Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
Todbringer. Sie ist unter allen Totenbeschwörern die Einzige, die diese Stufe der Macht je erreicht hat. Du bist gegangen, bevor du sie erreicht hast, und der Lord Vile, der zurzeit herumspaziert, hat ja nichts mit deiner Person zu tun. Er ist nur ein schwaches Echo von dir. Wenn du in der Rüstung stecken würdest, wäre ich beunruhigt, das gebe ich zu. Aber du steckst nicht drin. Wenn Vile also Melancholia angreift, vernichtet sie ihn. Oder es. Was sehen wir in Vile - einen Er oder ein Es? Ach, das spielt wahrscheinlich keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ihr beide hier eingeschlossen bleibt, bis alles vorüber ist. Ich hoffe, ich habe euch genügend Gesprächsstoff geliefert. Dieses peinliche Schweigen kann ich nämlich überhaupt nicht leiden.«
Tenebrae verließ den Raum und die Tür schloss sich, während er schon davonging.
Skulduggery blickte Walküre an. »Du hast ein Recht, wütend zu sein.«
»Oh, habe ich das?«
»Ich hätte es dir sagen sollen. Du verstehst, warum ich es nicht getan habe, das weiß ich. Trotzdem hätte ich es dir sagen sollen.«
»Du hast mich diese Darquise-Sache durchmachen lassen mit all den Schuldgefühlen und der Angst und dem Wissen, was ich alles tun würde, und hast nichts gesagt.«
»Was hätte ich denn sagen sollen? Schau mich an. Ich war Lord Vile, aber jetzt bin ich wieder okay ? Es hätte doch alles nur noch schlimmer gemacht. Du hättest dir noch einmal in Erinnerung gerufen, was ich in dieser Rüstung getan habe, und hättest angenommen, du müsstest dasselbe tun, wenn du die Sache heil überstehen willst. Aber das musst du nicht. Das ist das Ausschlaggebende. Gewalt und Hass und Blutvergießen wurden zu meiner Existenzberechtigung. Ich habe aufgehört, mich um irgendetwas sonst zu kümmern. Ich habe mich nicht mehr darum gekümmert, wer mein Feind war. Hauptsache ich hatte einen Feind. Ich fiel und wusste nicht, wie ich den Fall aufhalten sollte.«
Walküre lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und glitt daran hinunter, bis sie auf dem Boden saß. Ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen. »Du hast alle diese Leute umgebracht. Wie viele waren es? Weißt du das überhaupt?«
»Nein. Ich habe den Überblick verloren. Alle haben den Überblick verloren. Ich war wie du - ein Naturtalent, was die Kunst des Totenbeschwörens betrifft.«
»Du bist einer von diesen Zauberern, von denen du mir erzählt hast. Elementezauberer, die auch fortgeschrittene Disziplinen beherrschen.«
»Sie sind selten, aber es gibt sie.«
»Aber ... Skulduggery, du bist doch einer von den Guten.«
»Es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe. Es tut mir leid, dass du es auf diese Art und Weise erfahren hast.«
»Was machen wir jetzt?«
»Was schon? Wir hauen ab. Ich weiß noch nicht genau, wie, aber —«
»Nein«, unterbrach ihn Walküre. »Was machen wir jetzt? Wir sind Partner. Du bist mein bester Freund. Ich hab dich lieb. Du warst mein ... Ich habe zu dir aufgeschaut. Was soll ich jetzt machen?«
Er wandte sich ab. »Du musst dir einen neuen Helden suchen.«
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TENEBRAE
Er musste zugeben, dass es ihm Spaß gemacht hatte.
Tenebrae war kein Sadist, aber Walküre Unruhs Gesichtsausdruck und der Schmerz in Skulduggery Pleasants Stimme waren ... einfach zu köstlich gewesen. Er hatte dieses Geheimnis jahrhundertelang mit sich herumgetragen und hatte schon ein paar Mal kurz davor gestanden, es zu lüften. Aber er war froh, dass er es nicht getan hatte. Es war wie eine juckende Stelle, an der man sich nicht gleich kratzt. Wenn man es schließlich doch tut, ist die Befriedigung umso größer.
Seine gute Laune hielt allerdings nicht lange an. Als er in sein Büro kam, wartete dort nicht wie befohlen Vandameer Craven auf ihn.
Jetzt reichte es ihm. Tenebrae hatte genug von Craven und dieser lächerlichen Gelassenheit, die ihn scheinbar über Nacht überkommen hatte. Er fand es unerträglich, dass alle diesen Schleimer wie einen Heiligen mit direktem Draht zum Messias behandelten. Craven war immer noch ein Kleriker und Tenebrae war der Hohepriester und die natürliche Ordnung der Dinge würde wiederhergestellt werden. Punkt.
So saß Tenebrae hinter seinem Schreibtisch und je länger er warten musste, desto heftiger brodelte es in ihm. Als die Tür endlich aufging, musste er an sich halten, um nicht aufzuspringen und dem Mann an die Gurgel zu gehen.
»Kleriker Craven«, begrüßte er ihn stattdessen, »wie schön, dass du mich mit deiner Anwesenheit beehrst.« »Ich bitte
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