Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
Totenbeschwörer uns tatsächlich besiegen - was ich bezweifle wirst du von all dem nichts mitbekommen. Ich jage dir auf diese Distanz eine Kugel durch den Kopf. Du bist tot, noch bevor du auf dem Boden liegst. Auf jeden Fall bist du tot, noch bevor auch nur einer deiner Freunde sich in meine Richtung bewegt. Du wirst also nie erfahren, ob sie uns besiegen oder nicht. Und du wirst nie erfahren, ob wir mit einer Armee hierher zurückkommen und euren Todbringer in Handschellen abführen. Nichts von alldem wirst du erfahren. Und jetzt los, Craven. Gib den Befehl. Opfere dich für das Wohlergehen deines Todbringers. Sei ein Märtyrer.«
Craven war es vorher nicht bewusst gewesen, aber er hatte Durst. Nichts hätte er in diesem Augenblick lieber gehabt als ein Glas Wasser.
»Wir marschieren jetzt hier raus«, fuhr Skulduggery fort. »Und zwar langsam. Deine Freunde können an die Wände zurückweichen. Das ist wahrscheinlich sicherer für sie, denn falls auch nur ein Totenbeschwörer zwischen uns und der Tür steht, bringen wir euch alle um. Aber du wirst der Erste sein, Craven. Merk dir das. Du wirst der Erste sein.«
»Lasst sie gehen«, befahl Craven mit krächzender Stimme.
Pleasants Hand zitterte nicht, als er sich entfernte, und Craven rührte sich nicht. Es wäre ihm auch nicht möglich gewesen, selbst wenn er es gewollt hätte. Sein Körper schien wie versteinert.
Er schaute den Sanktuariumsagenten nach, wie sie rückwärts die Treppe hinaufgingen. Pleasant wartete, bis die Tür sich oben öffnete. Tageslicht strömte durchs Treppenhaus und hüllte ihn ein. Seine Pistole glänzte. Sein Schädel lag unter seinem Hut im tiefsten, schwärzesten Schatten.
»Braver Junge.« Er sprach leise, doch seine Stimme erreichte Craven mühelos. »Wir werden ein Auge auf die Vorgänge hier haben, damit ihr nicht auf die Idee kommt, Melancholia in Urlaub zu schicken, bevor wir die Gelegenheit hatten, mit ihr zu reden. Ich bin sicher, du verstehst das.«
Craven schwieg und Pleasant stieg die Treppe hinauf. Er verschwand und einen Augenblick später fiel die Tür krachend zu und schloss das Tageslicht aus.
[Menü]
GÖTTER UND MONSTER
Die Polizei war keine Hilfe gewesen. Lynchs Tod wurde in den Nachrichten lediglich als Raubüberfall dargestellt. Der Tod eines Obdachlosen kümmerte niemand. Lediglich wieder ein Stück Abfall, das in den Rinnstein der Stadt gefegt wurde. Wer sollte um so jemanden trauern?
Kenny hätte gern getrauert, war dazu aber zu aufgeregt. Nach der Begegnung mit dem schlaksigen Mann, der sich Kriminalinspektor Ich genannt hatte, und dem Mädchen war er überzeugt, dass etwas Größeres im Gang war. Plötzlich war dieser Artikel über moderne Großstadtlegenden in Bereiche vorgedrungen, die er sich nie hätte träumen lassen. Was hatten der Mann und das Mädchen mit Lynchs Ermordung zu tun? Hatten sie ihn umgebracht? Vor Glück und Aufregung rumorte sein Magen. Das war jetzt mal eine Story. Eine richtige Story.
Wäre sein Wagen nicht liegen geblieben, hätte er versucht, Bernadette Maguires Cottage ausfindig zu machen. Dann hätte er sie gefragt, was genau Lynch ihr erzählt hatte. Möglicherweise war ja ihr Leben in Gefahr, jetzt, da Lynch tot war. Aber er bezweifelte es. Solche Dinge passierten leider nur im Kino.
Was bedeutete, dass Kenny nur noch eine Spur hatte, der er nachgehen konnte - der Tätowierer, von dem er gehört hatte.
Es war ein herrlicher Morgen in Temple Bar. Kenny ging über Straßen mit Kopfsteinpflaster, bis er das leuchtend bunte Haus fand. Oben spielte Musik. Er stieg die Treppe hinauf, vorbei an Fotos von Tattoos und Piercings und anderen Kostproben von Body Art. Er war nie versucht gewesen, sich tätowieren zu lassen. Es schien mit ein bisschen zu viel Schmerz verbunden zu sein.
Im Studio war ein magerer Mann in einem Thin-Lizzy-T-Shirt. Seine Arme waren tätowiert, sein Schädel kahl rasiert und er trug einen Ring in der Lippe. Als er Kenny sah, drehte er die Musik leiser. Damien Dempsey sang »Negative Vibes«.
»Bist du Finbar?«, fragte Kenny.
»Der bin ich«, antwortete der Mann. »Willst du dir ein Tattoo stechen lassen?«
Kenny zögerte, dann lächelte er. »Eigentlich nicht.«
»Ein Piercing? Du brauchst dich nicht zu genieren. Sag mir einfach, was ich dir piercen soll, und ich pierce es. Ich hab praktisch schon alles gepierct.«
»Eigentlich hatte ich gehofft, wir könnten einfach nur reden.«
»Oh, okay. Was soll ich sagen, ich fühle mich geschmeichelt,
Weitere Kostenlose Bücher