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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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die auf halber Höhe der abschüssigen Straße lag. Als ich das schmuddelige Schild über der kleinen schwarzen und verschlossenen Eingangstür las, der nur noch eine Axt gefehlt hätte, die im Türschild steckte, begriff ich die satanische Anspielung.
    DIE HÖLLENKÜCHE
     
    So hieß der Schuppen also. Asti drückte eine unhörbare Klingel neben der Tür. Es dauerte, bis man uns aufmachte.
    »Lassen Sie uns gehen. Die haben schon zu …«, meinte ich hoffnungsfroh.
    »Die machen nie zu«, erwiderte er und drückte erneut auf die Klingel.
    »Bestimmt lassen sie den Hund nicht rein …«, dankbar blickte ich zu Struppi.
    »Keine Sorge, hier darf alles rein, was sich bewegt.«
    Die Tür öffnete sich eine Handbreit, und in dem Spalt tauchte die Fresse von Lon Chaney in der Rolle von Quasimodo auf.
    »Mach schon, verdammt noch mal, und zwar heute noch! Wir haben Durst …«, das Ungeheuer in Antontxu erwachte wieder; er war nicht einmal so lange genießbar wie der Kugelfisch aus dem Japanischen Meer, der frisch gefangen eine Köstlichkeit darstellt und dessen Gift tödliche Wirkung hat, sobald er über drei Stunden aus dem Wasser ist.
    Mit Quasimodo, der voranging, stiegen wir die ausgetretenen Stufen des Tower von London in den Keller hinunter, wo sich die Höllenküche befand.
    Das Mobiliar der Kneipe war abgenutzt und die Farben von der Zeit und den diversen Schmutzschichten so ausgebleicht, dass es ein Ensemble in Schwarz und Weiß bildete, das von spärlich verstreuten Fünfundzwanzig-Watt-Birnen beleuchtet wurde.
    Die Kundschaft bestand aus einem halben Dutzend weiblicher Stammgäste, die Klamotten trugen wie arbeitslose Seeleute: schlabberig und dunkel, ganz im Einklang mit der Farbgebung des Lokals.
    Sie waren allesamt hässlicher als die Bewohner von Ondarroa, falls das überhaupt geht. Wenn stimmt, was Konfuzius oder einer seiner Akolythen behauptet, dass nämlich selbst ein Armer hin und wieder eine Nummer schiebt, musste ein solcher Akt von Nächstenliebe mit dieser Truppe eine Aufgabe für Titanen sein.
    Was war ich doch für ein Einfaltspinsel!
    Es gab überhaupt keine Belüftung. Der Geruch nach Schimmel und Millionen zerfallender Mikroorganismen passte zu den dichten und stehenden Schichten aus Zigarettenqualm.
    Dieses eine Wesen aus dem Moor hätte sich wie zu Hause gefühlt.
    Als Musikbeschallung wurde ein alter Song von Mari Trini gespielt; verdammte Hacke!
    »Was sehen meine Augen, alter Gauner! Wie lange bist du nicht hier gewesen!«
    Die »liebevolle« Begrüßung kam von der Tresenbedienung, eine Stimme wie der Chef der Brummi-Gewerkschaft; es war die Dicke aller Dicken dieser Nacht, ein Naturwunder von über einem Meter achtzig und mit mindestens einhundertzwanzig Kilo, bekleidet mit einem schwarzen dekolletierten T-Shirt, das dem Zirkus Price als Zelt hätte dienen können und aus dem Brüste von den Dimensionen eines Everest und K2 hervorquollen. Ihre herkulischen Arme waren mit Tätowierungen versehen;
    »Mutterliebe« stand auf dem einen, und das Wappenschild der zweiten Kompanie der Legion Guzmán de Alfarache war auf dem anderen abgebildet.
    Ich dachte, dass hier das »Beschwerdebuch« die Kettensäge aus Texas chainsaw massacre sein musste.
    Asti und die Exlegionärin warfen sich über den Tresen, um sich in einer Umarmung zusammenzufinden, die dem Zusammenfluss von Atlantik und Pazifik am Kap Hoorn glich; als Nächstes knutschten sie nach allen Regeln der Kunst, was sogar mich erröten ließ.
    Sobald der Speichelaustausch beendet war und die Häupter sich wieder getrennt hatten, zog Asti seinen Mantel mit derselben Hast wie an dem Tag aus, an dem wir uns kennen gelernt hatten und er mir ein paar verpassen wollte, und ohne Überleitung trat er gegen die Chefin im Armdrücken an, ein Duell, das die Aufmerksamkeit des ehrwürdigen Publikums erregte und zum Abschluss einiger Wetten sexueller Natur führte, deren Inhalt ich nicht wiederzugeben wage.
    Nach vier oder fünf Minuten verbissenen Kampfes, mit Bizepsen und Trizepsen, die kurz vor dem Platzen waren, geschwollenen Stirnadern, die nach Schlaganfallgefahr aussahen, und nachdem beide mehrmals kurz davor gewesen waren, den Arm des anderen ganz niederzudrücken, verlor Asti. Die Tatze der Exlegionärin drückte die Pranke des Gegners in Zeitlupe herunter, bis die Fingerknöchel das Holz berührten.
    Der Sieg muss die stattliche Dame erregt haben. Unter der schwarzen Baumwolle zeichneten sich Brustwarzen von der Größe der Stahlnieten der

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