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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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genetische Spur ins System gerät, ist er genauso aufgeschmissen, als würde Ortiz’ Erpresser weitermachen und die Sache laut hinausposaunen. Weil der einzige lebende Dreizehner, der vermutlich jenen Genabdruck hat, auf dem Mars ist. Wenn er sich also bei einem Haufen von Mordopfern im Rim oder in der Republik zeigen würde, würde die Hölle losbrechen. Damit konfrontiert er Ortiz, das ist der Knackpunkt.«
    »Und Ortiz ist bei COLIN«, sagte Norton überlegend.
    »Genau. Also heckt er das perfekte Alibi für Onbekend aus. Nicht nur, dass sie Merrin vom Mars zurückholen, damit er zu jeder genetischen Spur passt, die sich irgendwo zeigt, sondern sie bauen ihn auch als Sündenbock für die ganze Reihe von Morden auf. Halten ihn in Reserve, während Onbekend das Töten erledigt, und lassen ihn dann auf irgendeine plausible Art und Weise zu Tode kommen und von RimSich finden. Stellen sie es geschickt an, können sie es sogar so arrangieren, dass RimSich ihn erwischt und selbst tötet. Alle bekommen Orden, und niemand sieht zu genau bei der Nachuntersuchung hin, weil alles so verdammt sauber ist. Schließlich lässt sich mit genetischen Spuren nicht diskutieren, und da liegt dein Monster, tot im Staub.«
    Norton sah seinen Bruder an und konnte das Gefühl, das in ihn einsickerte, nicht benennen. Er hoffte, es wäre Mitleid.
    »Kein Wunder, dass Ortiz anfangs gezahlt hat, Jeff«, sagte er zu ihm. »Er brauchte die Zeit, um das alles in Gang zu setzen. Er musste Merrin zurückholen, bevor sich Onbekend ans Werk machen konnte.«
    »Und Onbekend kam über die texanische Grenze und fing mit Tanaka an.« Marsalis nickte. »Er hätte gleich wieder aufhören können, wenn er es nur gewusst hätte. Aber er wusste es nicht, bekam auch nicht die Chance, es aus Tanaka herauszukitzeln, hätte es sich andernfalls vielleicht nicht mal leisten können, ihm zu vertrauen, also macht er weiter. Er mordet sich quer durch die Republik, weil das die Leichtesten sind – unterfinanzierte Polizeidepartments, Datentechnologie nicht gerade auf dem neuesten Stand, höchste Mordrate auf dem Planeten sowie eine gewaltige Unterklasse, wo er sich verstecken kann. Er macht sich erst zum Rim auf, nachdem die leichte Arbeit erledigt ist, und geht jetzt langsamer vor, weil er es mit RimSich zu tun hat. Aber trotzdem, Jasper Whitlock und Toni Montes, er kommt mit ihnen durch, wahrscheinlich bleibt nur noch eine Handvoll übrig, und dann…«
    Beide wandten sich Jeff Norton zu.
    »Was ist passiert?«, fragte ihn Marsalis leise. »Sie haben die Nerven verloren, haben beide Enden gegeneinander ausgespielt? Haben geglaubt, Ortiz sei Ihnen auf die Schliche gekommen, wüsste, dass Sie letztlich Teil des Ganzen waren? Sie sind allmählich zu der Überzeugung gekommen, Onbekends letzte Kugel sei für Sie bestimmt?«
    »Nein!«
    »Lügen Sie mich nicht an, verdammt!«
    »Was ist in New York passiert?« Norton sah seinem Bruder genau ins Gesicht. »Jemand ließ auf Ortiz schießen. Tanaka war das nicht, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, denn er sah sich bereits die Kartoffeln von unten an. Damit bleibst nur noch du, Jeff.«
    Jeff sah beiseite.
    »Es waren Tanakas Leute«, murmelte er. »Todesversicherung. Für den Fall, dass etwas schief ginge, hatte er mir diese Nummer aus Houston gegeben, falls er nicht die Zeit hätte, vor seiner Flucht alles in die Wege zu leiten. Oder falls er… es nicht schaffen würde. Der Vertrag war bereits bezahlt, ich musste bloß anrufen.«
    »Lange genug damit gewartet, hm?« Marsalis hustete ein Gelächter heraus. »Oder hat diese Mannschaft von Genies vier Monate gebraucht, um von Texas in die Union zu kommen?«
    Norton schnippte mit den Fingern. »Whitlock.«
    Er sah seinen Bruder bei der Erwähnung des Namens zusammenzucken. Oh, mein Gott, Jeff. Musste es in Worte fassen, damit er es hörte, damit er es glaubte.
    »Onbekend ist über die Grenze in die Rimstaaten gelangt, und er hat Whitlock getötet, am zweiten Oktober. Du musst es in den Nachrichten gehört haben, Whitlocks Gesicht erkannt haben.«
    »Ja, genau hier im Bay-Gebiet.« Marsalis stieß einen langen und leisen Pfiff aus, spöttisch-besorgt. »Einfach ein bisschen zu nah dran, nicht, Jeff?«
    »Also hast du angerufen«, sagte Norton tonlos.
    »Na gut, ja. Ich habe angerufen, verdammt!«
    Marsalis schnaubte. »Und alles kam knirschend zum Stehen. Onbekend in Schach, zumindest, bis er herausfindet, ob Ortiz überleben wird.«
    »Du hast mich unmittelbar

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