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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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eben auch nur ein Mann. Vielleicht sollte er die Staatsanwältin anrufen. Im Bacchus-Keller war heute Live-Jam. Nichts Besonderes, keine Stars. Nur ein paar lokale Musiker, die guten Jazz machten.

    Der Fußboden in der alten Besucherbaracke knarrte, als Glimm den kargen Raum betrat. Ein Tisch mit Resopalplatte und vier billige Kantinenstühle aus Stahlrohr und Plastik waren die ganze Einrichtung. Vorsichtig nahm der Anwalt Platz, legte seine Schreibmappe vor sich auf den Tisch und wartete. Nach wenigen Minuten öffnete sich wieder die Tür und ein Vollzugsbeamter begleitete Gernot Marks bis an den Tisch. Der Beamte nickte Glimm zu und verließ den Raum. Er würde draußen warten. Für Anwälte galten andere Regeln als für Angehörige. Glimm grüßte den Häftling mit einem knappen Nicken, entnahm der Schreibmappe ein Schriftstück und schob es zusammen mit einem billigen Plastikkugelschreiber, seinen massiven Mont Blanc hatte er abgeben müssen, über den Tisch. „Unten rechts“, beantwortete er Marks fragenden Blick. „Damit übertragen Sie mir das Mandat, als Ihr Anwalt Ihre vorzeitige Haftentlassung zu beantragen.“ Ihre Blicke trafen sich. Marks hatte braune Augen. Sie waren klar und sanft wie die eines treuen Hundes. Nach kurzem Zögern setzte der Gefangene seine Unterschrift unter das Dokument.
    Glimm musterte sein Gegenüber mit der Akribie eines Kriminalermittlers. Der Mann sah gut aus. Selbst die schlecht sitzende Anstaltskleidung konnte nicht verbergen, dass Marks sich um seinen Körper kümmerte. Seit dem Prozess damals hatte er abgenommen. Nichts Schwammiges war mehr an der durchtrainiert wirkenden Gestalt. Das ehemals aufgedunsene Säufergesicht mit der markanten Nase war schmal geworden. Tiefe Falten zogen sich von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln. Die dunklen Haare waren straff nach hinten gekämmt. Ein hartes Gesicht. Streng aber nicht unattraktiv. Es erinnerte Glimm an den jungen Al Pacino. Marks schob das Papier in die Mitte des Tisches und lehnte sich entspannt zurück. „Wie lange?“, fragte er mit leiser, rauchiger Stimme. Glimm wiegte den Kopf. „Einen Monat, höchstens zwei. Die erste Anhörung findet in drei Tagen statt.“
    „Ich habe es hier nicht leicht, wie Sie sich denken können.“
    Glimm nickte, Knast ist, im Gegensatz zu einer verbreiteten Volksmeinung, kein Zuckerschlecken. Hinter Gittern herrscht eine strenge Hierarchie. Es gibt Lämmer und es gibt Wölfe. Das Personal hat die Rolle des Hütehundes. Eines Hundes, der eine viel zu große Herde bewachen muss. Die Gesetze in den einzelnen Blocks machen die Gefangenen. Einige wenige herrschen wie Warlords über ihren Bereich. Den Beamten des Vollzugsdienstes ist das nur recht. So bleibt die große Masse ihrer Schützlinge besser beherrschbar. Ist man ein Wolf, so sucht man sich seinen Platz im Rudel. Ist einer ein Lamm, so reiht er sich in der schweigenden Menge der Duldsamen, Unterwürfigen und Unauffälligen ein. Dabei handelt es sich meist um betrügerische Finanzberater, kleine Diebe und Hehler, Fußvolk aus dem Drogen- und Hurenmilieu, Fälscher und Steuersünder. Wölfe sind fast immer Schwerkriminelle. Mörder, Berufshooligans, Menschenhändler, Drogenbosse und primitive Schläger mit Vorstrafenlisten, die länger sind als die chinesische Mauer. Sexualstraftäter rangieren auf der untersten Ebene dieses Systems. Wobei der Typ des brutalen Vergewaltigers, der sein Hirn im Penis hat, noch einigermaßen wohlgelitten ist. Den absoluten Bodensatz bilden jedoch die „Pädos“. Typen, die sich an Minderjährigen vergriffen haben, gelten in diesem archaischen Machoreich als absoluter Abschaum.
    Zwar werden seitens der Vollzugsbehörden keine Haftgründe innerhalb der Gefängnismauern verbreitet, und manch selbsternannter Schwerverbrecher sitzt lediglich wegen Verkehrsdelikten oder simpler Unterschlagung. Im Falle eines spektakulären Prozesses wie bei Gernot Marks ist es allerdings unmöglich, den durch die Mühlen von Presse, Funk und Fernsehen gedrehten „Hauptdarsteller“ inkognito zu inhaftieren. Kinderschänder gelten im Vollzug als gefährdete Personen, bekommen eine Einzelzelle und werden verschärft beobachtet. Offiziell. Da diese besondere Spezies auch bei Vollzugsbeamten nicht gerade zu den Lieblingen zählt, „rutscht“ mancher Häftling in der Dusche aus, bekommt aus Versehen heißen Kaffee ins Gesicht oder fällt unglücklich in eine Faust. Mehrmals. Die Beamten sind ordentliche Leute. Pflichtbewusst,

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