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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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die Tasche seiner Jacke und holte eine rote Trillerpfeife heraus.
    Er reichte sie dem Kind und sagte lächelnd: „Wir wollen nur mit ihr reden. Wir würden gerne wissen wie sie heißt. Das ist eine richtige Polizeipfeife, siehst du? Sie hat sogar einen Polizeistern. So eine hat nicht jeder.“
    Das Mädchen steckte die Pfeife rasch ein. „Sie heißt Eva. Lasst sie in Ruhe.“
    „Die Eva kommt jetzt dahin, wo sie hingehört, ins Gefängnis!“, trompetete die dicke Frau, welche die Polizei verständigt hatte und griff nach der Hand ihrer Tochter. Ihre Stimme klang wie das letzte Wort eines Haftrichters. Kopfschüttelnd schauten die Beamten dem gewaltigen blau glänzenden Hintern nach. Die Frau zerrte das heftig weinende Mädchen rücksichtslos hinter sich her.
    „Was soll denn das? Schauen Sie, was Sie angerichtet haben!“ Die Frau, die Eva hieß, sah aus, als wollte sie auch gleich losheulen.
    „Wir möchten nur einen Blick auf Ihren Ausweis werfen, Frau … „
    „Kottke, Eva Kottke. Den Ausweis, Augenblick.“ Die Frau kramte in ihrer plumpen Handtasche, förderte einen abgewetzten Geldbeutel zutage und begann die einzelnen Fächer zu inspizieren. Ihre Hände zitterten, ihre Gesichtszüge wirkten angespannt. „Den Ausweis, Moment, ich hab ihn gleich, Sekunde …“ Ein Kärtchen fiel zu Boden. Eine Kreditkarte, goldglänzend. Schnell nahm es die Frau wieder an sich.
    „Wenn Sie Ihren Ausweis nicht finden, nehmen wir auch den Führerschein.“ Kellers geübter Blick hatte das Kärtchen entdeckt.
    „Meinen Führerschein? Ach so, den Führerschein.“ Die große Frau lachte nervös. „Wissen Sie, das ist nicht meiner, das ist …“ Die beiden Polizisten verständigten sich mit einem stummen Blick.
    Kellers Stimme wurde dienstlich, „Frau Kottke, ich muss Sie bitten, uns zu begleiten.“
    „Ich kann das erklären, Bitte hören Sie mir zu, ich …“
    Keller fasste sie sanft am Unterarm, „Machen Sie jetzt keine Schwierigkeiten, Frau Kottke. Wir fahren nicht weit. Auf der Dienststelle können Sie uns alles erklären. Bitte, Frau Kottke.“ Die Frau presste die Lippen zusammen und ging widerstandslos mit. Sie schwankte leicht, als sei ihr schwindlig und Keller verstärkte den Druck seiner Hand.
    Als sie das Präsidium betraten, fiel das hilflose und verwirrte Gehabe von der Frau ab, als hätte sie einen Mantel abgelegt.
    „Ich möchte mit Dr. Obst sprechen.“
    Keller blieb verdutzt stehen. „Dr. Obst ist …“
    „Kriminalrat und Ihr Dienstherr. Hier ist meine Karte, ich bin sicher, er hat Zeit für mich.“ Die Frau hatte weder die Stimme erhoben, noch einen patzigen Ton angeschlagen, dennoch schwang eine derart starke Autorität darin mit, dass Keller sich fragte, ob das wirklich die Frau vom Spielplatz war.
    Marliese Studer zuckte mit den Schultern und deutete auf das Wachzimmer. „Paul soll ihn anrufen. Dann werden wir ja sehen. Ich stör den Alten nicht. Mir reicht’s vom letzten Mal.“
    Paul rief an, las mühsam das kleingedruckte Kärtchen vor, sagte ein paar Mal „ja“, einmal „natürlich“ und zweimal „sicher“, bevor er mit anerkennend vorgeschobener Unterlippe wieder auflegte. Er schaute seine Kollegen und die Frau zufrieden an, lehnte seinen ungeheuren Körper in dem protestierend knarrenden Schreibtischsessel zurück und brummte: „Am besten, Ihr verdrückt euch, er kommt runter, er klang sehr nach durchgeladener Dienstwaffe, ich pass’ schon auf die Dame auf.“
    Zehn Minuten später, Marliese Studer rührte gedankenverloren ihren Kaffee um. Eine Verlegenheitsbewegung, denn die Polizeimeisterin trank das belebende Gebräu ausschließlich schwarz.
    „Das ist mir ganz schön in den Anzug gefahren“, murmelte sie betroffen.
    Keller, der ihr im Raucherraum der Dienststelle gegenübersaß, nickte nachdenklich. „Die Frau sollte eine Therapie machen“ sagte er leise, „die kann doch nicht so weitermachen.“
    „Was meinst du, ist sie eine Gefahr?“
    „Vielleicht für sich selbst. Aber für die Kinder? Ich denke nicht. Ich hab ihr gesagt, sie soll sich von dem Spielplatz fernhalten. Verbieten können wir es nicht. Sie hat nichts Gesetzeswidriges getan.“
    „Sie tut mir leid“, Marliese drückte ihre Zigarette aus, „Ich hab erst gedacht, die macht Witze, als sie den Chef sprechen wollte.“
    „Hast du gesehen, wie der Alte vor der gebuckelt hat?“
    „Die Hand hat er ihr geküsst, ich hab gedacht, ich bin im falschen Film.“
    „Ein Gentleman eben“, Keller

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