Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
blickte sie an. Walküre wollte nur eines: sich zusammenrollen und weinen.
Melancholia streckte ihr die Hand hin und half ihr auf den oberen Sims. »Wir müssen weiter«, murmelte Walküre.
»Wir können uns ein wenig ausruhen, wenn du »Nein.« Walküre stand auf. »Wir müssen weiter.«
Sie machten sich wieder auf den Weg. Melancholia wurde immer schwächer. Als es endlich heller wurde, war sie praktisch ohnmächtig. Walküre schleifte sie die letzten paar Hundert Meter zum Höhleneingang und hinaus in die Mondnacht. Sie legte Melancholia auf den Boden und fiel auf die Knie. Die kühle Brise strich über ihr schweißnasses Gesicht. Ihr Rücken brannte. Halb geronnenes Blut klebte an ihrer Haut. Dass sie aufgeschürfte Hände und abgebrochene Fingernägel hatte, merkte sie schon gar nicht mehr.
In der Nähe parkten einige Fahrzeuge - zwei Limousinen und ein Jeep. Und merkwürdigerweise auch der Wagen eines Eisverkäufers. Sie wunderte sich nicht, weshalb er da stand. Sich zu wundem, war der Luxus der Neugierigen, und für Luxus hatte sie im Moment einfach keine Zeit.
Stöhnend stand sie auf. Ihre Beine schienen aus Blei zu sein und ihre Muskeln waren dicke, schwere Gebilde, auf die kein Verlass war. Sie humpelte zu dem am nächsten stehenden Wagen. Der Schlüssel steckte. Erleichtert schloss sie die Augen und ließ sich gegen die Kühlerhaube sinken. Sie hatte wirklich keine Lust, zurückzuhumpeln und Melancholia mitzuschleifen.
»He«, rief sie heiser zu ihr hinüber. Sie brauchte etwas zu trinken. »He, Mel. Steh auf.«
Melancholia war und blieb bewusstlos.
Walküre versuchte, Melancholia mithilfe der Luft herüberzuholen, doch ihre Hände waren nicht zu gebrauchen. Sie war einfach zu müde. Sie musste sich ausruhen, nur zehn Minuten, nur so lange, bis sie wieder ein wenig Kraft gesammelt hatte. Das war nicht zu viel verlangt. Nicht, nachdem sie es bis hierher geschafft und so viel durchgemacht hatten. Nur kurz ausruhen.
»Du siehst fürchterlich aus.«
Walküre öffnete die Augen. Melancholia lag immer noch an derselben Stelle und schaute sie an. Walküre lachte kurz auf. »Klar, weil du da unten so gut aussiehst.«
Melancholia lächelte schwach und schauderte, als eine dunkle Welle durch sie hindurchlief. »Ich weiß gar nicht, was los ist ..."
»Ich bringe dich zum Sanktuarium. Sie haben dort einen Arzt. Es heißt Nye. Du wirst es lieben.«
Melancholia versuchte aufzustehen, ließ dann aber den Kopf wieder auf den Boden sinken. »Weißt du was?«, murmelte sie. »Ich glaube, ich will keine Millionen Menschen mehr umbringen.«
»Klingt gut.«
»Jetzt will ich nur noch dich umbringen.«
Walküre grinste. »Das ist doch schon mal ein Fortschritt, oder?«
»Hilf mir auf, du faules Stück.«
Walküre lachte. Dann sah sie die wallenden Schatten im Höhleneingang und das Herz rutschte ihr in die Hose.
Sie stieß sich von dem Wagen ab und zwang ihre Beine, zu Melancholia zu laufen, aber es war zu spät. Dunkelheit baute sich wie eine Wand vor ihr auf und Lord Vile trat ins Freie.
»Skulduggery«, rief sie. »Bitte hör mir zu! Sie ist verletzt! Ihre Kräfte können nicht mehr richtig fließen! Sie ist nicht mehr der Todbringer!«
Lord Vile ignorierte sie. Melancholia kroch davon. Eine schwarze Klaue wuchs aus Viles Faust.
Walküre durchstieß die Dunkelheit, kam ins Stolpern und konnte sich gerade noch neben Melancholia fallen lassen. Sie packte sie. »Bring mich um«, flüsterte sie. Melancholia wollte sie von sich stoßen, doch Walküre packte sie nur noch fester. »Bring mich um. Es ist unsere einzige Chance.«
»Was redest du
Mit letzter Kraft schlug Walküre zu. Der Schlag war nicht gut gezielt und er war nicht stark, aber er erfüllte den Zweck. Melancholias Wut loderte auf.
»Hoffentlich weißt du, was du tust«, knurrte sie und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.
Walküre holte tief Luft und spürte sofort die Kälte. Sie spürte, dass Melancholia ihren Geist ausschickte und ihre letzten Kraftreserven dazu nutzte, sie beide in der Todesblase einzuschließen. Dann zog die Blase sich zurück und Walküre ging mit, verließ ihren Körper. Während sie behutsam näher zu Melancholia hingezogen wurde, hielt sie kurz inne, um zu sehen, was da eigentlich geschah. Ihr Herzschlag wurde langsamer. Die Hirnstromwellen flachten ab. Die Bio-Elektrizität nahm ab. Sie ließ ihre Hülle zurück und ihr Denken umwölkte sich. Sie war dabei, das zu verlieren, was sie ausmachte. Ihre Identität
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