Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
nach ihm fragen.«
»Ich sollte wahrscheinlich mitkommen.«
»Keine Prügel.«
»Nur eine kleine Abreibung.«
Fletcher kam vor ihnen aus dem Nichts gestürmt. Seine Augen waren ganz groß, er hatte die Fäuste geballt und war bereit, den Kampf aufzunehmen. Er schaute sie an, wirbelte herum, wirbelte wieder zurück.
»Wo sind sie?«, fragte er.
»Wieder in der Kiste«, erklärte Walküre. »Hast du was heraus bekommen? «
»China war nicht in der Bibliothek.« Der Regen klatschte sein Haar an den Kopf. »Und von denen, die da waren, konnte mir keiner helfen. Wie habt ihr sie fertiggemacht?«
»Mit unvorstellbarem Geschick«, antwortete Skulduggery. »Walküre, ich habe eine zweistündige Fahrt nach Dublin vor mir, wo ein trockener Anzug auf mich wartet.«
Sie nickte. »Ich bin so weit.«
Er ging zum Bentley. Fletcher stellte sich vor Walküre hin und legte ihr locker die Hände auf die Arme. »Ich wäre lieber hier geblieben«, sagte er leise.
Sie lächelte. »Ich weiß.«
»Du hättest mit mir kommen sollen.«
»Wir wollen doch einen schönen Moment nicht mit Streiten verderben.« Sie küsste ihn.
Er seufzte, und statt des Regens fielen Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht. Das kleine Cottage mit zerbrochener Fensterscheibe war verschwunden und sie standen unter einem Baum in ihrem Garten. »Viel besser«, murmelte sie, ergriff Fletchers Hand und trat mit ihm hinter dem Baum hervor.
Ihre Eltern, Cousinen, Tanten und Onkel, Freunde und Nachbarn, Leute, die sie ihr Leben lang gekannt hatte, und solche, die sie noch nie gesehen hatte, umringten die Grillstelle und starrten sie an. Sämtliche Gespräche verstummten.
»Oh«, entfuhr es Walküre.
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CHINAS GEHEIMNIS
Am Montagmorgen ging China Sorrows die von Unkraut überwucherte Gasse zur Kirche der Gesichtslosen hinunter. Sie trat ohne anzuklopfen ein. Das Oberhaupt der kleinen Gemeinde lag mit geschlossenen Augen auf den Knien und betete. Der Mann war klein und hatte große Ähnlichkeit mit einem Wiesel. Sein Name war Prave. Seinen Vornamen kannte China nicht, aber er interessierte sie auch nicht. Sie war bisher nur einmal hier gewesen und als sie die Kapelle wieder verlassen hatte, waren ihre Hände voller Blut und sie musste eine Waffe loswerden.
»Neugier«, sagte sie, worauf Prave die Glupschaugen aufriss und aufsprang. »Sie hat mich hierher geführt. Wer, habe ich mich gefragt, ist wohl unverfroren genug, mich in ein so verkommenes Haus wie dieses hier zu bestellen. Ein Haus, in dem nutzlose Gottesdienste gefeiert werden. Dieser Prave kann es ganz sicher nicht sein, dieses schniefende Ekelpaket mit einer Vorliebe für schlecht sitzende Anzüge und gruselige Hemden.«
»Was ... was haben Sie gegen mein Hemd?«, wollte er sofort wissen. Er sprach mit Yorkshire-Akzent und hatte einen näselnden Jammerton an sich, der in Chinas Psyche das Urbedürfnis weckte, auf etwas einzudreschen.
»Es ist orange«, antwortete sie. »Er kann es nicht sein, habe ich mir gesagt, der Mann hat kein nennenswertes Rückgrat. Aber wer dann? Wer zieht die Fäden an diesem Ekelpaket mit der Wieselvisage? Deshalb ist es Neugier, die mich hierher führt, Mr Prave. Lüften Sie den Schleier über Ihrem verborgenen Meister oder Sie riskieren, dass ich mich langweile. Ich mache schreckliche Sachen, wenn ich mich langweile.«
Prave starrte sie mit seinen runden, feuchten Augen an und China hörte im Nebenraum langsame, wohl gesetzte Schritte - hohe Absätze auf Holz. Sie wusste sofort, wer es war.
Eliza Scorn kam herein. Sie trug eine schwarze Hose und ein Jackett. Das lange rote Haar rahmte ihr Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den unvergleichlichen Lippen ein. Viele Männer hatten sich schon in Eliza Scorn verliebt und sie sofort wieder vergessen, sobald China den Raum betreten hatte. Das war nur ein Grund für die Feindseligkeiten zwischen den beiden Frauen. »China«, grüßte Scorn lächelnd.
»Eliza. Welche Überraschung.«
»Ich bitte dich. Du hast doch bestimmt gewusst, dass ich seit Monaten wieder da bin, oder nicht?«
»Kann sein, dass es Gerüchte gegeben hat.«
»Und du hast nicht versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen? Wir hätten uns treffen können, über die alten Zeiten reden, ein bisschen tratschen. Wer lebt noch, wer ist tot, wer liegt im Sterben, solche Sachen.«
»Tut mir leid, Eliza, ich hatte schrecklich viel zu tun.« »Natürlich, natürlich, mit deiner Bibliothek. Ich muss mal vorbeikommen und sie mir anschauen. Wie ist es dir so ergangen?
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