Sky Captain and the World of Tomorrow
schweren Reisetasche und trug sie um das Flugzeug herum. »Das ist komisch. Er hat das Gleiche über dich gesagt.« Er hob die Tasche hoch, dann warf er sie Polly zu. »Hier, mach dich nützlich.«
Polly fing die Tasche auf, aber da sie nicht die Zeit gehabt hatte, sich stabil hinzustellen, taumelte sie rückwärts. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die beiden säuerlich dreinschauenden Sherpas neben dem aufgehäuften Material standen. Sie war sicher, dass die beiden Männer einen Unheil verkündenden Blick wechselten.
Im Hauptzelt, das von einer Kerosinlaterne beleuchtet wurde, saßen Kaji, Sky Captain und Polly um einen kleinen Holztisch. Draußen pfiff der kalte Wind und ließ das lose Material des Zelts flattern. Schneeflocken stahlen sich durch die nur behelfsmäßig geschlossene Zeltklappe, aber Polly hatte wärmere Kleidung und ein Paar große Männerhandschuhe angezogen. Ein dampfender Teekessel stand auf einem Dreifuß über einem kleinen Feuer aus getrocknetem Yakdung. Ihr war warm genug, dass sie sich jetzt auf die ausführliche, handgezeichnete Landkarte konzentrieren konnte, die auf dem Holztisch ausgebreitet war.
Sky Captain stützte den Ellbogen auf eine Ecke der Karte. »Dex hat das Signal bis zu diesem Tal hier nördlich von Karakal verfolgen können.« Er holte das zerrissene Stück Landkarte hervor, das Dex mit Kaugummi an die Hangardecke geklebt hatte, und strich es glatt, dann drehte er es und brachte es in die richtige Position im Verhältnis zu Kajis Karte. Der Maßstab war ähnlich.
Er zeigte auf die Stelle, wo Dex den Ursprung des Kommandosignals für die Roboter eingezeichnet hatte. »Hier kommen die Funksignale her.«
Aber selbst auf Kajis ausführlichen Landkarten waren in diesem Bereich keine Einzelheiten, keine Namen eingezeichnet. Es war wie einer der weißen Flecke auf den alten Seekarten. Terra incognita. »Warum ist sie hier nicht beschriftet? Was ist dort?«
Als der ältere Sherpa das »X« sah, das Dex eingezeichnet hatte, wirkte er plötzlich nervös. Er sagte ein einziges Wort, und das sprach er voller Ehrfurcht aus. »Shambhala.«
Polly hatte noch nie von einem solchen Ort gehört, aber sie lebte trotzdem merklich auf. »Oh, Sie kennen es?«
»Es ist verbotenes Land.« Kaji wandte sich offensichtlich beunruhigt von der Karte ab. »Es heißt, dort befinde sich die Quelle des Kalacakra – tibetischer Magie. Es heißt, jene, die dort leben, hätten übernatürliche Kräfte.«
Polly warf Sky Captain einen Blick zu, und sie wussten beide die Antwort. Wenn man Dex an diesen Ort gebracht hatte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ebenfalls zu gehen. »Kannst du uns dorthin bringen?«, fragte Sky Captain.
Kaji schwieg. Er betrachtete die Landkarte, schien über die Idee nachzudenken, dann warf er einen Blick auf die drei Kartons mit Wiener Würstchen. Er seufzte resigniert. »Niemand hat sich jemals so weit vorgewagt, Captain Joe. Es wird gefährlich sein.«
»Selbstverständlich. Und?«
»Shambhala wird angeblich von den Priestern des Lamaklosters Kalacakra beschützt.« Der verwitterte Sherpa schaute aus verquollenen Augen erst Sky Captain, dann Polly, dann die Wiener Wüstchen an, als wollte er seine Verpflichtungen abwägen. »Wenn sie uns dort finden, werden sie uns töten.«
»Warum?« Sky Captain verdrehte die Augen. »Was ist so wichtig an diesem Ort?«
»Shambhala ist unter vielen Namen bekannt, meine Freunde«, sagte Kaji. »Für die Hebräer war es Eden. Für die alten Griechen Empurios. Ihr jedoch kennt es vielleicht als… Shangri-La.«
Die Zeltklappe flog plötzlich mit einer eisigen Windbö auf, als einer der beiden mürrischen Sherpas den Kopf nach drinnen steckte. Der Mann mit den dichten Brauen ignorierte die beiden Gäste und sprach Kaji auf Nepalesisch an. Kaji gab ihm eine rasche und unverständliche Antwort, dann wandte er sich wieder Sky Captain und Polly zu. »Es zieht ein Unwetter auf, und der Weg wird gefährlich werden. Wenn ihr immer noch gehen wollt, müssen wir sofort aufbrechen.«
Sie wussten alle nicht, welche Gefahren vor ihnen lagen, deshalb sah Sky Captain fragend Polly an. Sie betrachteten noch einmal die ungekennzeichnete Region auf der Landkarte, dachten an Dex und Totenkopf, dann sagten sie beide wie aus einem Mund: »Gehen wir.«
17
Ein gefährlicher Weg
Ein weißer Fleck auf der Landkarte
Eine gefrorene Basis
Zunächst war der Schneefall täuschend leicht, aber er wurde immer dichter, als der Wind zunahm und
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