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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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ief in seinem Inneren schlummerten bei Karim die Erinnerungen der Generationen von Wüstenbewohnern, die dieser lebensfeindli chen Umgebung getrotzt und gelernt hatten, in ihr zu überdauern. Nie gab sie im Überfluss, aber dennoch hielt sie für den, der wusste, wo er zu suchen hatte, ausreichend Nahrung und Flü ssigkeit bereit . Ohne dass es ihm bewusst gewesen wä re, öffnete sich in Karim etwas wie eine lange verschlossene Zeitkapsel und ließ ihn agieren, wie es seine Vorfahren Jahrtausende lang getan hatten.
    Er beugte sich über d ie zusammengekauerte Gestalt der Pferdeapparatur. Sie ruhte wie eine Sphinx mit untergeschlagenen Beinen im Wüstensand , und ihre glänzende Metallhaut war nun matt, übersä t von winzigen Wassertröpf ch en, die im Feuerwerk der aufgehenden Sonne ihre Strahlen i n alle Richtungen reflektierten . Sachte legte er se ine Hand auf ihren Rücken und murmelte ihr ein paar beruhigende Worte zu. Zur Antwort erklang ein ruhiges Klicken und Surren. Hayat kniete auf dem Boden und hatte begonnen, den Stoff des Sc heschs um ihren Kopf zu wickeln. Karim ging vor ihr in die Hocke und hielt ihre Hand fest.
    » Warte noch « , bat er.
    Sie blickte ihn fragend an und öffnete kurz erschreckt den Mund, als Karim ein Stück des Stoff s mit einem heftigen Ruck abriss. Er nickte ihr zu , und sie beobachtete ihn interessiert.
    Mit dem Stofffetzen strich er nun sanf t über die Rundungen der Pferdeapparatur . Nach wenigen Sekunden hatte sich das Tuch mit Tau vollgesogen, er hielt es Hayat hin, die sofort begriff. Den Kopf weit zurückgelehnt hielt sie das Knäuel über ihren geöffneten Mund und presste die kostbare Flüssigkeit aus ihm heraus.
    Das Pferd eding schien fast dankbar darüber, dass Karim es in den nächsten Minu ten Stück für Stück trocken rieb. E rst als es spürte, dass keine Tropfen mehr auf seiner Oberfläche verblieben waren, bewegte es sich zum ersten Mal an diesem Morgen.
    » Wohin jetzt? « Karim wandte sich an Hayat, die nun wieder vor ihm stand wie gestern, wild und schön, gehüllt in ihr en nachtblaue n Umhang , K opf und Haare unter dem Tuch versteckt.
    »Jetzt will ich dir etwas zeigen , das du bis zu deinem Ende nicht vergessen wirst, Karim« , antwortete sie. » Komm !«
    Sie schwang sich auf den Rücken des stählernen Reittiers und streckte Karim die Hand entgegen. Er nahm sie und kletterte hinter sie. Diesmal schlangen sich seine Hände wie von selbst um ihren Körper. Er spürte die vertraute Misch ung aus Weichheit und Kraft, fühlte das Spiel ihrer Muskeln und versuchte, seine wachsende Erregung unter Kontrolle zu halten.
    » Schau « , unterbrach sie seine Gedanken , und er r ichtete den Blick an ihrem Arm entlang in Richtung der aufgehenden Sonne.
    Die glühende Kugel schob sich hinter einer gewaltigen Düne nach oben. Wo vor wenigen Sekunden noch nächtliche Kühle geherrscht hatte, flutete jetzt orange-rote Wärme flimmernd das Land, füllte jeden Winkel aus, vertrieb jedes Leben von der Oberfläche ohne schützende Schatten. Ihre goldenen Strahlen schimmerten noch greifbar, doch schon bald wichen sie einem immer heller werdenden Schwefelgelb. D er magische Moment verstrich schnell. Alsbald war sie eine gleißende Mörderin, verbrannte und verdorrte, saugte das Leb en aus allem, was sie berührte , suchte in Ritzen und Spalten nach ihren Opfern, trieb sie vor sich her in den Untergrund. Was jetzt noch keinen Schutz gefunden hatte, fiel in ihre sengenden Hände.
    Karim suc hte Schatten hinter Hayat, sein Hemd , nicht für diese Art Klima geschaffen, klebte schon bald an seinem Körper. Er hi elt sich an ihr fest, genoss ihre Ge genwart , lenkte sich ab mit den Gedanken an die vergangene N acht und mühte sich, seine sofort erneut aufflammende Begierde zu zügeln. D ann wieder rückte er von ihr ab, die Hitze, die sie verströmte mischte sich mit seiner und wurde zu einem Glühen, das ihn austrocknete.
    Das Sandmeer erstreckte sich mit seinen schier endlos reichenden gelbbraunen Wellen vor ihnen . H ier und da ragten aus ihm Felsbrocken wie Riffs heraus und zeugten davon, dass im Untergrund nicht alles floss, dass da noch fester Boden unter der Oberfläche schlummer te, tief verborgen unter Abermilliarden Tonnen feinstem Sediment .
    Je länger sie ritten, desto häufiger sah Karim nun diese Felsen. M ehr und mehr weiteten sich die Geröllfelder aus und erschwerten ihnen das Vorankommen. Die Pferdeapparatur strauchelte immer häufiger, wenn sich Broc ken harten

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