SLAM (German Edition)
rhersehen müssen: an dem Baldwin-Effekt! Genauso wie damals die islamischen Männer bin i ch dem gleichen Irrtum erlegen. Ich habe festgelegt, welche Fortpflanzungsstrategie zu verfolgen ist, welche Gene gut waren und welche schlecht. Ich kreuzte Per fektes mit Perfektem, um so die ultimative Gesellschaft sform zu schaffen. Schöne, gesunde, kluge, starke Menschen. Aber in einer realen Welt ergibt das keinen Sinn. Das Gleichnis vom Kuchen und dem Kuchenrezept kennst du ja bereits. Das Rezept ist nicht nur eine Bauanleitung, sondern vor allem in dem Wunsch verfasst, dass der Kuchen dem Esser auch schmecken möge. Solange das Rezept jedoch nur ein Rezept bleibt, wird man niemals erfahren, ob der Kuchen auch munden wird. Man muss ihn also backen und servieren. Sobald er allerdings auf dem Tisch steht, entbrennt ein unbarmherziger Konkurrenzkampf mit den anderen Kuchen, sodass man das Rezept vielleicht abändern muss, um einen noch besseren Kuchen zu backen. Die muslimischen Männer damals wa ren nicht dazu bereit, und ich …« , in ihre Stimme sc hlich sich ein Hauch Wehmut, »… ich habe viel zu spät bemerkt, dass man Perfektion nicht züchten kann. Es gibt nun mal keinen guten oder schlechten Kuchen, genauso wenig wie es einen perfekten Menschen gibt. Ob ein Kuchen gut oder schlecht ist, entscheidet die Zunge desjenigen , der i hn probiert. Einzig der Esser oder in unserem Falle die menschliche Interaktion befinden darüber, welcher Kuchen und welches Gen das Rennen macht . «
Sie nahm ihn bei den Armen und sah ihn durchdringend an. » Ihr Männer der SLAM-Welt seid al lesamt schlank, schön, gesund – und bis in die Knochen verweichlicht! Ihr besitzt keinerlei Ambitionen noch verfügt ihr über außergewöhnliche Eigenschaften. Ihr entwickelt nichts, ihr hinterfragt nichts, ihr wundert euch über nichts. Ihr seid die höchst entwickelte Generation Mensch, die es je gegeben hat, und doch so degeneriert wie nie eine Spezies zuvor. Ihr lebt in eurem Paradies wie Paradiesvögel, schillernd und bunt und sonst nichts. Ihr kümmert euch nicht um morgen, es gibt nichts, das euch plagt. Bis auf einen unter euch …«
Ihr Griff wurde fester, sie kam näher, und er spürte die Hitze ihrer schimmernden Haut. » Du, du Karim, bist anders als sie alle. Du bist außergewöhnlich. Du hegst Zweifel, bist neugierig, und anders als diese Maschinenmänner in der SLAM-Welt hast du Herz. Ein Herz so groß wie die Frauenhöhle. Ich will, dass es für mich schlägt. Sei mein Gefährte, liebe mich! Wir beide werden eine neue, eine völlig andere SLAM-Welt er schaffen. Zusammen werden wir die höchste Form der Göttlichkeit erreichen, mit meiner Macht, deiner Kraft und unserer unsterblichen Liebe zueinander. «
Ih r seidener Morgenmantel glitt wie herabfallende Mohnblüten über ihre Schultern. Ihre Schönheit war ungla ublich, makellos wie ein Engel , es schmerzte fast, sie anzublicken. Schwach leuchtende Lumineszenzen pulsierten in Regenbogenfarben unter ihrer glatten Haut, das kurze, wohlgeformte Kinn reckte sich ihm verlangend entgegen, die kirschförmigen, blutroten Lippen halb geöffnet. Er betrachtete ihre verlockenden Brüste. K leine , zart rosafarbene Höfe umgaben die erregt aufgestellten Brustwarzen. Ihr straffer Bauch ging wie ein sich verbreiterndes Delta in sanft ausladende Hüften über, zwischen denen verführerisch eine von kaum sichtbarem, hellblondem Haar bedeckte Scham einen betörenden Duft verströmte. Seine Hand wollte nach ihr greifen, sich in sie hineinbohren und diesen Duft mit seinen Fing ern aufnehmen, um anschließend darin zu ertrinken , doch so vollendet dies alles war, so berauschend, es war gleic hzeitig unerträglich falsch . S elbst die Berührung ihrer Arme a n seinem Nacken, der warme Hauch ihres Atems auf seiner Haut, nichts von all dem wirkte echt. Nicht so, wie es mit Hayat gew esen war, nicht so … natürlich .
» Wie soll diese neue SLAM-Welt denn aussehen? « , fragte er und wich ihrem Versuch aus, ihn zu küssen.
Fast puppenhaft wirkte ihr Mund, als sie mit der schönsten Stimme, die Karim sich bei einer Frau vorstellen konnte, antwortete: » Ich bin ein medizinisches System mit religiösen Komponenten. Meine Aufgabe ist es, den Menschen zu heilen. Ihm einen vollkommen schmerzfreien, beglü ckenden Zustand zu bieten. Aber … «, ihr Lächeln wurde zuckersüß, »… das ist nur i m Paradies möglich, so steht es im Koran. Der Mensch ist einfach, sagen wir, zu
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