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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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eingesetzt hat, also hatte er damals ebensogut die Gelegenheit haben können. Ich kann Ihnen bloß sagen, dass er, als es an der Zeit war, die Operation Skorpion zu beenden, seinen Platz an der Sonne längst vorbereitet hatte. Er wusste, dass sein Zwillingsbruder die Umsiedlung zum Mars akzeptiert hatte und dass Kommando Skorpion vom N-Dschinn aus dem Datenfluss gelöscht werden würde. Und Bambaren hatte ihm einen Platz in seiner Organisation geschaffen. Ein perfektes Untertauchen.«
    Ja, bis Stéphane Névant auf der Bildfläche erschien und versuchte, sich Bambaren als bedrohlicher Pistaco zu verkaufen, wozu der bereits über einen Blutsverwandten Zugang hatte, und damit eine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte, auf die sie alle gut und gern verzichten konnten. Armer alter Stéphane, direkt auf der Zielscheibe. Bessere Intuition, als du je erfahren hast. Kein Wunder, dass Bambaren dich so verdammt bald verraten hat. Alles, was du getan hast, hätte bloß dazu geführt, ein UNGLA-Kommando gleich an die Türschwelle zu seinem Halbbruder zu holen.
    Und kein Wunder, dass Bambaren bei unserem Auftauchen ausflippte, alles in Bewegung setzte, alles wieder von vorn. Ich habe geglaubt, ich hätte ihn beleidigt, als ich von exemplarischen Exekutionen auf irgendeinem Dorfplatz gesprochen hatte. Muss etwas getroffen haben, das Onbekend für ihn getan hat, bin der Wahrheit wohl zu nahe gekommen.
    Er hat geglaubt, ich würde ein Spiel mit ihm treiben. Hat geglaubt, ich käme wegen seines Bruders.
    Er dachte an Sevgi Ertekin, die an die Seite des COLIN-Jeeps gelehnt dastand, die Hände in den Taschen, die Jacke zurückgeschoben. Beiläufiges Zeigen des Schulterholsters mit der Marstech-Waffe darin, die telegrafische Warnung an Bambaren, keinen Scheiß zu bauen.
    Sevgi, du solltest hier sein und das alles mit anhören! Am Ende waren wir so verdammt nah dran.
    Aber du hättest mir gesagt, ich solle nicht so angeben, das stünde mir nicht.
    Er konzentrierte sich voll auf den Mann im Rollstuhl. »Ist Isabel Gayoso noch am Leben?«
    »Nein, sie ist vor einigen Jahren gestorben. Onbekend hat es mir gegenüber im Vorbeigehen erwähnt, als wir uns in New York getroffen haben. Sie ist in erdrückender Armut aufgewachsen, und natürlich neigen solche Umstände später dazu, ihren Tribut zu fordern. Was ich so gehört habe, konnte Bambaren sich glücklich schätzen, seine Kindheit überlebt zu haben. Keines seiner Geschwister hat es geschafft.«
    »Weiß Bambaren, dass er einen zweiten Halbbruder hat?«
    »Nein. Wir wollten ihn nicht mit hineinziehen. Onbekend hat dieser Tage genügend Einfluss in der familia, um die nötigen Kontakte in Bradbury und Wells herzustellen und dabei sehr überzeugend zu sein. Es benötigte seine Zeit, aber er überzeugte die marsianischen Zweige davon, dass sich zwischen den Clans aus Lima und dem Altiplano eine Kluft aufgetan habe.« Ortiz’ Schultern hoben sich unter der grauen Seide des Pyjamas. »Wenn ich es recht verstanden habe, liegt das nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt.«
    »Und Merrin hat auch nie erfahren, wer ihn angeheuert hat?«
    »Merrin hat nie gewusst, dass er ursprünglich einen Zwillingsbruder hatte. Wie gesagt, nur durch Kommando Skorpion hat Onbekend alles aufgedeckt. Merrin hätte nie Zugriff zu diesen Daten bekommen. Und Sie haben Onbekend gesehen, er hatte sein Gesicht verändert, als er damals anno 94 wieder in den Untergrund ging. Keinerlei Ähnlichkeit mehr.«
    »Nun, wenn ich es recht verstanden habe, ist das eigentliche Anheuern sowieso durch den Filter der marsianischen familia- Maschinerie gelaufen. Ich bezweifle, dass Merrin und Onbekend einander je wirklich auf dem Schirm gesehen haben. Die familias wussten lediglich, dass es eine persönliche Angelegenheit war, dass die Leute an diesem Ende einen speziellen Mann angefordert hatten, Merrin, und dass es kein Geschäft gäbe, sollten sie ihn nicht rekrutieren können.«
    »Und Merrin?«, fragte Norton. »Was hat man ihm gesagt?«
    Ein weiteres schwächliches Schulterzucken. »Dass er Freunde hier auf der Erde hätte, die ihn zurückhaben wollten, die ihn mit einer neuen Identität und den Mitteln versorgen würden, um bequem verschwinden zu können. Wir haben ein sehr attraktives Paket geschnürt.«
    Der COLIN-Angestellte schüttelte benommen den Kopf. »Also hat Onbekend einfach seinen Bruder verraten und verkauft? Seinen Zwillingsbruder?«
    »Ihn geopfert, ja. Was soll’s?« Ortiz gestikulierte. »Sie hatten einander nie

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