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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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programmiert. Er hörte nicht das Rasseln und Scheppern der Schiebetüren, das Hallen der Schritte auf den eisernen Platten.
    Wie schön sie war! Wie gut sie roch! Wie sanft sie sprach! Sein Kopf dröhnte. Verdammt noch mal, kein Chirurg der Welt konnte eine Frau von fast fünfzig so herrichten. Er hatte ein gutes Auge. Die wenigen, feinen Fältchen, die feinen grauen Fädchen in der blonden Mähne, die nervigen, sehnigen Hände. Die Frau war echt. Nun ja, hie und da hatte Dr. Plast wohl ein wenig unterstützend eingegriffen, aber im Großen und Ganzen war die Frau ein Glückskind. Manchmal vergaß die Natur wohl einen Menschen.
    Marks streckte sich auf der Matratze, sog tief die Luft in seine Lungen. Es roch nach Bohnerwachs, WC-Reiniger und nach Klo. Doch nicht für ihn. Der Mann in der Einzelzelle atmete den nussigen Duft ihrer Haut, das Aroma ihres Shampoos und den schweren, berauschenden Geruch ihrer Weiblichkeit. Seine Hand kroch unter den Gummizug seiner Baumwollhose, berührte den eisenharten Knüppel unter seinem Nabel, zog sich zurück, das pochende Verlangen ignorierend. Heute nicht. Nicht mehr, solange er hier drin war. Verschwendung. Vergeudung wonnebringender Säfte in kratziges Klopapier. Raue Häftlingspfoten anstatt zarter Frauenhände, gieriger Lippen und dem perfekten, trunken machenden Spiel ihrer fordernden Zunge. Nein! Er hatte heute in ihren Augen ein Versprechen gesehen, das ihm die Tränen in die Augen trieb.

    „Frau Barlow ist da.“ Viktorija rollte warnend mit ihren herrlichen dunklen Augen und hielt der Besucherin die Tür auf. Die Warnung war berechtigt. Stephan Glimm erhob sich hinter seinem Schreibtisch und hätte beinahe anerkennend gepfiffen. Dank eiserner Willenskraft blieb es aber lediglich bei geschürzten Lippen, die sich rasch zum standardisierten Begrüßungslächeln verbreiterten. Was da gerade auf schwindelerregenden Absätzen hereinschwebte, war die fleischgewordene Symbiose aus 30 Jahren Playboy und dem Pirellikalender.
    Glimm reichte der Erscheinung die Hand, registrierte festen, aber nicht übertriebenen Gegendruck und bat die Besucherin mit einer Handbewegung Platz zu nehmen. Geschätzte ein Meter fünfundachtzig betörende Weiblichkeit sanken in einer einzigen harmonischen Fließbewegung auf den Besuchersessel. Glimm war kein Kostverächter. Nie gewesen. Sein Credo war: „Ich liebe das Leben, das Leben liebt mich.“ Der Anwalt war dreiundvierzig und in seinem Leben hatte es schon einige bemerkenswerte Frauen gegeben. Er lehnte sich zurück, während seine Mitarbeiterin Kaffee servierte und nutzte die Minute, um die Besucherin einzuordnen: Mitte vierzig; wahrscheinlich in High Heels zur Welt gekommen; blond (echt); Raucherin; volle Brüste ohne Einlagen; überdurchschnittlich intelligent, zielstrebig und mit einer höchst erotisch wirkenden Aura lauernder Gefahr.
    „Fertig?“
    „Ja.“ Touché. Glimm hoffte sehr, dass er bei der Frau ähnlich positiv abgeschnitten hatte. Immerhin, seine Brust kam auch ohne Silikon daher.
    „Sie wissen sicher, wer ich bin.“ Das war eine Feststellung, keine Frage. Als er den Namen Anna-Sophia Barlow in seiner Termindatei fand, stellte er die üblichen Recherchen an. Google fand 1.335.435 Einträge und die Bildersuche gestaltete sich äußerst durchblutungsfördernd. Die Barlow zählte in den Achtzigern zur Weltelite der Top-Models. Sie war „Die Skorpionin“. Auf gefährlich wirkende Weise schön, nach außen eiskalt, giftig gegenüber naiven Journalisten oder aufdringlichen Paparazzi. Versace, Armani und Co rissen sich um sie. Ihr Rückzug aus dem Glamour-Business schlug damals mächtige Wellen. Finanziell saniert war sie seit Anfang der Neunziger, als sie mit ihrer gerade gegründeten Agentur „Barlow’s“ die legendäre Katrin De-Beers entdeckte, deren Stern noch heute alle anderen überstrahlte. Die Barlow nutzte dies, um sich fast gänzlich von der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Ihr Privatleben hielt sie eisern unter Verschluss.
    „Der Grund, warum ich hier bin ist: Ich habe vor zu heiraten.“ Glimm schaute der Frau ernst in die Augen. Er hatte nicht vor, bei Tante Annas lustiger Ratestunde den Clown zu geben. Er war Strafverteidiger. Kein Pfarrer, kein Standesbeamter, und auf Brautschau war er auch nicht. Obwohl Anna-Sophia Barlow sicher eine gute Partie abgäbe. Die Lady war milliardenschwer und sah fantastisch aus.
    „Ich weiß, dass Sie Fachanwalt für Strafrecht sind“, sagte sie lächelnd, „der Beste.

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