Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
gehen«, flüsterte sie.
»Du hast den Zombie doch gehört«, entgegnete Melancholia. »Hier geht’s zum Ausgang. Was willst du denn machen? Zurück gehen?«
»Da vorne ist irgendwas.«
»Hinter uns ist auch was. Wirf einen Feuerball und es wird wegrennen, egal, was es ist. Muss ich denn an alles denken?«
»Bis jetzt hast du noch an gar nichts gedacht«, antwortete Walküre. Aber sie ging weiter. »Die Kreaturen hier unten sind nicht eben freundlich und nur schwer aufzuhalten.«
»Für dich mag es schwer sein, aber ich bin der Todbringer.«
»Glaubst du das immer noch?«
»Du hast gesehen, wozu ich in der Lage bin.«
»Du hast selbst gesagt, dass du ein Akku bist, der sich selbst immer wieder auflädt.« »Du hast ja keine Vorstellung davon, wie mächtig ich bin. Ich kann allein mit der Kraft meiner Gedanken Leben beenden.«
»Und wie ist das so für dich?«
Melancholia blickte sie finster an. »Das hier ist deine Schuld. Du hast mich reingelegt und dazu gebracht, dass ich dem Skelett das Leben zurückgegeben habe. Ohne das Skelett wäre Vile immer noch lediglich eine leere Rüstung, die ich inzwischen schon zerstört hätte.«
»Und wenn du sie zerstört hättest, hättest du auch mich umgebracht und danach Millionen von anderen. Sorry, Mel, aber als das unschuldige Opfer kannst du dich hier nicht hinstellen.«
»Mit dir stimmt etwas nicht, weißt du das?«, fragte Melancholia. »Vor zwanzig Minuten wollte ich dich umbringen, und jetzt hilfst du mir, vor deinem Freund zu fliehen, der uns beide umbringen will. Das ist übrigens eine sehr gesunde Beziehung, die ihr da habt.«
»Vile versucht zumindest nicht, danach auch noch die halbe Welt umzubringen. Er will nur dich umbringen und wer immer danach an deine Stelle treten könnte.«
»Warum nennst du ihn nur noch Vile? Warum nicht mehr Skulduggery?«
»Wenn er die Rüstung trägt, ist er Lord Vile. So muss ich über ihn denken. Es ist die einzige Möglichkeit, wie wir überleben können.«
Melancholia drehte mit einem Ruck den Kopf. »Hast du das gehört?«
Walküre hob Melancholias Arm von ihrer Schulter und ließ sie an die Tunnelwand gelehnt stehen. Vor ihnen war etwas. Sie konnte es im Dämmerlicht sehen. Es sprang hoch und griff an.
Walküre drückte gegen die Luft. Es rannte einfach weiter und mitten in Walküre hinein. Sie ging zu Boden und verhedderte sich in seinen Gliedmaßen, seinen grapschenden Händen. Es stieß ihr sein Knie in den Bauch und sie bekam keine Luft mehr. Sie klammerte sich an das Wesen, schlang die Arme um seine magere Gestalt und presste ihren Kopf an seine Schulter. Sie ließ nicht los. Es fauchte und bäumte sich auf, doch sie hielt es mit aller Kraft fest, auch als es mit ihr über den Boden rollte. Sie schlang ihre Beine um seine Knie. Wenn sie losließ, würden sich ihre Bauchmuskeln verkrampfen und sie wäre wehrlos. Sie konnte sich nur an ihm festklammern. Nur wenn sie sich festklammerte, blieb sie am Leben.
Das Ding, was immer es war, kreischte jetzt. Sie rollten zum Rand des Simses und fielen einen Meter in die Tiefe. Walküre landete auf der Schulter und hätte unfreiwillig fast die Armklammer geöffnet. Das Ding zog sie an den Haaren und zerkratzte ihr das Gesicht. Sie drückte den Kopf auf die Brust und hielt die Augen fest geschlossen. Sie sog ein wenig Luft in ihre Lunge. Als sie sicher war, dass sie sich nicht krümmen musste, sobald sie losließ, hob sie den Kopf und öffnete den Mund, fauchte und bohrte ihre Zähne in den Nacken der Kreatur.
Diese schrie in schierer Panik und versuchte, sich zu befreien, doch Walküre ließ nicht los. Blut floss in ihren Mund. Sie musste würgen und tat alles, um es nicht zu schlucken. Sie rollten seitwärts weg und Walküre rutschte mit der Hüfte nach. Dann lag sie oben und die Kreatur wand sich und zuckte unter ihr. Walküres Kiefer schmerzte, doch sie ließ nicht locker. Blut lief über ihr Gesicht, den Nacken hinunter und unter ihre Kleider. Es floss auf den Boden und tropfte in den Schmutz.
Langsam verließen die Kreatur die Kräfte.
Sobald das taube Gefühl nachgelassen hatte, rollte sich Walküre ein Stück zur Seite und musste sich sofort übergeben. Die Kreatur lag reglos da, mit offenem Mund und geschlossenen Augen. Überall war Blut. Walküre spuckte aus und kroch weiter weg. Dann brach sie zusammen.
Sie hatte den Geschmack von Blut und Erbrochenem im Mund und Hautfetzen zwischen den Zähnen.
»Bist du... okay?«
Sie schaute sich um. Melancholia
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