Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
Leben noch nicht gesehen.«
»Du liebe Güte ...«
»Und stell dir vor, Walküre: Einen Augenblick, bevor diese Axt mir den Schädel spaltete und in mein Gehirn fuhr, wankte Skulduggery in mein Blickfeld. Er stürzte, streckte die Hand aus, ergriff meinen Dolch und schickte fünfzig Schattenspeere in die Brust des Ungeheuers.« Skulduggery schwieg dazu.
»Ich hatte ihm keine Erlaubnis dazu gegeben«, fuhr Tenebrae fort. »Jeden anderen hätte diese Kraft zerrissen. Doch er hatte die Schatten im Griff, instinktiv und ohne Training. Und als das Ungeheuer Jeremy tot war, ließ Skulduggery den Dolch fallen und schaute sich nach dem nächsten Feind um, den er töten konnte.«
Tenebrae blickte Skulduggery an. »Von diesem Augenblick an wusste ich, dass du etwas ganz Besonderes bist. Ich wusste, dass ich ein Auge auf dich haben musste. Ein paar Jahre später zogen wir Totenbeschwörer uns in unsere Tempel zurück und schützten uns mit Festungswerken. Wir beschlossen, den Rest der Welt unter sich kämpfen zu lassen. Doch nicht alle respektierten unsere Neutralität. Besonders Nefarian Serpine schien nicht gewillt, uns in Ruhe zu lassen. Er ließ den Tempel, in dem auch ich lebte, umstellen und drohte, ihn dem Erdboden gleichzumachen, falls wir nicht einen Teil unserer Geheimnisse preisgaben. Der Hohepriester bestimmte mich dazu, hinauszugehen und Serpine das beizubringen, was er lernen wollte.«
»Die rechte rote Hand«, bemerkte Walküre.
Tenebrae nickte kaum merklich. »Qualvoller Tod durch das bloße Zeigen auf deinen Gegner, vorausgesetzt er ist innerhalb deiner Reichweite. Serpine hatte davon gehört und wollte es lernen. Ich habe es ihm beigebracht. Dabei haben wir uns auch unterhalten. Aus seinem Hass auf dich, Skulduggery, machte er keinen Hehl. Er behauptete, du seist der Grund, aus dem heraus er das alles täte. Das konnte ich nicht zulassen. Du hattest so viel Talent. Ich konnte nicht zulassen, dass dieser religiöse Fanatiker dich umbrachte. Deshalb habe ich das, was ich ihm beibringen sollte, etwas verändert. Ich habe ein bisschen was hinzugefügt. Wann immer diese Totenbeschwörerkraft speziell gegen dich eingesetzt würde, sollte sie nicht das Ende bedeuten. Deine Seele, dein ganzes Sein sollte für immer an deinen Körper gebunden sein. Wenn ich gewusst hätte, dass er deinen Leichnam verbrennen und nur noch das Skelett von dir übrig lassen würde, hätte ich das wahrscheinlich in meine Überlegungen mit einbezogen.« »Du hast mich zurückgeholt?«, fragte Skulduggery tonlos.
»Nein. Ich habe lediglich die Voraussetzungen dazu geschaffen. Du hast dich selbst zurückgebracht, Skulduggery. Durch schiere Willenskraft hat deine Seele ihr Bewusstsein wiedererlangt. Danach hat dein Körper sich verhalten, als sei er wieder heil. Du konntest wieder reden, dich bewegen, Schmerz empfinden.«
»Du. Du hast es getan. Ohne dich wäre ich heute nicht am Leben.«
»Ja. Bringt dich das nicht zum Lachen? Das Wissen, dass du mir alles verdankst?«
Skulduggery sackte in sich zusammen.
»Was ist los?«, fragte Tenebrae. »Hast du mehr erwartet? Hast du dir eingebildet, bei deiner Auferstehung sei eine göttliche Hand im Spiel gewesen? Dachtest du, dein Leben hätte einen besonderen Sinn und Zweck? Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss, aber dein Leben hatte keinen anderen Sinn und Zweck als den, den ich für dich bestimmt hatte. Und der war, wie es sich herausgestellt hat, reine Zeitverschwendung. Ich habe natürlich niemandem davon erzählt. Du warst mein kleines Geheimnis. Ich hatte weiterhin ein Auge auf dich. Ich habe beobachtet, wie du immer weiter gekämpft hast, wie du dich von deiner Wut hast verzehren lassen. In dem Wissen, dass es nur auf eine einzige Art enden konnte, war es eine faszinierende Übung. Ich brauchte nur zu warten. Ich wusste, du würdest kommen.«
»Moment mal«, unterbrach ihn Walküre. »Wovon zum Teufel redest du? Von welchem Ende? Worauf hast du gewartet?«
»Auf das Klopfen an der Tür«, antwortete Tenebrae. »Die Totenbeschwörerkunst hat ihn umgebracht und die Totenbeschwörerkunst hat ihn ins Leben zurückgeholt. Seine Lieben waren tot, sein Leben war Krieg. Sein Leben war Tod. Mit jedem Jahr, das verging, verlor er mehr und mehr von der Person, die er zu sein glaubte. Mit jedem Jahr wurde er ein anderer. Dann klopfte er an die Tür des Tempels der Totenbeschwörer und ich wusste, er war nach Hause gekommen.«
Walküre wurde blass. »Nein.«
»Er hat sein altes Leben
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