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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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Sie kamen aus einem Gebüsch, in dem sie wohl schon eine Zeit lang die Situation beobachtet hatten. Ein maßlos fetter Kerl von vielleicht zwölf oder dreizehn Jahren. Ein dunkelhäutiger Lockenkopf mit hübschem Gesicht, in dem nur die Zigarette deplatziert wirkte, im gleichen Alter und ein winziges Kerlchen, das mit seinen hektischen Gesten und dem verschlagenen Grinsen wie ein Wiesel wirkte, das einen Elefanten und einen Tiger beeindrucken wollte. Alle drei schlurften in einem Trott zu den Schaukeln, der wohl Coolness und Männlichkeit vermitteln sollte, aber viel mehr den Eindruck einer akuten Hodenentzündung erweckte.
    Die Frau auf der Bank beachteten sie nicht. Das Mädchen schaukelte in seiner anderen Welt, während die Dreiergruppe sich um den auf dem Boden liegenden Schulrucksack scharte. Mit gesenkten Köpfen, die Hände tief in den Taschen ihrer Schlabberkluft vergraben, standen sie da, als trauerten sie um ein totes Tier.
    Das Wiesel trat gegen die Tasche. Etwas klapperte.
    Das Mädchen auf der Schaukel öffnete die Augen, „Hey!“ Zum ersten Mal hörte Eva ihre Stimme. Fest und klar mit leicht zornigem Klang. Der Fette drehte seinen halslosen Kopf wie einen Geschützturm und fixierte die Kleine aus schmalen Schlitzen. Die Schaukel schwang aus.
    Das Mädchen funkelte die drei wütend an: „Haut ab!“
    Der Fette hob abwehrend beide Hände. „Okay, okay, mach keinen Stress, Prinzessin. Wir gehen ja schon.“ Er machte seinen Kumpels ein Zeichen und der Dunkelhaarige schulterte die Schultasche. Betont langsam drehte sich der dicke Junge um und schlurfte zu seinen Kumpels, die sich nun auch feixend zum Gehen wandten.
    „Das ist meine Tasche, lasst sie liegen, ihr Penner!“ Die drei Halbstarken erstarrten.
    Das Mädchen war von der Schaukel gesprungen und stemmte ihre dünnen Ärmchen herausfordernd in die Hüften. „Los, hinlegen!“ Das Stimmchen war ein typisches Mädchenpiepsen, die Autorität darin entsprach allerdings der eines US-Marshals samt gezogener Waffe.
    „Tu, was die Lady sagt!“, befahl der Fette und der Dunkelhaarige öffnete die Klappe der Tasche. Schulhefte, Bücher, eine bunte Lunchbox und alle möglichen Kleinteile landeten im Matsch. Eva erhob sich.
    „Ihr Idioten!“ Die Kleine sprang den Übeltäter an wie eine Wildkatze, so dass seine Kumpels erschrocken zurückwichen. Doch der Junge wog mindestens doppelt so viel wie die Angreiferin. Er schüttelte das nun hysterisch kreischende Mädchen ab wie ein lästiges Insekt. Sie landete auf dem Rücken zwischen den aufgeweichten Schulheften, den angeschmutzten Büchern und all dem Krimskrams, den Schülerinnen üblicherweise mit sich herumschleppen.
    Die Frau war die letzten Meter gelaufen. Das Wiesel bemerkte sie zuerst. Er gab seinen Kumpels ein Zeichen. Die drei Burschen rannten lachend und grölend davon. Das Wiesel brüllte die einschlägigen Obszönitäten, die sich samt und sonders auf weibliche Genitalien bezogen und wedelte mit seinem dürren Mittelfinger.
    Die Frau stellte ihre Tüte auf den Boden und half dem völlig verdreckten Mädchen wieder auf die Beine.
    „Ich heiße Eva. Hier, er hat glücklicherweise nichts abgekriegt.“ Sie hielt dem Mädchen einen kleinen Plüschhund hin, der nicht in die Pfütze gefallen war. Die Kleine riss ihn ihr aus der Hand und presste ihn schützend an sich. Schniefend und zitternd vor Scham und Wut starrte das Kind die Frau an.
    Misstrauen löste den Zorn ab; die braunen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    „Was wollen Sie?“ Die Stimme klang jetzt dünn und gepresst. Die Frau fasste das Mädchen an den Schultern, doch die Kleine trat rasch einen Schritt zurück. Mitten in die Pfütze. Braunes Dreckwasser lief in ihren Schuh.
    „Ich will dir helfen. Tut mir leid, was da passiert ist.“
    „Idioten, Penner von der Schillerschule.“ Mit trotzig vorgeschobener Unterlippe begann das Mädchen ihre Sachen aus dem Dreck zu holen. Die Frau half ihr dabei.
    „Kennst du die Jungen?“
    Ein kurzer scheuer Blick, „Vom sehen. Normalerweise sind die zu viert. Ziehen Handys und Jacken und so.“
    „Hast du auch ein Handy?“ Kopfschütteln.
    Eva bemerkte wie dicke Tränen über die Wangen des Kindes rollten, „Jetzt muss Mama die Bücher neu kaufen“, schniefte das Mädchen.
    „Kriegst du deswegen Ärger zu Hause?“ Wieder Kopfschütteln, die schlammverschmierten Haare flogen.
    „Wie heißt du überhaupt? Willst du es mir verraten?“ Ein taxierender Blick. Eva kämpfte gegen

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