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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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verabschieden.
    »NYPD bereitet Ihnen immer noch viel Kummer?«, fragte er.
    Norton gestikulierte. »Natürlich, sie drängeln. Sie würden gern wissen, wo, zum Teufel, Sie sind, das allerdings. Warum Sie einfach so weggegangen sind. Ich habe Sie als jemanden angegeben, der COLIN bei der internen Untersuchung unterstützt, Zeugenschutz als Teil des Kuhhandels. Sie kaufen es mir nicht ab, aber, he, sie sind bloß Polizisten. Über so etwas werden sie mit uns nicht debattieren.«
    »Sie haben wegen was anderem gefragt?«
    Der COLIN-Angestellte sah beiseite. Er hatte sich nie erkundigt, was Carl am Rest jenes Tages in Manhattan noch zu tun gehabt hatte. »Nein, haben sie nicht. Warum, sollte ich über sonst noch etwas Bescheid wissen?«
    Carl dachte einen Moment lang ernstlich über diese Frage nach. »Sollten Sie über etwas Bescheid wissen? Nein. Sonst nichts.«
    Der Tod der NYPD-Sergeantin Amy Westhoff hatte in der ganzen Union für einige Schlagzeilen gesorgt, das hatte er überprüft, aber er bezweifelte, dass Norton die Zeit oder Energie hatte, um irgendwelche Verbindungen zu ziehen, die immer noch zu Sevgi Ertekin bestehen mochten. Vier Jahre waren eine lange Zeit, und er war sich ziemlich sicher, seine Spuren verwischt zu haben, als er Westhoff angerufen hatte. Die Schuld der Frau hatte ihm den größten Teil der Arbeit abgenommen.
    »Wenn ich ehrlich bin«, sagte Norton müde, »mache ich mir mehr Sorgen um die Leute von Weill Cornell als um die Polizei.
    Da liegt viel Geld herum, da gibt’s einige Leute mit Zugang zu allerhöchsten Stellen. Außerdem gibt es dort einiges an medizinischem Personal, das sich seiner Sache ernsthaft verschrieben hat und seine Patienten nicht gern unter mysteriösen Umständen verlieren möchte. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Hausarzt der Familie Ortiz dort als fachärztlicher Berater tätig ist.«
    »Mussten Sie das Notfallteam bestechen?«
    »Nein, die sind nicht das Problem. Es sind alles Frischlinge, bestrebt, sich eine Karriere auszubauen, und sie wissen, was eine Anklage wegen eines Kunstfehlers für einen Eindruck im Lebenslauf macht, selbst wenn man nur Zuschauer war. Ich ließ sie Ortiz’ Tod an Ort und Stelle feststellen und jagte sie dann hinaus, sagte ihnen, dass sie nicht mehr länger die Verantwortung trügen. Sie hätten ihre Gesichter sehen sollen – sie waren samt und sonders so was von erleichtert, aus diesem Zimmer zu kommen!«
    Carl blieb bei einer Konzertankündigung stehen. Fat Men are Harder to Kidnap; Fette Männer sind schwerer zu entführen – Blythe Mars Memorial Hall, 25. November. Fast drei Wochen her. Er überlegte kurz, wo er gewesen war, als die Fetten Männer die Bühne betreten hatten. Schob den Gedanken nach flüchtiger Betrachtung beiseite.
    »Schon eine Strategie für Ortiz’ Exitus?«
    Norton sah in die Überreste eines Kaffees, der bereits vor zwei Stunden kalt geworden war. »Variationen über ein Thema. Unerwartete verzögerte virale Kontamination durch die Biowarekugeln, die er beim Attentat abbekommen hatte. Oder Schnittstellen-Inkompatibilität, sein Körper hat die Nano-Reparaturausrüstung abgestoßen, die man ihm implantiert hatte, und er war zu schwach, um den Schock zu überleben. So oder so, Sie können sich verdammt sicher sein, dass es keine Untersuchung post mortem geben wird, wegen derer man sich Sorgen machen müsste. Joaquin Ortiz wird das Begräbnis eines Staatsmannes erhalten, Reden über einen tragischen, vorzeitigen Tod, und sein Name wird irgendwo auf einer verdammten Plakette verewigt werden. Von dieser Sache wird nichts nach außen dringen. So erkaufen wir uns das Schweigen der Familie.«
    Carl warf ihm von der anderen Seite des Raums einen neugierigen Blick zu. Etwas war mit Norton geschehen, seitdem er ihn zuletzt gesehen hatte, etwas, das über das erschöpfte Fehlen der Fähigkeit hinausging, sich überrascht zu zeigen. Es war schwer festzumachen, aber der COLIN-Angestellte schien seine neue Rolle als Einrenker für die Initiative mit einem bitteren, masochistisch angehauchten Vergnügen übernommen zu haben. Auf irgendeine obskure Art und Weise war er wie ein getriebener Athlet unter Schmerzen darauf aus zu erlernen, wie man die Macht genoss, die man ihm übertragen hatte. In dem Vakuum, das der Tod von Ortiz und seinem Bruder hinterlassen hatte, war Tom Norton der Mann der Stunde, und er war dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind, wie der widerstrebende Held, der schließlich zu den Waffen

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