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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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seine Mutter und die Krankenschwester, hinausgeleitet wurde.
    Die Mutter sandte giftige Blicke in Glimms Richtung. Böses Gezische von den Zuschauerbänken, auf denen hauptsächlich Verwandte des Opfers, akkreditierte Journalisten und an den Ermittlungen beteiligte Personen saßen.
    Gernot Marks wirkte wie erstarrt. Mit einer Mischung aus Angst, Wut und Verständnislosigkeit schaute er seinem Anwalt entgegen, als der vom Richtertisch zurückkam. Die Staatsanwältin sah aus, als wollte sie gleich auf den massigen Mann losgehen. Zumindest heute würde er die Anklagevertreterin besser nicht zu einem Drink einladen.
    Glimm nahm Platz und tat Marks erregtes Geflüster mit unwirscher Handbewegung ab. Geschickt verbarg er seinen innerlichen Triumph hinter betont finsterer Miene, als die Arkadi bereitwillig in die Falle tappte: Sie nahm den Köder auf und schlug in die gleiche Kerbe wie Stephan Glimm. Auch sie sprach von Kabelbindern und abscheulichen Praktiken. Da das Opfer nicht mehr anwesend war, zitierte sie noch fleißig aus Marks Vernehmungsprotokollen. Kälberstricke kamen darin vor, Handschellen, Augenbinden, Rasiermesser, Wäscheklammern und das komplette Arsenal einschlägiger Sexshops.
    Glimm tat gelangweilt. Innerlich frohlockte er. Vielleicht war ja doch noch was zu retten. Zunächst brauchte er eine Vertagung. Morgen würde das Abbild des bedauernswerten Mädchens nicht mehr gar so intensiv in den Hirnen der Prozessbeteiligten leuchten. Er beugte sich zu seinem Mandanten und gab ihm eine kurze Anweisung.
    Als der Richter den Verteidiger um sein Plädoyer bat, sprang Marks auf und begann mit tränenerstickter Stimme zu stammeln: „Es tut mir leid! Es tut mir ja so leid! Ja, ich habe das alles getan. Ich habe mich schuldig bekannt. Ich bin schuldig! Schuldig! Schuldig!“ Noch bevor die beiden Wachtmeister bei ihm waren, wand sich Marks schluchzend auf dem Boden. Als die Männer ihn mit großer Mühe wieder auf den Stuhl gezwungen hatten, begann er zu hyperventilieren, bis er mit blau angelaufenem Gesicht das Bewusstsein verlor.
    „Einen Arzt! Schnell, einen Arzt!“, rief jemand und ein Mann bahnte sich einen Weg durch die aufgeregte Menge.
    Glimm trat zum Richtertisch und sagte mit ruhiger Stimme: „Die Verteidigung beantragt eine Unterbrechung von mindestens zwölf Stunden. Mein Mandant ist im Augenblick nicht in der Lage, dem Prozess zu folgen.“ Der Richter schloss den Ordner, den er vor sich liegen hatte, nickte und schloss die Sitzung.

    Der nächste Tag.
    Nichts erinnerte in dem schmucklosen Gerichtssaal an die turbulenten Szenen des vergangenen Tages. Es herrschte eine professionell kühle Atmosphäre. Die Wachtmeister standen an ihren Positionen und bemühten sich, wie Marines auszusehen, die den Präsidenten der USA bewachten. Glimm wirkte entspannt. Sein Mandant, frisch rasiert und augenscheinlich bester Kunde des Knastfriseurs, hatte sich wieder in seine Schwiegersohnrolle hineingefunden.
    Die Staatsanwältin trug ein enges Kostüm, dass Glimm noch nie an ihr gesehen hatte. Es war, bis auf den Ausschnitt, der bis zum Leberfleck auf der rechten Brust reichte, sehr seriös. Der Ausschnitt sollte wohl ein Friedensangebot an Glimm darstellen. Er glaubte sogar ein hauchzartes Lächeln erkannt zu haben, als er ihr ein anerkennendes Grinsen hinüberschickte.
    Schade, denn wenn alles so lief wie Glimm sich das vorstellte, würde sie seinen Namen heute Abend ganz oben auf ihre persönliche MHP-Liste setzen, der „Most-Hated-Persons“.
    Glimms Plan war einfach. Die Darstellung seines Mandanten am gestrigen Verhandlungstag als hemmungsloser triebgesteuerter Perversling gehörte dazu. Genauso wie sein gespielter Zusammenbruch inklusive dem albernen „Schuldig, schuldig, schuldig“ Gestammel.
    Stephan Glimm, der in fröhlicher Runde gerne mit dem Spruch „Je schlimmer, desto Glimmer“ aufwartete, plädierte tatsächlich auf schuldig. Aufgrund der erdrückenden Beweislast blieb ihm gar nichts anderes übrig, als die Täterschaft seines Mandanten einzuräumen. Glimm war es auch gewesen, der Marks zu dessen umfassendem Geständnis geraten hatte. Dass Marks die 16-jährige Nadja entführt und wie eine Sklavin gehalten hatte, war so sicher wie das Prosit in einer Kneipe. Glimm hatte jetzt lediglich dafür Sorge zu tragen, dass Marks, die „Bestie vom Fluss“, wie ihn die Boulevardpresse gerne nannte, eine gute Bestie wurde. So was ähnliches wie ein Pitbull-Terrier, der von seinem Herrchen als kinderlieb

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