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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Matthew unter so vielen Schwierigkeiten einen geeigneten Händler für ihn aufgetan hatte, und auch über den Preis, den der zwielichtige Händler aus ihm herausgeleiert hatte, als klar geworden war, dass Carl in Eile war.
    Dann wiederum hatte es ihrem Zweck gedient.
    Hoffe, dass es das war, was du gewollt hast, Sevgi.
    Er rief Norton unterwegs aus einem Taxi zum JFK an.
    »Können Sie sprechen?«
    »Ja. Ich bin wieder in Jefferson Park. Wo sind Sie?«
    »Brooklyn Bridge. Auf dem Weg zum Flughafen.«
    »Sie sind immer noch hier, in der Stadt?« Nortons Stimme war wie ein Schlag aus dem Hörer. »Was, zum Teufel, haben Sie vor, Marsalis?«
    »Ich hatte einige Dinge zu erledigen. Kann ich immer noch unbehelligt fliegen?«
    Norton stieß einen langen Atemzug aus. »Ja, sollte so sein. Das NYPD hat bei mir an die Tür gehämmert, und Weill Cornell schrie etwas von strafrechtlicher Verfolgung, aber bislang bricht COLIN eine Lanze für uns. Habe immer gewusst, dass es einen Grund gab, weshalb ich diesen Job übernommen habe.«
    »Die alte Unternehmensmacht, hm?« Carl wurde wieder ernst. »Glauben Sie, dass Sie angeklagt und verurteilt werden?«
    »Na ja, bislang ist das mein Spiel, also bin ich fein raus. Und vergessen Sie nicht, ich war sowieso im Bad. Keine Ahnung, was los war, bis Sie mich reingerufen haben und Ortiz tot in seinem Stuhl saß.«
    »Hört sich was dünn an.«
    »Ist was dünn. Aber wir haben es hier mit der mächtigsten Nicht-Regierungsorganisation auf dem Planeten zu tun, und im Augenblick unterstützen sie mich kräftig. Hören Sie auf, sich meinetwegen Sorgen zu machen, Marsalis! Wenn Sie hilfreich sein wollen, sehen Sie einfach zu, dass Sie Ihren Arsch aus der Jurisdiktion der Union rauskriegen!«
    »Schon unterwegs.«
    Er legte auf und sah aus dem Fenster des Taxis. Lichter blitzten durch das stählerne Flechtwerk der Brückenkonstruktion, als sie über das Mittelteil fuhren, glitten rasch über sein Gesicht und machten die Luft im Taxi abwechselnd staubig und dunkel. Hinter ihm, auf der anderen Seite des East River, bildete Manhattan seine blockartige Skyline vor einem kalten, perfekt blauen Himmel. Die Sonne schien, und ihr Schein tröpfelte wie Eidotter die Seiten der neuen, schwarzen Nanotürme herab. Die Abfahrt klebte an der immer kleiner werdenden Szenerie wie Dunst.
    Dasselbe seltsame Verlangen, das er verspürt hatte, als er vor zwei Nächten auf die Landzunge von Marin gestarrt hatte, stieg erneut auf und stach ihn ins Herz. Er konnte nicht so recht festnageln, was es zu bedeuten hatte, konnte ihm lediglich einen Namen geben.
    Sevgi.



 
53
     
     
    Der Weg hinab nach Colca war ein staubig weißer Trampelpfad, an manchen Stellen kaum besser als das lockere Geröll und das Gebüsch, das er durchschnitt. Ursprünglich hatte er sich am Rand des Cañons entlanggewunden wie ein kürzlich entrolltes Seil, in dem die schlimmsten Knicke noch nicht geglättet waren. Aus dem Ort führte er noch in relativ gerader Linie heraus, folgte mehr oder minder dem Cañon, streifte hier und da die Kante nahe genug, dass sich ein schwindelerregender Blick nach unten bot, und schwenkte dann wieder ab, wie entnervt vom Abgrund. Ein paar Kilometer hinter der Ortschaft umging der Pfad eine öde, geräumte Stelle, an beiden Enden rostige Eisentore, von denen die Farbe abblätterte. Er knickte noch einige weitere Male scharf ab, bevor er dann auf ein in die Cañonwand geschnittenes Becken traf und von dort wie eine Roulettekugel, die zu den Glückszahlen hinabrollte, an der Wand entlang nach unten verlief. Dahinter stürzte er jäh über den Rand des Cañons, floss in Haarnadelkurven die Flanke des Tals hinab und erreichte schließlich, in Staub und rutschenden Kieseln, eine uralte hölzerne Hängebrücke über den blassgrünlichen Fluss.
    Die Brücke war kaum benutzerfreundlicher als der Pfad, der zu ihr hinführte. Die zu ihrem Bau verwendeten Materialien sahen aus, als wären sie seit Jahrzehnten nicht mehr erneuert worden, und wo die Bretter zerbrochen und löcherig geworden waren, hatten die Einheimischen Felsbrocken hingelegt, sodass es keinen Blick nach unten auf das Wasser mehr gab, was vielleicht die Maultiere erschreckte, die nach wie vor das einzige brauchbare Transportmittel für schwere Lasten von den Städten am Rand des Cañons waren. Infrastrukturelle Vernachlässigung war ein generelles Markenzeichen dieser Region – beträchtliche Entfernung vom nächsten Präpcamp bedeutete: kein Rückgriff auf

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