Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
lesen?«, fragte China.
Scorn lachte. »Das ist gar nicht nötig, liebe China, und ich weiß, dass du auch meine nicht zu lesen brauchst. Erpressung ist ein so hässliches, rohes Wort, aber wir leben nun einmal in hässlichen, rohen Zeiten. Du wirst tun, was ich dir sage, und zwar genau, was ich dir sage, oder ich verrate dem Skelett-Detektiv dein schreckliches Geheimnis. Nimmst du meine Bedingungen an?« »Ich habe gar keine andere Wahl, oder?«
»Nein, hast du nicht.«
»Dann nehme ich deine Bedingungen an. Normalerweise bin ich diejenige, die erpresst. Wenigstens wird es eine interessante Erfahrung, die Sache einmal von der anderen Seite aus zu erleben.«
»Ich freue mich, dass du so locker damit umgehst.« »Liebe Eliza, wir sind Profis, oder? Eine Sache wie diese persönlich zu nehmen, wäre ein unverzeihlicher Charakterfehler. Übrigens, ich habe vorhin nicht die Wahrheit gesagt. Die Schuhe sehen grässlich an dir aus.«
Scorn lachte und schüttelte den Kopf. »Ach, China, ich habe dich vermisst.«
»Und ich dich, Eliza. Aber keine Bange, das nächste Mal plane ich besser.«
Scorn klatschte in die Hände. »Ausgezeichnet! Ausgezeichnet!« Die Hände vor der Brust verschränkt, verließ sie den Raum. »Wir bleiben in Kontakt, meine Liebe! Und du wirst dich daran erinnern, wie es damals war - Scorn und Sorrows, wieder vereint! Die Welt wird zittern!«
China schaute ihr nach, dann drehte sie sich um und verließ die Kirche, ohne Prave auch nur eines Blickes zu würdigen. Sobald sie draußen war, verengten ihre Augen sich zu schmalen Schlitzen und sie biss die Zähne zusammen.
Während der nachfolgenden Stunden saß China in ihrem Apartment und ging im Kopf verschiedene Szenarien durch. Ihr schien nur eines übrig zu bleiben: Sie musste Eliza Scorn umbringen. Aber selbst das stellte sie vor ein Problem. Zum einen hatte jemand so Einfallsreiches wie Scorn sicherlich eine Möglichkeit gefunden, wie die belastende Information im Falle ihres vorzeitigen Ablebens unter die Leute gebracht werden konnte. Zum anderen wäre der tatsächliche physische Akt des Tötens nicht so einfach. Scorn war eine schwierige Gegnerin und China war sich nicht sicher, ob sie sie allein überwältigen konnte. Das Hauptproblem bei alledem war, dass China eine Menge zu verlieren hatte, während bei Scorn so gut wie nichts auf dem Spiel stand. Dadurch war China automatisch in der schwächeren Position. Und wenn es etwas gab, das China hasste, war es eine schwache Ausgangsposition.
Es klopfte an der Tür. China blickte auf und bewegte die Hand vor dem Symbol, das in den Türrahmen eingeritzt war. Ein Teil der Tür wurde von ihrer Seite aus durchsichtig. Sie sah, wie Walküre ein paar Worte mit Skulduggery wechselte, bevor dieser in der Bibliothek verschwand. Dann drehte Walküre sich zur Tür um und wartete. Da keiner der beiden übermäßig wütend zu sein schien, hielt China es für ungefährlich, wenn sie die Tür öffnete.
»Hallo, meine Liebe«, begrüßte sie Walküre. Dabei schenkte sie ihr das wärmste Lächeln, dessen sie fähig war. »Komm rein, komm rein. Lass uns alles Wichtige besprechen, bevor Skulduggery uns stört. Hm, du hast einen wunderbaren Duft an dir.«
Walküre lächelte ebenfalls und kam herein. Sie trug wie üblich Schwarz. »Du hättest uns gestern sehen sollen. Fletcher und ich sind total verdreckt auf der Tauffeier meiner Schwester aufgetaucht.«
»Irisches Wetter verträgt sich nicht mit Teleportation. Wie hast du euer Aussehen erklärt?«
»Sprinkleranlage, Blumenbeete, ein entlaufener Hund - es war nicht einfach, aber schließlich haben wir alle mit so vielen widersprüchlichen Details bombardiert, dass sie uns freiwillig in Ruhe gelassen haben.«
»Ah, der Fluch einer geheimen Identität.«
Walküre setzte sich an den kunstvoll geschnitzten Tisch aus dem 18. Jahrhundert. Er galt als Antiquität, obwohl China viel älter war. »Wir haben es mit den Flimmer-Girls aufgenommen«, erzählte Walküre.
China hob leicht die Augenbrauen. »Wie seid ihr davongekommen?«
»Skulduggery und mir ist es gelungen, sie in ihre Kiste zurückzubefördern.«
»Das ist ja ein Ding! Respekt, Respekt!«
»Wir versuchen herauszubekommen, wer der Mann war, der sie freigesetzt hat.«
»Tut mir leid, Walküre, da kann ich euch nicht helfen. Als ich das letzte Mal etwas von den Flimmer-Girls gehört habe, waren sie in Neuseeland, aber das mag schon zehn Jahre her sein. Keine Ahnung, wer seit der Zeit Zugriff auf sie
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