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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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war an seinem Platz, kein noch so exotisches Werkzeug musste gesucht werden, alles war in bestem Zustand und gereichte der Qualität der angelieferten Ware zur Ehre.
    Hansen & Ohoven hatte zuverlässig und auf die Minute genau geliefert. Das Hamburger Unternehmen hatte sich auf die Belieferung von Feinschmeckerrestaurants spezialisiert. Weltweit. Eigene Fangflotten, Verarbeitungsbetriebe, ein moderner Fuhrpark, darunter mehrere umgebaute dreiachsige S-Klasse-Mercedes mit Kühlzelle, die als die schnellsten Tiefkühltransporter der Welt im Guinness Buch der Rekorde standen, sorgten für die Einhaltung der teilweise haarsträubenden Forderungen der verwöhnten Kundschaft, die in diesem Metier gerne als „Klienten“ bezeichnet wurden.
    Herrschaften wie Anna-Sophia Barlow standen weder in den offiziellen Referenzlisten, noch mussten sie den üblichen Dienstweg über die zentrale Verkaufsabteilung nehmen. Sie verfügten über eine hochgeheime Durchwahl, und so konnten ausgefallene Wünsche meist noch am selben Tag befriedigt werden. 50 Gramm Beluga-Kaviar kosteten dann mitunter locker eine fünfstellige Summe.
    Die Frau in der Schlossküche hatte rechtzeitig geordert. Schließlich gab es in ihrer Disposition keine unbekannten Größen. Alles war minutiös geplant. So war sie es gewohnt. So hatte es zu sein.
    Das Essen sollte um 19:30 Uhr auf den Tisch kommen. Serviert von ihr persönlich. Niemand außer ihr und ihrem Gast würde sich um diese Zeit auf dem Schloss aufhalten.

    Marks schrak auf, als ihn die Stewardess leise ansprach. Er möge sich bitte anschnallen, die Maschine befinde sich im Landeanflug. Verwirrt schaute er auf seine Armbanduhr. Eines der wenigen Utensilien aus seiner Vergangenheit, die er behalten hatte. Der zerschrammte, klobige Chronometer zeigte Viertel vor drei. Nachmittags. Hatte er wirklich nur zwanzig Minuten geschlafen? Das ungewohnte Bier, die Aufregung. Wo waren sie überhaupt?
    „Wir landen in wenigen Minuten auf dem City-Airport von Mannheim, Herr Marks“. Die Kleine hatte seinen Gesichtsausdruck offenbar richtig gedeutet.
    Mannheim? Was zum Teufel sollte er denn schon wieder in Mannheim? Diese Stadt verband er mit den schlimmsten Jahren seines Lebens. Wo war diese Maschine in der Zwischenzeit herumgekurvt? Frankfurt-Mannheim mit einem Umweg über Neufundland?
    Tatsächlich war der Pilot in einem weiten Bogen über Südengland, die Bretagne und das Elsass fast wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückgekehrt.
    Als die Maschine eine weite Schleife über die verschneiten Wälder des Odenwaldes drehte, dämmerte ihm, warum er seit seiner Entlassung solche Haken schlug: Natürlich! Das Schloss! Sie erwartete ihn auf Waltham-House! Dem Ort, der ihr am meisten bedeutete, sowohl in guten wie auch in bösen Zeiten. Jetzt war eine gute Zeit. Deshalb Mannheim. Von hier aus waren es mit dem Wagen nur achtzig oder neunzig Minuten. Der kostspielige Flug sollte offenbar lauernde Reporter auf eine falsche Spur locken. Eine Begegnung an einem schicksalhaften Ort. Würden sie dort heiraten? Sie hatte ihn stets im Ungewissen gelassen. Hatte seine ungeduldigen Fragen stets mit banalen Floskeln abgewiegelt. Lass dich überraschen. Du wirst begeistert sein. Du wirst es lieben usw.
    Was würde er dort vorfinden? Knisternde Kamine in allen Räumen, die Säle voll Lachen und dem Gesumm hunderter Gäste, die sich erwartungsvoll zu ihm umwandten und die Champagnergläser erhoben? Oder eine kleine, handverlesene Gesellschaft. Alte Freunde von damals, Kumpels von früher. Ganz intim, familiär, die rotwangigen Verwalter mit ihren altmodischen Verbeugungen und Knicksen. Goldig. Das Blut pochte in seinen Schläfen, als die Maschine wippend vor dem kleinen Terminal des Flugplatzes ausrollte. Ein klobiger Hummer-Jeep stoppte neben dem Flugzeug. Es war eine Sonderausführung mit groben Geländereifen ohne Chrom, Ludenfelgen und Proletenauspuff. Dieses Auto war für seinen ursprünglichen Zweck gekauft worden. Ein Januartag in den Wäldern des östlichen Odenwaldes hatte schon so manchem Hochglanz-Mitsubishi seine Grenzen gezeigt.
    Er nahm seinen Koffer und folgte den beiden Polen zu dem Wagen. Ein Fahrer im Anzug stieg aus, übergab Janosz die Schlüssel und verabschiedete sich förmlich.

    Chris Hamilton hieß eigentlich Hans-Ludwig Leipersberger, aber als angehender Enthüllungsjournalist und freier Mitarbeiter einer großen deutschen Boulevardzeitung war ihm dieser Name doch ein wenig zu altfränkisch erschienen.
    Er

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