Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen
Woche schon hatten.“
DER ALTE MANN IN KETTEN
Ein Rotrock brachte sie ins Verlies unter dem Palast. Lediglich ein paar knisternde Fackeln in rostigen Halterungen hielten die Dunkelheit in Schach. Die Zellen waren offen. Durch die Folter waren die meisten Gefangenen zu stark gehandicapt oder zu geschwächt, um einen Fluchtversuch überhaupt wagen zu können. Diejenigen, die kräftig genug waren, hatte man an die Wand gekettet. Der intensive Geruch von Schmerz und Schmutz und Angst trieb Walküre das Wasser in die Augen, und die Galle kam ihr hoch.
Der Rotrock schloss ihre Handfesseln in einer leeren Zelle an eine lange Kette und ließ sie allein. Sie legte die Hände über die Nase und atmete durch den Mund.
„Du gewöhnst dich daran“, sagte eine Stimme.
In der gegenüberliegenden Zelle war ein Mann. Er hatte langes graues Haar und einen langen grauen Bart und sah aus, als sei er schon eine lange graue Zeit lang hier. Sein alter Körper war knochig, und er war an den Handgelenken aufgehängt, schien sich an der unbequemen Lage jedoch nicht zu stören.
„Der Geruch“, erklärte er. „Man gewöhnt sich an den Geruch. Nach ein paar Tagen merkst du ihn nicht mehr.“
Walküre trat an ihre Zellentür und betrachtete den Mann im Dämmerlicht. Sie öffnete den Mund, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. Jemand weinte. Ein anderer murmelte vor sich hin. Irgendwo in der Dunkelheit schien eine fröhliche Unterhaltung in Gang zu sein, doch Walküre war sich nicht sicher, ob mehr als eine Person daran beteiligt war. Sie biss sich auf die Lippe.
„Du versuchst, nicht in Panik zu geraten“, stellte der alte Mann fest.
Ein winziges Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. „Ja.“
„Versuch’s weiter. Die Panik kommt früh genug, aber wenigstens weißt du dann, dass du dein Bestes gegeben hast. Die meisten Leute geraten in Panik, sobald sie hierhergebracht werden, und ich glaube, es ist ihre Verlegenheit, die ihnen am Ende am meisten zu schaffen macht.“
Irgendetwas an ihm kam ihr bekannt vor, etwas an seiner Stimme, und plötzlich klickte es in ihrem Kopf.
„Großmagier?“, fragte sie stirnrunzelnd.
Eachan Meritorius lachte. „Großmagier? So hat mich schon lange niemand mehr genannt. Du musst älter sein, als du aussiehst, meine Liebe. Wie heißt du?“
„Walküre“, antwortete sie. „Walküre Unruh. Was … was haben sie mit Euch gemacht?“
„Tut mir leid, aber du solltest deine Fragen etwas eingrenzen.“
Ihre Kette war so lang, dass sie in seine Zelle gehen konnte. „Ihr wart nicht immer so.“
„Das ist sehr richtig. Manchmal hängen sie mich verkehrt herum auf.“
„Das meine ich nicht.“
„Sie finden es komisch. Wahrscheinlich ist es das in gewisser Hinsicht auch. Als Wächter in einem Verlies muss man selbst für seinen Spaß sorgen, nicht wahr? Aber jetzt erzähle mir, weshalb sie dich ins Gefängnis geworfen haben. Nicht gerade der originellste Gesprächsstoff in einem Verlies, ich gebe es zu, aber bei aktuellen Themen kann ich leider nicht mitreden.“
„Ich habe versucht, jemandem zu helfen.“
„Eine noble Geste.“
„Ich habe versucht, einer Sterblichen zu helfen.“
„Eine unsinnige Geste. Warum um alles in der Welt wolltest du etwas so Dummes tun? Diese Zellen sind voller nobler und dummer Leute wie du. Dazu kommen noch die Sterblichen, denen sie helfen wollten.“
„Ich bin nicht von hier, Großmagier.“
„Du machst eine Stadtbesichtigung?“
„Ich bin nicht aus dieser Wirklichkeit.“
„Hm. Der Ort hier hat dich ziemlich schnell um den Verstand gebracht.“
„Ich bin nicht verrückt.“
„Ich werte nicht, meine Liebe. Einige meiner besten Freunde sind verrückt.“ Er wies mit dem Kinn in die Zellenecke. „Wallace zum Beispiel. Er ist so verrückt wie nur etwas. Nicht wahr, Wallace?“
Walküre runzelte die Stirn. „Hm. Da … da ist niemand.“
„Wir Langzeitgefangene nennen das Verlieshumor. Nach ein paar Jahren weißt du ihn zu schätzen.“
„Ich bin nicht verrückt, und ich lüge nicht. Ich bin von einer anderen Wirklichkeit. Schaut her.“
Sie zog ihr Handy heraus und zeigte es ihm. „Das ist ein Smartphone. Seht Ihr den Bildschirm? Das ist keine Magie, sondern Technologie. Die Technologie der Sterblichen. Habt Ihr jemals so etwas gesehen?“
„Nein“, antwortete Meritorius, „aber das mag daran liegen, dass ich seit zwei Jahrzehnten in diesem Verlies hocke. Was kann das Ding?“
„Es erlaubt mir, mit Leuten zu
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