Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen
Dach des letzten Waggons landeten sie. Skulduggery lenkte den starken Luftzug um sie herum ab.
„Ich sollte allein hineingehen.“ Walküre musste laut sprechen, damit er sie verstand. „Wenn wir beide einsteigen, sieht es zu offiziell aus.“
„Und ich warte einfach hier draußen?“, fragte Skulduggery. „Was soll ich denn da machen? Hier ist niemand, mit dem ich mich unterhalten kann. Das ist doch langweilig.“
„Du stehst auf dem Dach eines fahrenden Schnellzugs“, erinnerte Walküre ihn. „Wenn du das langweilig findest, solltest du dich wirklich mal auf deinen Geisteszustand untersuchen lassen. Warte hier. Ich tue, was getan werden muss, und bin gleich wieder da.“
„Gut.“ Er klang eingeschnappt. „Beeil dich.“
Sie grinste und trat ein paar Schritte zurück, dann hob sie die Hand, um die Luft umzulenken. Die Geste war jedoch zu lasch, und mit der schieren Kraft des Windes hatte sie nicht gerechnet. Er traf sie wie ein Lastzug, und sie schrie, als sie von den Füßen gerissen wurde. Skulduggery wollte nach ihr greifen, doch sie stolperte bereits nach hinten. Der Zug brauste unter ihr weg. Rasch streckte sie die Hand aus und erwischte gerade noch eine Leitersprosse, hätte sich dabei aber fast den Arm ausgekugelt. Ihre Beine baumelten über den Schienen. Auch mit der anderen Hand hielt sie sich an der Leiter fest und konnte die Füße auf eine Sprosse stellen. So hing sie am letzten Wagen des Zuges und zitterte am ganzen Körper.
Als Walküre aufschaute, sah sie Skulduggery. Kerzengerade stand er da oben, nicht einmal seine Krawatte flatterte im Wind. Er schüttelte den Kopf, und ihr gelang ein kleines Lächeln, das ihm sagen sollte, dass alles in Ordnung war. Hier ruht Walküre Unruh, die Retterin der Welt. Sie fiel von einem Zug und starb als Held. Wenigstens reimte es sich.
Sie kletterte die Leiter hinunter, hielt sich aber mit einer Hand immer noch gut fest, als sie die hintere Wagentür öffnete. Mit einem Satz sprang sie hinein, schob die Tür wieder zu und schloss den Lärm und den Wind aus. Walküre nahm sich einen Moment Zeit, brachte ihre Frisur in Ordnung und wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Oh Mann, das war wirklich bescheuert. Das würde sie noch oft von Skulduggery zu hören bekommen.
Nachdem sie ihre Fassung wiedererlangt hatte, bahnte sie sich einen Weg nach vorn. Was immer hier transportiert wurde, Ladung im traditionellen Sinn war es nicht. Die Waggons hatten Fenster, aber keine Sitze. Rechts und links waren große Kanister mit breiten Gurtbändern und Netzen festgezurrt. Sie schob die Tür am anderen Ende des Wagens auf, und als sie über die Kupplung in den nächsten Waggon stieg, drohte der Wind sie wieder fortzureißen. Es erwartete sie dasselbe Bild: Dutzende unbeschrifteter Kanister, die im Rhythmus des Zuges aneinanderschlugen.
Gerade hatte sie die Tür am anderen Ende geöffnet, als der Zug in einen Tunnel fuhr und alles dunkel wurde. Sie streckte den Arm aus und fand den Türgriff des dritten Waggons. Immer noch im Finstern, übersprang sie die Kupplung, schob die Tür auf und ging hinein. Es kostete sie einige Mühe, die Tür wieder zu schließen, doch es gelang ihr schließlich, und sie drehte sich um. Instinktiv hätte sie eigentlich mit den Fingern geschnippt und etwas Licht erzeugt, doch falls die Kanister irgendwelche Gase enthielten, war eine offene Flamme wahrscheinlich keine gute Idee. Also blieb sie stehen und wartete und schwankte im Rhythmus des Zuges vor und zurück. Dann verließ der Zug den Tunnel, es wurde hell, und sie sah, dass sie in einem Waggon voller hohler Männer stand.
Walküre erstarrte. Papierne Haut, gebeugte Schultern, die Arme von den schweren Fäusten nach unten gezogen, so standen sie alle mit dem Rücken zu ihr, die Gesichter, die keine waren, abgewandt. Sie schluckte und suchte hinter sich nach dem Türgriff. Der Hohle, der ihr am nächsten stand, begann, sich umzudrehen. Walküre machte einen Satz nach vorn und duckte sich hinter ihn. Ein Zweiter drehte sich um und noch einer, schwerfällig und langsam. Sie schauten auf die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte. Obwohl dort niemand mehr war, drehten sie sich nicht wieder um. Inzwischen hatte ein halbes Dutzend Hohler den leeren Blick auf ihren Fluchtweg gerichtet. Ausgeschlossen, dass sie die Tür ungesehen erreichte. Walküre machte sich noch kleiner und schaute zum anderen Ende des Waggons.
Mit finsterer Miene begann sie auf Händen und Knien nach vorn zu
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