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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sicherheitsvorkehrungen meines Hauses gedrungen.« Ortiz starrte von ihnen weg durch das Fenster und zitterte leicht. »Wie etwas, das ich heraufbeschworen hatte. Damals hätte ich es wissen sollen, all jene Lektionen aus unseren Mythen und Legenden schreien es uns entgegen, immer und immer wieder. Beschwöre nie herauf, was du nicht beherrschen kannst.«
    »Anschließend mussten Sie direkten Kontakt mit ihm gehabt haben«, sagte Carl pragmatisch. »Sie haben ihn in San Francisco auf mich angesetzt, nach den Verhaftungen auf der Bulgakov’s Cat.«
    Ortiz versuchte sich in einem weiteren Lächeln. Es geriet ins Stocken und erstarb. »Glauben Sie mir, Mr Marsalis, ich habe stärker versucht, das zu verhindern, als Sie je erfahren werden. Ich bin kein undankbarer Mann, und Sie hatten mir das Leben gerettet. Aber sobald er einmal entschlossen ist, ist Allen Onbekend eine Naturgewalt. Sie hatten bereits das Objekt seiner Zuneigung in Arequipa bedroht, und er würde sich mit weniger als Ihrem Tod nicht zufrieden geben. Ich habe versucht, Sie außer Reichweite zu bringen. Ich ließ UNGLA versuchen, Sie zurückzurufen, aber Sie sind anscheinend in gewisser Weise kein kleinerer Sturkopf als alle anderen Ihrer Art. Sie würden nicht weichen. Und Onbekend war Ihnen zu hart auf den Fersen, als dass ich sonst noch etwas hätte unternehmen können.«
    Der Schock ließ ihn auffahren. »Sie haben dafür gesorgt, dass di Palma mich angerufen hat?«
    »Ja, Mr Marsalis.« Ortiz seufzte. »Und nicht nur da. Gleich von Anfang an. Gianfranco di Palma hatte Anweisung, Sie so rasch wie möglich aus der Sache zu entfernen. Wir hatten schlicht nicht erwartet, dass Sie so hartnäckig an einem Kampf dranbleiben würden, der nicht der Ihre war.«
    Carl erinnerte sich an die UNGLA-Klinik in Istanbul. Mehmet Tuzcu und seine diplomatischen Versuche, ihn herauszuholen. Seine eigene Weigerung, die Faust voll schwacher Begründungen, die er ihm zugeworfen hatte, wie Sand in die eigenen Augen. Aber es war stets Sevgi Ertekin gewesen, wusste er, schon damals.
    »Greta Jurgens gehört zu Onbekend?«, fragte er abwesend.
    »Anscheinend ja. Ein seltsames Pärchen, nicht wahr? Dann hingegen haben sie zumindest gemeinsam, dass sie beide Objekte des hormonellen Hasses sind, für den die übrige Menschheit offenbar stets ein Ziel braucht.«
    Norton machte etwas anderes zu schaffen. Er starrte Ortiz an. »Sie fordern bereits Gefallen seitens der UNGLA ein? Sie haben Ihre Klauen schon so weit im Spiel?«
    »Tom, ich habe eine sichere Nominierung zum Generalsekretär. Es wird keine Auseinandersetzung darüber geben, es ist auf den Ebenen, die zählen, bereits beschlossene Sache. Kommendes Jahr um diese Zeit werde ich den Posten innehaben, falls ihr mich am Leben lasst.« Die zusammengedrückten Hände erhoben, fast wie im Gebet. »Versteht ihr nicht, einer von euch beiden zumindest, dass es das ist, was ich zu bewahren versucht habe? Ihr glaubt, das wäre um mich persönlich gegangen? Aber nicht doch, bitte, glaubt mir! Ich habe die letzten sechs Jahre meines Lebens mit dem Versuch zugebracht, die Colony-Initiative näher an die UN zu bringen. Um Übereinkünfte beim marsianischen Gesetz und kooperierende Regierungen zu bekommen. Den Neid zwischen den Unternehmen im Zaum zu halten und für ein europäisches Sozialmodell einzuspannen. Um die Grenzen zwischen uns und den Chinesen einzureißen, statt Mauern und Zäune zu errichten. Ich habe das alles in der Hoffnung getan, dass wir unseren engstirnigen Wahnsinn der Nationalstaaten nicht zur ersten neuen Welt mitnehmen müssten, die wir erreicht haben, um dort nicht dieselben dummen, hasserfüllten Strukturen von Grund auf wiederzuerrichten.«
    Ortiz’ Gesicht war gerötet und lebhaft, seine Leidenschaft äffte kurzfristig Gesundheit nach. Carl beobachtete den Direktor von COLIN wie etwas hinter Glas in einem Insektenvivarium. Seht die Menschen! Sieh zu, wie das patriarchalische Männchen seine Taten vor den Genossen und vor sich selbst rechtfertigt!
    »Noch ein Jahr«, drängte Ortiz. »Mehr brauche ich nicht, und ich kann jenes Werk von der anderen Seite des Zauns weiterführen. Ich kann das idiotische Imponiergehabe der Vollversammlung neu strukturieren, Reformen erzwingen, Versprechen abgeben, alles aufgebaut auf dem Werk, das ich bereits hier mit COLIN getan habe. Das alles bedrohten diese dummen kleinen Erpresser mit der Vergangenheit – nicht wegen irgendeiner raschen Summe, die ich für weniger als die

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