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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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blei ch vor Zorn, öffneten. »Sieh an, wir haben einen Romantiker unter uns. Und ich dachte, das alles hier wäre an Romantik nicht mehr zu übertreffen. Wie man sich doch täuschen kann. Ich las diese kitschigen Liebesromane für Frauen aus vergangenen Jahrhunderten. Und was soll ich sagen, sie sind alle wahr! Es tut weh, es tut so weh, Karim   … Mann, Frau, Mann, Frau, Mann, Frau   – ein endloses Spiel für Masochisten. Was für ein Haufen elender Scheiße! In diesen Romanen gingen viele Frauen aus enttäuschter Liebe ins Kloster. Vielleicht sollte ich das auch tun. In mein Kloster, in mein Reich. Wenn du aber glaubst, die Zwei hinter meiner Bezeichnung steht dafür, dass ich dich zweimal bitte, dann irrst du gewaltig, Liebster . Ob du es glaubst oder nicht, ich kann die Menschheit auch ganz alleine ins Paradies befördern. Mit einem Fingerschnippen und ohne die Erlaubnis von Allah!«
    Ihr e eben noch so fragil anmutenden Beine versetzte n ihm kurz hintereinander Tritte gegen seinen Oberkörper wie wirbelnde Rammbö ck e. Er taumelte rückwärts und stieß gegen das Te rrassengeländer. Das Geländer im Rücken versuchte er noch, das Gleichgewicht zu halten , aber es war vergebens . Das schwere Gewicht des Eis ens riss ihn über die Brüstung.
    Die Welt stand plötzlich Kopf, zog rasend schnell an ihm vorbei. Er sah Felsen, den Himmel, begriff, dass er fiel. Er wollte mit den Armen rudern, doch die Ketten pressten sie fest an seinen Körper . Er wollte schreien, aber brachte vor Entsetzen keinen Ton heraus. Unter ihm warf das Meer schäumende Wellen gegen die aufragenden Felsenköpfe am steil abfallenden Ufer.
    Dann folgte der Aufprall . Unsägliche Schmerzen durchfuhren ihn, als sei er auf harten Stein geschlagen und habe sich alle Knochen gebrochen. Jetzt schrie er, aber an seine Ohren drang nur ein erstickte s Gurgeln. Er sank wie tonnenschwer auf den Grund und schlug dabei mit der Schulter gegen eine Felskan te. Haut wurde von seinem Fleisch gerissen , und eine rote Wolke breitete sich um ihn aus. Er prallte ab, sank weiter. D ie Ketten zogen sich immer enger, je mehr er versuchte, s ich wild strampelnd aus ihnen zu befreien.
    BEY, flehte er in Gedanken , hilf mir! Doch alle Kraft, die er von dem alten Mann übernommen hatte, reichte nicht aus, um die Fesseln zu sprengen. Er würde ersaufen, jämmerlich, das Geheimnis um Evas Vorhaben mit auf den kalten Grund nehmend. Er sank immer tiefer und tiefer, als fiele das Ufer kilometerweit ab. Karim merkte, wie seine Lungen sich leerten. Zum Schmerz gesellte sich tiefe Trauer um Hayat. Er würde sie nie wiedersehen. Weil er s ie alleine zurückließ mit diesem wahnsinnig gewordenen Ding . Er musste ihr doch helfen, er war doch der Mann, der sie besc hützen musste, für sie sorgen   – für ihr Kind.
    Erinnerungen an Rundungen, an Hayats Brüste, an Sandberge, an die Blasen, in denen die Frauen lagen , flammten vor seinen Augen auf . Er sah rundgefeilte Stuhllehnen , Plastikbehälter, Lattenroste   …
    Die Feile! Er war niemals ohne sie aus dem Haus gegangen . Auch jetzt war sie da, verborgen in seiner Ho sentasche. Wenn er sie nich t bei dem Sturz verloren hatte. Schnell bog er sein linkes Handgelenk zwischen den Gliedern der Kette , bis seine Fingerspitzen die Tasche ertasteten. Tatsächlich, da wa r sie, ihr kleiner Kunststoffgriff. Er schob Zeige- und Mittelfinger in die Tasche, quetschte sie um das Kleinod, dass es fast wehtat . Nur nicht loslassen. Nur die Feile jetzt nich t verlieren!
    Das Wasser war eisig, als erste Schlucke davon in seinen Mund drangen. Wenn es ihm nicht gelang, das Schloss in den nächsten Sekunden zu öffnen, war es vorbei. Aber er hatte noch diese letzte Chance, er durfte nicht aufgeben. Hayat, hilf mir! Allah, gib, dass ich hier nicht verrecke !
    Die Hand mit der Feile scho b sich zwischen den Eisengliedern hindurch und tastete nach dem Schlüsselloch.

17
     
    Sein Kopf durchstieß die Wasserober fläche wie ein Torpedo, während sein Hals sich dabei nach hinten bog. D en Mund weit geöffnet , sog er die lebensrettende Luft tief in seine Lungen.
    Mit der Nagelfeile hatte er unter Wasser hektisch am Schloss manipuliert, verzweifelt daran gestochert, gedreht und gedrückt. D as Blut hatte in seinen Ohren gerauscht , und immer drängender war der Wunsch geworden , den Mund zu öffnen und tief einzuatmen. Rote Schlieren waren vor seinen geschlossenen Augen erschien en, der Druck in seinem Kopf hatte sich sekündlich verstärkt,

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