Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
Vom Netzwerk:
niemand in meiner näheren Umgebung zu leben), bekam ich regelmäßig Besuch.
    Ich spürte seinen Atem nah an meinem Gesicht.
    Der unangenehme Körpergeruch – es roch irgendwie ranzig oder nach Zwiebeln – war mir nicht vertraut, aber auch nicht völlig fremd.
    Es war ein Mann. Jedes Mal, nachdem er eine Weile schweigend bei mir verbracht hatte, atmete er tief durch und machte mit dem Mund Geräusche, wie jemand, der geknebelt worden war und zu sprechen versuchte: das typische » Mmmmm! « der Comicfiguren.
    Wenn die Geräusche aufhörten, drang als Nächstes ein schwacher Geruch an meine Nase, ganz schwach und irgendwie vertraut, aber bestimmen konnte ich ihn nicht, obwohl ich mir das Hirn darüber zermarterte.
    Es war ein Geruch, den ich manchmal als süßlich empfand, dann wieder erinnerte er mich an das Harz von Pinien oder Kastanien, die gerade vom Baum gefallen sind und die man schält … Sogar an rohes Rinderhackfleisch dachte ich.
    Dann hörte ich, wie sich die Schritte des Besuchers entfernten.
    Dieser rätselhafte Vorgang wiederholte sich Dutzende, ja, Hunderte von Malen.
    Ich dachte, dass man mich vielleicht irgendeiner Kur unterzog und der Geruch von irgendeinem medizinischen Produkt herrührte. Eine andere Überlegung war, ob der Besucher mit einem Baby kam, da ich in einem bestimmten Moment immer dieses vertraute Geräusch vernahm, das kleine Kinder machen, wenn sie am Schnuller saugen.
    In dem traumatischen Moment des Erwachens offenbarte sich mir augenblicklich, was da vor sich ging und wer mein Besucher war; ich erlangte das Bewusstsein nämlich in seiner Anwesenheit.
    Die Sauggeräusche verursachte nicht eigentlich ein Baby.
    Ich fühlte mich ganz plötzlich, als raste ich in einem Aufzug vom Grund eines Brunnens oder einer tiefen Schlucht nach oben, ohne dass sich die Dunkelheit einen Deut veränderte, bis dieses schwindlige Gefühl, in einem Aufzug zu fahren, abbrach. Dann geschah es: Ein weißer Lichtstrahl schoss mir durch den Kopf, und ich erwachte.
    Und kaum war ich erwacht, noch immer blind, weil ich meine Augen so lange nicht gebraucht hatte, und ohne richtig Zeit zu haben, mir darüber klar zu werden, dass ich mein Körpergefühl wieder zurückgewonnen hatte, spürte ich, dass mir jemand eifrig den Schwanz lutschte und ich kurz davor war, zu kommen.
    Nach und nach konnte ich wieder sehen.
    Unter heftigen Nackenschmerzen hob ich ein wenig den Kopf; logischerweise lag ich ausgestreckt da. Ich bekam einen Orgasmus (ich war noch immer stumm und konnte nicht stöhnen, aber damals kam es mir vor wie de r h eftigste Orgasmus meines Lebens; normal, nach dreizehn Jahren auf dem Trockenen) und zugleich erschrak ich mich zu Tode.
    Eine schwarze Masse war über meine Geschlechtsteile gebeugt und bearbeitete meinen Kolben.
    Nach und nach konnte ich mehr erkennen.
    Es war ein Priester in einer Soutane, der auf Knien verzweifelt meinen Schwanz lutschte und gierig meinen Samen schluckte, während er ungestüm masturbierte, in ein Taschentuch kam und in diesem Augenblick dies e » Mmmmmmmmms « hervorbrachte, die nicht von einem Knebel herrührten, sondern davon, dass er den Mund voll hatte.
    Ich muss mich bewegt haben. Erschrocken sprang der Priester auf. Wir befanden uns anscheinend in einem kleinen Raum, das Licht war gedämpft. Überrascht blickte er mich an, schluckte und rief: » Ein Wunder, ein Wunder! «, bevor er hinausrannte.
    20
    J ene sechs Jahre der Stille und des sexuellen Missbrauchs hatte ich in einem winzigen, fensterlosen Zimmer in einem der Nebengebäude der Kirche St. Ignatius von Loyola verbracht, der imposanten Barockbasilika bei Azpeitia, welche Macht und Einfluss der Jesuiten symbolisiert.
    Das Gebäude, in dem ich beherbergt wurde, birgt, wi e d ie Auster ihre Perle, hinter seinen Quadermauern den mittelalterlichen Turm, in dem der heilige Ignatius, der Begründer des Jesuitenordens, der aus einer Soldatenfamilie aus dem Tal von Azkoitia stammte, geboren worden war.
    Das Gebäude dient als Priesterseminar und Altersruhesitz für pensionierte Kirchenmitglieder. Meinem Freund Crescencio war es gelungen, mich in einem Kabuff im obersten Stock unterzubringen.
    Als meine Mutter starb, ließ ihn sein Gewissen nicht ruhen; er fühlte sich irgendwie verantwortlich für mein Pflanzendasein, und da er ein einflussreicher Jesuit war, gelang es ihm, die regelwidrige Aufnahme eines Laien im Koma durchzusetzen.
    Die Entdeckung, dass ich ziemlich gut gebaut war, muss ihn wohl auf die Idee

Weitere Kostenlose Bücher