Skorpione im eigenen Saft
Kugeln prallten vom Asphalt ab.
Txordo stieg mit seinem beim Heer gestohlenen CETME-Gewehr in Händen aus unserem Wagen. Er schoss dem Leibwächter zweimal in den Kopf, bevor dieser die Waffe auf ihn richten konnte. Auf einmal tauchte hinter uns ein mit einem Revolver bewaffneter Wachmann aus einer Filiale der Banco de Santander auf, der Txordo stellte. Dieser drehte sich einfach um und feuerte mit dem Gewehr an der Hüfte ungefähr fünf Schüsse ab, die einen Fußgänger, einen alten Mann, verletzten, der sich als Einziger noch nicht auf die Erde geworfen hatte.
Der Wachmann leerte die Trommel seines Revolver s u nd durchsiebte Txordo. Währenddessen war es La Pantera gelungen, das Motorrad aufzurichten und Hals über Kopf davonzurasen. Urruti fuhr ebenfalls mit quietschenden Reifen los und wir konnten entwischen. Wir ließen Txordo auf dem Bürgersteig zurück.
Wir waren vor La Pantera in der Wohnung in San José de Valderas. Als sie hereinkam, schlug Urruti sie wortlos mit einem Fausthieb auf den Mund zu Boden, nahm ihr die Browning aus der Jacke und versetzte ihr einen Tritt in den Unterleib, bevor er das Magazin aus der Waffe nahm und die Patronen aus dem Lager springen ließ; dann warf er ihr die Pistole an den Kopf, womit er ihr eine Platzwunde zufügte, und sie beschimpfte ihn als Arschloch.
Im Fernsehen sahen wir, wie die Polizei die Autobombe kontrolliert zur Explosion brachte, und wir erfuhren, dass Txomin Oronoz Santesteban alias Txordo, Mitglied des ETA-Kommandos Madrid, auf der Stelle tot gewesen war, genau wie José Pedro Chozas Marcos, der Leibwächter des Generals, ein Unteroffizier der Armee von dreiundzwanzig Jahren. Der Fußgänger, ein Pensionär in den Siebzigern, befand sich in kritischem Zustand. General Martínez Morláns war von drei Schüssen getroffen worden; er war schwer verletzt, schwebte aber nicht in Lebensgefahr.
Noch am selben Nachmittag verabschiedete ich mich auf Französisch von den beiden.
Ich mietete ein Auto, war zur Schlafenszeit in Alzo, ergänzte mein Gepäck und aß am nächsten Tag in Bordeaux zu Abend.
34
A n diesem Tag, dem 2. Juli 1980, begann die einzige glückliche Zeit meines Lebens. Sie dauerte genau bis zum 25. September 1985, dem Tag, an dem mein Onkel, Patxi Iramendi, seinen dreiundfünfzigsten Geburtstag feierte.
Es waren fünf Jahre voller Illusionen, Lebenslust, erwiderter Liebe und Normalität.
Ich glaubte, so würde der Rest meines Lebens verlaufen, doch es war nur eine Feuerpause.
Ich quartierte mich in einem billigen Hotel in der Rue Georges Mandel ein, das sich in der Nähe des Marktes befand.
Noch am Tag meiner Ankunft ging ich in die Bäckerei, um wieder ein Croissant zu kaufen.
Da war sie, genauso hübsch und kein bisschen verändert, so als wäre nicht ein einziger Tag vergangen, seit ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Ich zahlte mit einem großen Schein, und sie brauchte einen Moment, bis sie mir das Wechselgeld geben konnte; sie sah mich ein paar Mal an, weil sie merkte, dass ich sie beobachtete.
Wieder wartete ich in der Kneipe auf sie (diesmal hielt ich mich mit dem Whisky ein wenig zurück) und ging ihr nach. Wieder spazierte sie zu Fuß zu dem Restaurant am Kai und ging hinein. Ich ging hinterher und aß im Chez Dominique zu Abend, einem reizenden Lokal mit eine r ü berraschenden und hervorragenden Küche (ich war ähnlich überwältigt wie Sie, als Sie meine Häppchen entdeckt haben), die dem sympathischen Dominique Lenteur, dem Wirt und Koch, zu verdanken war. Außerdem war er ihr Vater.
Sie servierte mir das wunderbare Abendessen und nahm am Schluss die Einladung an, sich zu mir zu setzen und mit mir einen Armagnac zu trinken. Wir unterhielten uns, und weil ich fleißig gelernt hatte, hatte sich mein Französisch sehr verbessert. Wir hörten in den folgenden fünf Jahren nicht mehr damit auf.
Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen diese schicksalhafte Episode meines Lebens nur stichwortartig schildere. Diese Erinnerungen gehören mir allein, und ich möchte mit niemanden das Andenken an Françoise teilen; Sie mögen mir verzeihen.
Glücklicherweise war sie allein stehend. Im Monat zuvor hatte sie gerade ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann beendet, und ihr Herz war frei.
Zwischen uns entwickelte sich alles ohne Hast und Zwang auf ganz natürliche Weise.
Meine Wahrnehmung der Wirklichkeit war so eingeschränkt, dass ich damals etwas völlig normal fand, was eigentlich ungewöhnlich war; das Mädchen zu erobern, in
Weitere Kostenlose Bücher