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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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registriert hatte , und auf dem Weg zu ihm war.
    Soli drängte sich mit der Unbarmherzigkeit eines Wüstensturms durch die Menge, teilte die w artenden Männer wie Mose das Meer und baute sich atemlos vor ihm auf.
    » Wo warst du? « Sei ne Stimme zitterte vor Empörung. » Ist dir klar, dass ich vor Sorge fast gestorben bin? Bist du eigentlich wahnsinnig, mich an einem solchen Tag alleine zu lassen? Was hast du dir dabei gedacht , du Schwachkopf ? «
    Seine Worte prasselten in einem wahn witzigen Tempo auf Karim nieder. Der zog den Kopf zwischen seine Schultern und hoffte, dass er diese Tirade unbeschadet überstehen würde. Solis Gesicht war dunkelrot angelaufen und in seinen Augen spi egelte sich unbändige Wut.
    Ein Mann ganz in ihrer Nähe begann zu summen. Soli hielt in seinen Beschimpfungen inne und beide verfolgten staunend , wie immer mehr Stimmen in diesen zunächst wo rtlosen Gesang einfielen. Sein wütender Mann packte Karim am Ärmel und zog ihn durch die Menge zu ihrem Platz, an dem ihre Väter und Freunde auf sie warteten. Hier blieben sie wortlos stehen. Soli warf Karim noch einen vernichtenden Blick zu, aber dann entspannten sich seine Züge und er begann ebenfalls zu s ummen. Karim versuchte die Aufregung, die ihn an diesem einzigartigen Ort erfasst hatte , zu beherrschen, schloss d ie Augen und ließ all se ine Verzweiflung in den Singsang einfließen, in den nun auch er mit einstimmte. Der Gesang vibrierte in ihm , machte ihn zu einem Teil der unüberschaubaren Menge von Männern, b ot ihm Schutz und Trost, aber er drängte auch, rief wortlos den Allmächtigen an, er möge sein Gesch enk offenbaren. Ruhe überkam Karim , Frieden kehrte in seine Seele ein , und ein kleine r Funken Hoffnung glomm wie ein Kerze nlicht in ihm auf. Aus dem Summen schälten sich einz elne Worte, wurden immer lauter: » Hadet Elom r! Hadet Elomr!« Entrückt schaukelte Karim nun vor und zurück. Bis von einer auf die andere Sekunde die H underttausende Kehlen auf einmal verstummten.
    Lautlos öffnete sich der große Kristall zum Vorplatz hin , und gleißend helles Licht ergoss sich über die Anwesenden. Ein Raunen ging durch die Menge, von allen Seiten hörte man geflüstert die Worte: » Hadet Elo mr«, »Geschenk des Lebens«. Karim hielt unwillkürlich die Luft an. Eine Aureole , heller als die Mittagssonne , blendete seine Augen . Solis Hand schob sich zögerlich in seine und er drückte sie aus Dankbarkeit und Angst zugleich.
    Aus der Menge setzten sich paarweise Männer in Bewegung . A ndächtig schritten sie auf den Eingang zu, hielten sich an den Händen und lächelten. Karim spürte den Druck von Solis Hand und folgte ihm widerstandslos. Zum Lächeln war ihm nicht zumute. S ie traten gemeinsam mit den anderen Vätern in die He lligkeit der Geburtshöhle. Er bestaunte die gewaltigen Lampen, so groß wie das Fundament eines Hauses, die weit über ih nen im Nichts schwebten und jeden Winkel der Höhle ausleuchtete n. Mit Soli und ihm waren noch T ausende Paare eingetreten und folgten instinktiv einer Choreografie, schritten langsam voran und intonierten die sieben Stufen des Glaubens: » Sahir « , » Batin « , » Nafs « , » Qalb « , » Aql « , » Ruh « , » Nur «   – Außen, Innen, Ego, Herz, Vernunft, Geist, Licht!
    Die Worte verwoben sich zu einem Band, getragen von all ihren Stimmen, in allen Tonla gen, mit großem Ernst aufgesagt . Auf diesem Klangteppich schwebten sie vorwärts, wo sich immer neue Stimmen mit ihren mischten. Das Schreien unzähliger Säuglinge schwoll an, je weiter sie vorangingen, vereinte sich mit ihrer Rezitation, überlagerte sie und füllte am Ende ihren gesamten Geist aus. Da waren ihre Söhne!
    Vor ihnen reiht e sich Wiege an Wiege, in denen T ausende und Abertausende Beinchen wild strampelten und kleine Ärmchen sich in die Höhe reckten . All diese Babys, wo kamen sie her? Karim drehte sich im Kreis, wollte sich über di e vielen Säuglinge einen Überblick verschaffen, doch ihre Anzahl war nicht fassbar, das Geschrei so ohrenbetäubend, jegliche Orientierung unmöglich. Vom Wei nen der Kinder aus seiner Euphorie gerissen , brachen die Zweifel wi eder über ihn herein, bedrückten ihn mit Fragen und raubten ihm den Frieden, den er gerade noch empfunden hatte. War das hier nur ein gut inszeniertes Schauspiel und sie alle unfreiwillige Schauspieler? Wie konnte er jemals geglaubt haben, Allah höchstselbst hätte diese Farce angeordnet ?
    Ihm fielen die vielen umhereilenden

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