbett auslöste. Der Reiz war so heftig, dass sie sich im Stuhl vornüber krümmte, und dann verschwand ihr Abbild und kehrte wieder zurück, als ihr die innere Konzentration abhanden kam. Carl und Norton wechselten schweigend einen Blick.
    Erneut flackerte Sevgis Gestalt, dann stabilisierte sie sich. Sie keuchte und gewann anscheinend wieder die Kontrolle über sich zurück.
    »Bist du okay, Sev?«
    »Nein, Tom. Ich bin überhaupt nicht okay, verdammt.« Sie zog schwer den Atem ein. »Ich liege im Sterben, verflucht. Tut mir leid, wenn das Probleme verursacht.«
    Erneut warf Carl einen Blick auf Norton und war überrascht von dem jähen Gefühl des Mitleids für den anderen Mann.
    »Vielleicht legen wir besser eine Pause ein«, sagte er ruhig.
    »Nein, es ist…« Sevgi schloss die Augen. »Tut mir leid, Tom. Das war unverzeihlich. Ich hatte keinen Grund, dich so anzufahren. Jetzt geht’s mir wieder besser. Kehren wir zu Onbekend zurück.«
    Sie taten es, schlecht und recht, aber der Vorfall stand zwischen ihnen wie eine weitere Gegenwart. Das Gespräch verlief stockend, wurde immer zögernder, versandete schließlich. Sevgi wollte Nortons Blick nicht begegnen, saß bloß da und verdrehte die Finger im

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