SLAM (German Edition)
ihren Atem stoßweis e entweichen. » Du hast dich tapfer geschlagen .« S ie zögerte einen Augenblick und fügte dann hinzu: » Für einen Mann, meine ich .«
Dann blickte sie sich um. » Wir können hier nicht bleiben, wir müssen weiter. Aber keine Sorge « , sie beugte sich zu ihm hinunter und legte ihre schweißbedeckte Stirn an seine, » ab jetzt geht es nur noch hinunter, wir sind gleich da, du kannst es von hier aus schon sehen .«
Karim rollte sich herum und kam ächzend auf die Füße. Vor ihm fiel der Hang steil ab, hinab in einen w eiten Talkessel, der gänzlich von dem Gebirgszug umgeben war, den sie soeben erklettert hatten. Nirgendwo war ein Eingang oder eine Spalte in diesem festungsartigen Wall zu sehen. In der Ferne, am gegenüberliegenden Ende der Senke, konnte Karim an der Steilwand undeutlich etwas erkennen, das nicht zur Umgebung passte.
» Was ist das? «, fragte er und hielt sich die Hand an die Stirn, um seine Augen zu beschatten.
» Unser Ziel « , war die magere Antwort. » Dort müssen wir hin, das ist es, was du sehen musst, um zu verstehen .«
Fragend blickte Kar im sie an, aber sie schwieg, drehte sich um und begann, vorsichtig den Berg hinunterzuklettern.
Seine Beine zitterten noch von der Anstrengung, aber er wollte nicht hinter ihr zurückbleiben. Nach wenigen Minuten wechselte das Zittern zu ein em Brennen in den Oberschenkeln. E r hatte geglaubt, der Abstieg wäre im Vergleich zum Aufstieg ein leichtes Spiel, aber er musste sich einges tehen, dass er falsch gelegen hatte , es war ebenso anstrengend, nur anders. Hier musste er noch vorsichtiger sein, ein falscher Tritt und er würde haltlos den Hang hinunterrollen, angesichts der Felsnadeln keine angenehme Vorstellung. Langsam und konzentriert folgte er Hayat und achtete darauf, seine Füße in die Spuren zu setzen, die sie hinterließ. Seine Handflächen brannten wie Feuer. V om vielen Festhalten am rauen Stein waren sie aufgesprungen, staubig , und hatten Risse, aus denen kleine Tropfen Blut sickerten.
Dann erstreckte sich der Boden der Senke vor ihm, das Laufen war nun einfacher, auch wenn seine Beine müde und sein Mund tr ocken waren. Er schluckte , um Feuchtigkeit auf seine ausgetro ckneten Schleimhäute zu bringen. Hayat stoppte und reichte ihm eine kleine Flasche.
» Du musst trinken « , befahl sie ihm. » Du bist diese Temperaturen nicht gewöhnt, dein Körper braucht Wasser. Nimm .«
Jetzt war es ihm ega l, ob sie ihn für schwach hielt. Gierig nahm er einen großen Schluck, gleich noc h einen und noch einen, da riss sie ihm mit festem Griff die Flasche aus der Hand.
» Nicht zu viel auf einmal « , tadelte sie, setzte die Flasche an ihre Lippen und nippte kurz daran. Anschließend gab sie Karim einen flüchtigen Kuss und verstaute das kostbare Nass wieder unter ihrem Kaftan.
Das, was Karim aus der Ferne nur als undeutliche, wabernde Struktur erahnt hatte, schälte sich nun mehr und mehr aus dem Hitzeflimmern und wurde zu einer gigantischen, aus Stein gehauenen Fassade. Er hatte so etwas schon einmal gesehen, nur viel kl einer und weniger eindrucksvoll. A uf Bildern, die BEY ihm auf seinen Streifzügen durch das System gezeigt hatte, war die Totenstadt Petra zu sehen gewesen. D ie Nabatäer , ein uraltes Volk, hatten ihre Toten in kunstvoll gehauenen Felsengräbern bestattet. Khazne al-Firaun, so ein weiterer Name der Totenstadt, galt als eines der Wunder der Antike, restauriert, behütet und beschützt vor dem Verfall. Karim hatte immer mal dort hin gewollt, nun stand er einer stark vergrößerten Version dieser beeindruckenden Anlage gegenüber und fühlte sich unendlich klein angesichts der technischen Überlegenheit, die hier demonstriert wurde. Seine Schritte beschleunigten sich, er wollte näher an den Felsen, ihn berühren und begreifen, dass hier kein Imitat, sondern die ursprüngliche Felsenformation bearbeitet und geformt worden war.
Hayat hielt ihn zurück. » Nicht, Karim, wir können da nicht hin, man würde uns entdecken. Komm, ich k enne einen anderen Weg hinein.« Mit diesen Worten bewegte sie sich auf eine Ansammlung von großen Felsen zu und verschwand zwischen ihnen.
Karim zog den Kopf ei n und folgte ihr in den Spalt. Die Steine, die die Größe von Häuser n im algerischen Viertel h atten, lagen da wie zufällig aufeinandergeschichtet. Als er Hayat durch die Spalte folgte, öffnete sich vor ihm eine kleine Fläche, nicht größer als die stille Ecke im Park, in die er sich so gerne
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