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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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und verschmust gepriesen wurde.
    Marks würde einfahren. Sein Verteidiger hatte nun die Aufgabe, das Strafmaß so weit wie möglich nach unten zu drücken. Glimm konnte das. Es war seine Spezialität. Er würde aus diesem brutalen, gefühllosen Soziopathen einen Heiligen machen. Heute. In diesem Gerichtssaal. Jetzt.
    „Herr Verteidiger, Ihr Plädoyer!“ Der Richter lehnte sich entspannt zurück. Er kannte Glimms Taktik. Wusste, dass die Show durchaus „abendfüllend“ sein konnte.
    „Mein Mandant bekennt sich schuldig im Sinne der Anklage.“ Glimm wusste, dass dies wohl nicht gerade die Standarderöffnung für das Plädoyer eines Verteidigers war und registrierte zufrieden das Gemurmel im Zuschauerbereich. Er machte eine wohlbedachte Pause, gönnte allen ein kurzes Aufleuchten seiner extravaganten Robe und fuhr fort: „Dies tat er bereits während der ersten Anhörung und deshalb war es auch absolut unnötig, dass die Frau Staatsanwältin das jugendliche Opfer hier vorführen ließ…“
    „Einspruch!“ Die Frau Staatsanwältin kiekste vor Aufregung. „Frau Beck war auf ihren eigenen Wunsch hier, sie wurde nicht vorgeladen!“
    „Stattgegeben. Herr Anwalt, bleiben Sie bitte sachlich.“
    Vulva Justitiae, das volle Programm: Arme ausgebreitet, Schmollmund, unsagbar trauriger Blick über den Rand der Lesebrille, pastorales Kopfschütteln.
    „Ich entschuldige mich. Eine unglückliche Formulierung. Natürlich war Frau Beck von ganz alleine auf die Idee gekommen hier im Gericht zu erscheinen. Niemand hat sie dazu überredet, niemandem ist es eingefallen, diese unglückliche junge Frau als taktische Waffe zu gebrauchen. Nicht wahr, Frau Staatsanwältin?“
    „Ein…!“ (Kieks)
    Der Richter blockte den Ruf mit einer Handbewegung ab, „Herr Verteidiger, fahren sie bitte mit dem Plädoyer fort.“ Ein Blick auf die Armbanduhr. Glimm wusste, wann es besser war, die Stückpforten wieder zu schließen. Glimm-Pause. Halbe Drehung auf dem Absatz seiner abgewetzten spitzen Beatles-Schuhe. Bedächtige Wanderung entlang des Richtertisches. Dann, eine Millisekunde bevor der Richter den Mund öffnete um seiner Ungeduld Ausdruck zu verleihen, ergriff der Verteidiger wieder das Wort.
    Er sprach diesmal leise und mit der betonten Sachlichkeit eines Nachrichtenmoderators: „Frau Beck wäre gestern nicht hier gewesen, wenn mein Mandant dies nicht gewollt hätte.“ KGP (Kleine Glimm-Pause). „Auch Gernot Marks säße nicht hier, wenn sein Plan funktioniert hätte (KGP). „Dieser Mann hier“, Glimm deutete auf den gefasst wirkenden Angeklagten, „dieser Mann hatte eines Tages erkannt, was er da tat. Er hat gemerkt, was für ein Unmensch er ist. Gemerkt, was er Nadja Beck angetan hatte. Er hat sich selbst gesehen. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben. Er blickte in den Spiegel und erschrak vor sich selbst. Das war der Augenblick, meine Damen und Herren, in welchem sich Gernot Marks entschloss, seinem abscheulichen Treiben ein Ende zu bereiten. Nicht in dem er, wie andere vielleicht in ähnlicher Situation, sein Opfer einfach tötete, nein!“ Glimm wechselte vom Tagesschausprecher zum Talkshowmaster, „Mord war niemals eine Option für Gernot Marks! Niemals! Dieser Mann ist kein Mörder. Noch nie starb ein Mensch durch seine Hand. Nein, meine Damen und Herren, dieser Mann ist kein kaltblütiger Mörder, kein dumpfer Totschläger, kein blutrünstiger Killer.“ Glimm holte tief Luft.
    Im Gerichtssaal war es so still, das man das Gurren der Tauben auf dem Dach des Gebäudes hören konnte.
    „Gernot Marks wollte Schluss machen. Schluss mit dem übermächtigen Trieb, der ihn steuerte, Schluss mit dem Leid, welches er über sein unglückliches Opfer gebracht hatte, Schluss …“, Glimm schaute jedem intensiv in die Augen, der gerade in Reichweite war, „mit sich selbst.“ Alle Augen wandten sich zu dem jungen Mann im zerknitterten Anzug, der jetzt, den Kopf gesenkt, die Hände im Schoß rang. Glimms Eröffnung schien Marks äußerst peinlich zu sein.
    „Ja, meine Damen und Herren“, Glimm gab jetzt den jovialen Fernsehpfarrer, „Gernot Marks plante seinen Selbstmord. Vorher allerdings“, der Anwalt hob Stimme und rechte Hand um die aufkommende Unruhe zu dämpfen, „verhalf er seiner Gefangenen zur Flucht.“ Tusch. Das Flüstern und Raunen verstärkte sich zu lauten Zwischenrufen und ungläubigen Worten. Glimm ließ seine Worte wirken bis der Vorsitzende für Ruhe sorgte.
    „Sie haben richtig gehört.“ Nun

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