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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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zweihundert Kilometer von Timimoun, der nächstgelegenen Ortschaft, entfernt.
    Ich verbesserte mein Französisch und lernte, wie man mit einem Sturmgewehr, automatischen Handfeuerwaffen, Wurfgranaten und Pistolen umging und wie man aus Plastiksprengstoff eine Bombe baute und zündete. Außerdem ein wenig Nahkampf und eine höllische Hindernisstrecke zu überwinden und zu jeder Stunde auf Allah und seinen einzigen Propheten zu scheißen.
    Ich stellte fest, dass ich dazu in der Lage war, zwei Monate auf dem Trockenen zu sitzen (im ganzen Camp gab es nicht einen Tropfen Alkohol), ohne dass sich dies schwerwiegend auf mein Nervensystem ausgewirkt oder ich rosa Kamele gesehen hätte. Obwohl ich natürlich für einen Drink jemanden getötet hätte. Am liebsten Ali Laghouat, den Ausbilder, einen gestörten Rohling ohne das geringste Mitgefühl und hart wie Feuerstein, der mir das Leben noch mehr zur Hölle machte, und das in diesem glühend heißen Loch. Der Feldwebel war ein solches Arschloch und so starrköpfig, dass er bei einer Übung mit echtem Feuerbeschuss, das heißt, als er uns mit tiefen Salven aus einer Kalaschnikow belegte, einem Rekruten, einem Palästinenser, in beide Beine schoss. Er hatte sich auf der Schusslinie in einer Rolle Stacheldraht verfangen, und das Schwein Ali, der diese Linie decken sollte, hörte nicht auf zu feuern, obwohl abzusehen war, dass er den Mann verletzen würde.
    Er war so durchgedreht, dass er gern vor unser aller Augen russisches Roulette mit sich selbst spielte; sprachlos und gespannt warteten wir darauf, dass er sich den Kopf wegpustete, was mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu sechs zu erwarten war. Doch er hatte Glück, oder Pech aus seiner Sicht, denn als Berber und glühender Muslim fühlte er Verachtung für dieses Leben und wollt e s ich so schnell wie möglich zu Allah im Paradies gesellen und die Jungfrauen, die ihm zustanden, vögeln. Doch der Schlaghammer des Revolvers Manurhin, eines 357er Magnum, desselben, den die französischen Gendarmen tragen, schlug zu unserer Enttäuschung immer in eine der fünf leeren Kammern.
    Ich teilte diese Hölle mit vier anderen baskischen Aspiranten, die das Vaterland retten wollten. Der Rest meiner Einheit bestand aus Palästinensern von der PLO und Al Fatah, Sahauris von der Frente Polisario, ein paar Libyern (eine Art Kulturaustausch mit Gaddafi), zwei korsischen Unabhängigkeitskämpfern und einem IRA -M itglied.
    Zu meinen Landsleuten gibt es nicht viel zu sagen, sie interessierten mich einfach nicht. Na ja, vielleicht mit Ausnahme von Peru Marrauza, später bekannt als Mamarro (er sprengte sich 1994 mit ein paar Sprengpatronen, aus denen Nitroglyzerin ausgelaufen war, selbst in die Luft), der im Bett unter mir schnarchte und meine Nächte in diesem Garten Eden mit seiner Angewohnheit parfümierte, vor dem Schlafengehen rohe Knoblauchzehen mit offenem Mund zu kauen. Vielleicht war es seine geheime Waffe gegen die spanischen Invasoren, und Peru wusste, was Julio Camba einmal darüber gesagt hatte: » Mit dem Knoblauch kann man sowohl Hexen als auch Fremde verscheuchen. «
    Der Kontext war natürlich ein anderer.
    Ich hatte Lust, ihm die Zähne mit einem Gebläse zu putzen.
    Mitte April galt meine Kampfausbildung als abgeschlossen. Ich wurde auf ein Handelsschiff verfrachtet, das in Algier ablegte, und ging in Marseille von Bord. Ich hatte Lust, nach Bordeaux zurückzukehren und das hüb sche Mädchen aus der Bäckerei wiederzusehen, die ich nicht vergessen hatte.
    Auf die Liste mit den Fußballplätzen und Stierkampfarenen, die ich nie wieder betreten wollte, setzte ich außerdem Algerien, doch in diesem Fall konnte ich mich nicht daran halten, weil etwas Einschneidendes geschah, das wichtiger war.
    Bordeaux rückte erneut in weite Ferne. Im Hafen von Marseille erwartete mich der Typ, der bei dem Treffen mit meinem Onkel dabei gewesen war.
    Tartalo wollte mich sehen.
    Mit dem Auto fuhren wir über die Strecke Montpellier, Toulouse, Tarbes und Pau bis zu dem idyllischen Saint-Barthélémy in Les Landes, ganz in der Nähe von Bayonne, wo sich das Haus befand, das der Führungsspitze der ETA Unterschlupf bot.
    Diesmal verband man mir nicht die Augen. Anscheinend betrachteten sie mich bereits als einen der ihren.
    In dem geräumigen Garagenanbau, von dem aus wir das Haus betraten, standen ein großer BMW, ein Volvo, ein Allradfahrzeug und zwei schnelle Motorräder.
    Onkel Patxi vollführte zusammmen mit Francisco Mújica Garmendia

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