Sky Captain and the World of Tomorrow
dass er den deutschen Text des Zeitungsausschnitts nicht lesen konnte.
»Niemand weiß genau, was Einheit Elf getan hat«, erklärte Polly. »Aber es gab Gerüchte, dass sie unmenschliche Operationen an Gefangenen vornahmen, und die Einrichtung wurde deshalb geschlossen. Totenkopf verschwand mit den Forschungsberichten. Es besteht immer noch ein internationaler Haftbefehl gegen ihn. Aber es ist mehr als dreißig Jahre her, seit er irgendwo erwähnt wurde. Bevor Dr. Vargas es tat.«
»Und wieso glaubst du nach all dieser Zeit, dass er es ist?«, fragte Sky Captain.
Sie zeigte auf ein weiteres kleines Foto in dem Zeitungsartikel. »Sieh dir das Wappen an, das er für die Einheit gewählt hat.«
Mit einiger Mühe konnte Sky Captain einen eisernen Schädel mit Metallflügeln erkennen. »Der Wissenschaftler, mit dem du dich getroffen hast… wo ist der jetzt?«
Polly schaute Sky Captain an und lächelte scheu. Sie ließ ihre Informationen vor ihm baumeln wie einen Köder. »Wir arbeiten also zusammen… oder, Joe?«
Er starrte sie an, erst wütend, dann resigniert, denn er wusste, dass sie gewonnen hatte. »Polly, nichts davon darf veröffentlicht werden, ehe ich es sage. Du schreibst nicht einen einzigen Satz und machst kein einziges Foto, ohne mich vorher zu fragen. Verstanden?«
Sie nickte feierlich. »Verstanden.«
Als er nicht hinschaute, zog Polly die kleine Kamera heraus und verbarg sie unter dem Arm. Heimlich schoss sie ein Foto der riesigen Maschinen im Lagerhaus.
9
Eine wichtige Adresse
Ein Eindringling im Labor
Eine ernste Warnung
An diesem Nachmittag raste Pollys schwarzer Packard eine regennasse New Yorker Straße entlang, aber es war nicht klar, ob sie wusste, wohin sie fuhr. Sky Captain saß mürrisch neben ihr und starrte geradeaus. Er hätte sich im Cockpit seiner Warhawk sicherer gefühlt, wo zumindest er derjenige war, der die Hand am Steuer hatte.
Als er bemerkte, wie Polly anfing zu lächeln, wurde er wütend. Er weigerte sich, irgendwo anders hinzuschauen als durch die nasse Windschutzscheibe auf die Straße hinaus. Aber schließlich hatte er genug vom Warten und sagte: »Was ist?«
»Du hast mir gefehlt, Joe.«
Als er sie überrascht ansah, fügte sie hinzu: »Übrigens vielen Dank, dass du mir bei dem Roboterangriff das Leben gerettet hast. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich jetzt ein Dreckfleck auf der Sohle eines mechanischen Stiefels.«
»Oh? Warst du da unten?« Sky Captain drehte sich zur Seite und konzentrierte sich darauf, Hauseingänge zu zählen, Laternenpfähle, Verkehrsampeln – alles, um weiter unbeteiligt tun zu können. »Ist mir gar nicht aufgefallen.«
Polly glaubte ihm kein Wort und lächelte weiter. »Ich sehe, dass ich dir ebenfalls gefehlt habe. Wie nett.«
»Pass auf, wo du hinfährst.« Er beugte sich näher zu der regennassen Windschutzscheibe, um zu sehen, wohin sie fuhren.
Sie blieb vor einem dunklen Wohnhaus stehen. »Dort hat sich Jennings versteckt, wenn ich richtig informiert bin.«
Polly und Sky Captain ließen den Wagen stehen und eilten über den Bürgersteig. Die lederne Bomberjacke ließ kein Wasser durch, aber der kalte Schneeregen klebte ihm rasch das kurze braune Haar an den Kopf. Polly trug einen braunen Trenchcoat und hatte einen schwarzen Schlapphut tief ins Gesicht gezogen. Sky Captain blieb dicht an ihrer Seite, denn er wollte nicht, dass es so aussah, als ob er ihr folgte, als sie um die Ecke bogen und die dunkle Gasse betraten. Sie gingen eine von Laub übersäte Treppe hinunter, vorbei an einem Müllhaufen an der Ecke des Treppenabsatzes zur Tür eines Ladens im Tiefparterre. Auf einem kleinen Schild stand: CHEMIKALIEN UND LABORBEDARF.
Polly verglich die Adresse noch einmal mit der auf dem Stück Papier, das sie in der Hand hielt, dann klopfte sie laut an die Tür, aber niemand reagierte. »Hallo? Doktor Jennings? Ich bin’s, Polly Perkins.« Wieder wartete sie, dann klopfte sie noch fester. »Doktor Jennings?«
Sie warf Sky Captain einen besorgten Blick zu, woraufhin er nach dem Türknauf griff und daran rüttelte. »Abgeschlossen.« Er sah sich nach einem anderen Weg um und entdeckte ein offenes Fenster im Hochparterre. »Siehst du dieses Fenster dort?« Er begann einen komplizierten Plan auszuhecken, der sie ins Haus bringen würde. In dem Müllhaufen auf dem Treppenabsatz entdeckte er ein Seil, das um zwei durchweichte Kartons und einen zerbrochenen Stuhl geschlungen war. Er wickelte das schlammige Ding ab
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