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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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Bildung und Solvenz, die Qualität zu schätzen wissen … Wenn die schon scharf sind auf die üblichen mittelmäßigen Tapas, dann stellen Sie sich vor, wie das mit Ihren wäre …«
    »Seit diese Bande von ETA-Fanatikern wieder Leute umbringt, ist der Tourismus ganz schön zurückgegangen.«
    Unleugbares Argument, das mir allerdings dazu diente, einen weiteren Verdacht bezüglich seiner Person auszuräumen: Er war kein Fürsprecher der Sekte.
    »Sie haben Recht. Trotzdem kommen noch immer ein paar, genug jedenfalls, um ein Lokal mit solchen Leckereien zu füllen … Außerdem bin ich sicher, dass man ohne weiteres Leute aus den Institutionen, Würdenträger, Politiker und die übrige Schmarotzerbande, die süchtig nach Kanapees sind und die Szenekneipen bestimmen und in die Stadtführer bringen, anlocken könnte. Vielleicht könnte man sogar irgendeine öffentliche Förderung als gastronomisches Forschungs- und Entwicklungsprojekt oder so was abgreifen.«
    Auch wenn es das am meisten an den Haaren herbeigezogene Argument war, schien ihn das mit den Politikern zu interessieren. Seine Augen leuchteten, und er kam noch einmal darauf zurück.
    »Glauben Sie wirklich, dass solche Leute kommen würden?«
    »Dafür lege ich die Hand ins Feuer«, log ich.
    Und bevor die Bloody Mary seine Worte in Gestammel verwandelte, machte er noch eine wichtige Bemerkung, und mir ging ein Licht auf, das sich am Ende der Nacht in einen grellen Scheinwerfer, in eine Vision verwandelte, die seinen und meinen Weg für den Rest des Jahres erhellen würde.
    »Ich werde langsam alt, fast alles, was zu tun war, habe ich erledigt; mir fehlt nur noch eine einzige Sache …« – diese »Sache« musste wichtig sein, denn er sagte es mit Nachdruck – »Ich bin träge geworden und drücke mich vor Veränderungen … Trotzdem bin ich für einen brauchbaren Vorschlag offen … Es mag widersprüchlich klingen, aber ich langweile mich, ehrlich gesagt, in letzter Zeit ein wenig; und es stört mich, von Idioten umringt zu sein, die eine Kartoffel genauso schätzen wie Foie … Wenn jemand mir etwas wirklich Reizvolles vorschlagen würde, wäre ich sogar bereit, mitzumachen und mich in irgendein Abenteuer zu stürzen … Natürlich nur, wenn ich eine genaue Vorstellung davon hätte.«
    Der Genuss des süßlichen Alexander, das heißt, das Aufeinandertreffen von Cognac und der Mischung aus Wodka, Tequila, Gin und Rum im Magen, zerrte am Hochseil von Dr. Jekyll und platzierte Hyde an seiner Stelle.
    Antontxu stierte mit flackerndem Blick auf das appetitliche Dickerchen, das noch einmal hereingekommen war und wütend und zielstrebig direkt auf uns zusteuerte; zu dem Milchbart in ihrer Begleitung hatte sich ein Schwergewicht gesellt, ein Fettkloß, aber von der Größe des Yogi Bären, der wegen seiner ähnlichen Konstitution und seiner Visage der Bruder von besagtem Wesen sein musste.
    Asti stieg von seinem Barhocker, als wäre er John Wayne, fiel dabei hin, rappelte sich wieder hoch und stellte sich vor den Yogi Bär, der ihn schweigend, aber herausfordernd anglotzte, während der Milchbart meinen Freund davor warnte, es noch einmal zu wagen, den Fettarsch seiner Frau anzufassen.
    Asti sagte kein Wort. Der Yogi Bär war blöd und stand, die Hände in die Seiten gestützt, ohne den geringsten Schutz direkt vor ihm. Asti verpasste ihm eine wie aus dem Bilderbuch: ein kurzer Haken mit der Linken in die rechte Seite. Der Sohlengänger sah verblüfft zu, wie sich die Faust des Grabschers, der seine Schwester angemacht hatte, in seine gut gepolsterte Leber grub. Bevor der Schlag automatisch seine Wirkung zeigte, blieb ihm noch Zeit, Asti mit beiden Händen am Hals zu packen; eine Sekunde später fiel er wie ein Sack Bohnen aus Tolosa um und wand sich vor Schmerz, wobei er sich an die Seite griff.
    Asti blieb noch Zeit, dem Zwerg eine Ohrfeige zu verpassen und der Dicken die Titten zu befummeln, bevor Julián oder Josemari mit dem »Beschwerdebuch« auf ihn losging – einem Knotenstock, der laut Inschrift auf dem Haselholz länger war als der Schwanz von John Holmes –, das er wie ein Schwert umklammert hielt, und Josemari oder Julián eilig bei mir kassierte.
    Als wir auf der Straße standen – Asti hätte das »Beschwerdebuch« um ein Haar zu spüren bekommen – wurde mir klar, dass der Moment gekommen war, meinen angriffslustigen Begleiter sich selbst zu überlassen und gemeinsam mit Struppi so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Zwei

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