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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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er auf dem Weg zum Altiplano war, mit einer Schulter voller Löcher von einer Marstech-Waffe.«
    »Sie haben ihn hier behandelt?«
    »In der Notaufnahme einer Klinik von Human Cost, ja. Drüben in Carmel.«
    Marsalis ging mit einer geschmeidigen Bewegung wieder in die Höhe. Norton sah, wie die Finger des Dreizehners den Briefbeschwerer fester packten, sah die Haltung des Arms. Er trat rasch dazwischen, versperrte Marsalis körperlich den Weg. Sein Blick krallte sich in den des anderen Mannes.
    »Nein«, sagte er sehr ruhig. »Bitte.«
    Marsalis stand gekrümmt da. Als er wieder sprach, war es ebenfalls kaum lauter als ein Gemurmel. »Stellen Sie sich mir nicht in den Weg, Norton!«
    »Er hat Sevgi nicht getötet.« Norton sah auf Jeff hinunter, der zusammengesunken in der Ecke des Sofas kauerte und teilnahmslos in sein leeres Glas starrte. Die beiden anderen Männer schien er kaum wahrzunehmen. »Sehen Sie, Sie wollen hinter Onbekend her. Da bin ich dabei. Auch hinter Ortiz, wenn Sie das möchten. Aber das hier ist mein Bruder, Marsalis.«
    »Er wird sowieso untergehen, Norton. Dafür wird er dreißig Jahre in einem RimSich-Knast absitzen, Minimum. Ich erweise ihm einen Gefallen.«
    Aber ein wenig der Spannung schien aus der Haltung des Dreizehners zu weichen. Norton hob die Hand, die Handfläche nach außen gekehrt. Die kleine Geste für genug.
    »Marsalis, bitte. Ich bitte Sie darum. Er ist mein verdammter Bruder!«
    Einen Augenblick länger verharrte Marsalis starr. Es war, als stünde man einer Mauer gegenüber.
    »Ortiz und Onbekend«, sagte er, als hake er eine Liste ab.
    Norton nickte. »Was Sie brauchen.«
    Und der Augenblick verstrich. Marsalis ließ los, Norton sah es aus ihm heraussickern wie schwarzes Wasser, das in einem Abfluss verschwindet. Er zuckte mit den Schultern und warf Jeff den Briefbeschwerer in den Schoß. Jeff fuhr ruckartig hoch, ließ das leere Glas fallen und fummelte mit beiden Händen herum, damit das kugelrunde Schmuckstück nicht auf den Fußboden rollte.
    »Verdammt, weswegen haben Sie das getan?«, murmelte er.
    »Das werden Sie nie erfahren«, erwiderte Marsalis. Dann wandte er sich zur Tür und sagte im Davongehen: »Behalten Sie ihn hier, Norton. Rühren Sie die Telefone nicht an, benutzen Sie auch nicht Ihres. Wir müssen ihr ganzes Netz so einfrieren und aufbewahren, wie es gerade ist. Ich rufe Rovayo von der Straße aus an und schicke eine Abteilung von der Spurensicherung von RimSich rüber. Das wird ihr Tag werden – es sollte ausreichen, um die Tore der Cat wieder weit für eine Razzia aufzureißen.«
    »Stimmt.«
    An der Tür hielt er inne und sah zurück. »Und nicht vergessen: Wir haben jetzt eine Abmachung.«
    Norton hörte ihn den Korridor hinabgehen. Dann wandte er sich wieder seinem Bruder zu. Jeff sah uninteressiert zu ihm auf.
    »Was jetzt?«
    Jähe, pulsierende Wut von den Sohlen der Schuhe hinauf bis in seinen Schädel. Er hielt sie so gut zurück, wie es nur ging.
    »Weißt du«, sagte er fast gleichmütig, »ich habe Megan von dir und Nuying erzählt.«
    Jeff sah mit offenem Mund hoch, die Augen vom Cognac verschleiert und voller Verwirrung.
    »Vielleicht ist das etwas zu einfach ausgedrückt. Vermutlich könnte man sagen, sie hat es aus mir herausgeholt. Oder vielleicht nicht mal das, vielleicht wollten wir beide, dass es gesagt wurde, und wir haben einander einfach dabei geholfen. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass sie bereits eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, dass da was lief.«
    Unbeholfen wollte sich sein Bruder erheben.
    »Du verdammter Verräter!«, sagte er mit schwerer Zunge.
    »Bleib sitzen, Jeff!« Plötzlich schoss die Wut aus ihm heraus, wollte sich nicht mehr zurückhalten lassen. »Weil ich dich andernfalls eigenhändig töten werde!«
    Und da, da war er plötzlich. Der Augenblick, der über zwei Jahre lang in ihm geschwärt hatte. Sein Bruder sah ihn verblüfft an wie ein Reh, das in die Scheinwerfer eines Autos starrte.
    Er zog den Atem ein. Er würde das wirklich tun.
    »Willst du wissen, was Megan getan hat, nachdem sie es herausgefunden hatte?« Ein weiterer heftiger Atemzug. »Sie hat mich gebumst, Jeff. Wir sind in irgendein Motel oben in der Nähe von Nevato gefahren, und sie hat mich richtig gehend durchgebumst. Den ganzen Nachmittag lang und die Nacht. Der beste Sex, den ich jemals hatte.«
    Und jetzt fuhr Jeff vom Sofa hoch, mit den Armen wild um sich schlagend, brüllend, die Fäuste schwingend. Norton blockte ab,

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