SLAM (German Edition)

seiner jetzigen Verfassung gegenübertreten. Er fühlte sich nicht erschöpft, im Gegen teil, geradeso, als habe er die Energie all seiner Angreifer in sich aufgesogen , pulsierte eine unglaubliche Kraft in seinem Inneren und entlud sich in einem gewaltigen Schrei , der durch das Inferno hallte: » Şeytan, komm und stell dich mir! «
    Nichts geschah. Herausfordernd blickte er sich um, stieg über die Massen an toten Metallkörpern und blieb in der Mitte der Plattform stehen. Um ihn herum rasten nach wie vor Frauenkörper hilflos und gekrümmt in den sich ere n Tod. Er musste die Verbliebenen retten!
    Sein Bein schmerzte. E r riss einen Streifen seiner Kutte ab , band ihn um die blutende Wade, dann kniete er sich auf den Boden und berührte die kalte Oberfläche des Steges mit seiner Stirn. Er atmete tief ein. » Astaghfirullaha Rabbi wa atu bu-ileyh   / Ich erbitte um die Vergebung Allahs, meines Herrn, und wende mich ihm zu. Rabb-aghfirli war-hamni wa tub- alayy a Innaka antat-tawwaabur-raheem   / M ein Herr, vergib mir und begnadige mich und wende d ic h mir zu . Allmächtiger, dein unwürdiger Diener Karim erfleht deine Hilfe. Steh mir bei dem bei, was ich tun muss. Hilf mir, deine unschuldigen Töchter zu retten, leite mich und schenke mi r deinen Segen.« Mit einem »Al-afwa   / V ergib mir « aus tiefstem Herzen beendete er sein Gebet.
    Für das, was er im Begriff zu tun war, brauchte er die Unterstützung seines Schöpfers. Das Gebet verlieh ihm noch mehr Stärke und Vertrauen. Dann trat er sicheren Schrittes an den Rand der Plattform und sprang ohne zu zögern in die Tiefe.
    Er spürte, wie sich die ungeheure Energie in seinem Inneren einen Weg nach draußen bahnte, sein Körper fiel nicht, er verharrte schwebend im Zentrum der Kugel, gehalten von nichts außer seinem Glauben und seiner Hoffnung. Er breitete die Arme aus, schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Die Frauen retten. Die Welt retten. Die Kinder de s Allmächtigen wieder vereinen.
    Grelles Licht umgab ihn. Er wurde eins mit der Kugel, eins mit jedem Kokon, jedem Leben in diesem unermesslichen Rund. Er spürte je des schlagende Herz um sich noch in größter Entfernung, im ausgehöhlten Berg ebenso wie dra ußen im Wüstensand. Er sah H underte von verzweigten Tunneln, in alle Richtungen von der Gebärfabrik wegführend, und das Netz der Spinne wurde offenbar, das sie in zahllosen Jahren gesponnen ha tte, um ihre Pläne zu schützen.
    Ein tiefes Grollen durchlief den gewaltigen Hohlraum und die gesamte Struktur begann zu erzittern.

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    Das Grollen, als riebe sich die Erde an einer anderen Welt, erfüllte immer durchdringender den weiten Raum. Die gewaltige Kugel schüttelte ihr Inneres. Scheppernd rutschten abgetrennte Glieder der vernichteten Stahlbestien über die Planken eines zitternden Steges. Sie folgten den aus ihren zerberstenden Kokons herabfallenden Frauenkörpern in die Tiefe. Von überall echote ihr Abprallen an namenlosen Hindernissen, eine Kakofonie aus Klirren und Rumpeln, dem schneidenden Geräusch von Metall, das über Stein rutschte, und Fleisch, das dumpf auf Felsen klatschte. Wie der Todesgesang einer niedergehenden Macht hallte diese Symphonie des Grauens aus dem Abgrund herauf.
    Karim schwebte u nb eeindruckt von alldem im Zentrum des Infernos in absoluter Ruhe. Seine Augen waren geschlossen , und ein stetig stärker werdendes Glühe n ging von ihm aus, erhellte die bestialische Welt um ihn herum. In seinem Inneren erstrahlte ein Licht, hel ler als die Wüstensonne an ihrem höchsten Grat. Um seinen Körper bildete sich allmählich eine gleißende Aura. Die Wände der gewaltigen Kugel vibrierten, der Strom aus blassrosa Nährflüssigkeit schwoll zu einem reißenden Fl uss an.
    Der Mann im Mittelpunkt konzentrierte sich auf die Verankerung tief unter d er Erde. Das Licht um ihn strahlte noch heller. Er brach die baumstammdicken Halterungen in Gedanken auf, eine nach der anderen. Vor seinem geistigen Auge erzitterte das gesamte Bergmassiv. Felsen zerbrachen wie von gott gleichen Händen zermalmt, Risse durchzogen in rasender Geschwindigkeit die haushohen Stahlfedern, auf denen die Kugel ruhte, und ließen das Metall wie brechendes Glas in sich zusammenstürzen. Die Kugel gab für Sekundenbruchteile nach. In Karims Vorstellung stemmten sich gigantische Schultern von unten gegen sie, er spürte, wie sie sich stabilisierte und dann aufstieg wie eine Gasblase im Wasser. Unter ihr tobt en sandige