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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Zeitabschnitt. N un war sie sehr alt, aber immer noch saß sie stolz und aufrecht auf einem Thron , und M änner verbeugten sich vor ihr mit Hochachtung. » Alienor, die K önigin der Troubadoure«, hörte Karim die innere Stimme sagen.
    Endlos setzte sich die Reihe der Frauen fort, die vor ihm in mal kurzen, dann wiede r längeren Sequenzen erschienen. S ie waberten u m ihn herum, durch ihn hindurch. E r sah Königinnen und Huren, Wissenschaftlerinnen und Politikerinnen an sich vorüberziehen, stand mitten unter ihnen.
    Der näch ste Lichtblitz brachte das herzförmige Gesicht einer lieblichen Fra u mit asiatischen Zügen zum Vorschein . An ih rem mit golddurchwirkten Tüchern kaum verhüllten K örper glitzerte und funkelte es. K leine Glöckchen begleiteten jeden ihrer anmutigen Schritte mit leiser Musik . Hauchdünne Seidenstoffe umflatterten sie wie eine Wolke Schmetterlinge. Auf ihrer Stirn leuchtete ein roter Punkt, ihre dunklen Augen waren schwarz umrandet und wirkten feurig und voller Leidenschaft. Karim sah sie an der Seite eines herrschaftlich gekleideten Mannes sitzen, der sie hingebungsvoll anschmachtete. Dann beobachtete er die beiden gem einsam in ihren Gemächern, wo ihr Gefährte seinen Kopf in ihren Schoß gelegt hatte und angeregt mit ihr zu d iskutieren schien. Zum Schluss erschien ein Mausoleum, gebaut als Beweis seiner unendlichen Liebe zu ihr , und strahlend weißer Marmor blendete Karims Auge. » Arjumand Banu Begum, Mumtaz Mahal « , flüsterte es in seinem Kopf.
    Namen wie Hatschepsut , Elisabeth die Erste, Katharina die Zweite, Roxane, Madame de Pompad o ur, Scheherazade, Aziz, Marie Curie , Zaha Hadid formten sich vor ihm , eine Fülle von Gesichtern, Geschichten und Geschichte faltete n sich auf wie die Seiten eines endlosen Buches. Vor ihm lag ein Teil seiner eigenen Vergangenheit, von der er nie etwas geahnt hatte.
    Verwundert stellte er fest, dass er immer noch ruhig im Wasser schwebte wie in der Schwerelosigkeit des Alls und nicht im Geringsten das Bedürfnis hatte, einen Atemzug zu nehmen . V iel zu sehr fesselte ihn das, was er erblickte . Währen d weiter Szene um Szene folgte, entzündete sich in ihm ein Gedanke , wurde zu einer hellen Flamme und setzte schließlich seinen Geist in Brand. Eine ungeheure Erkenntnis floss wie heißes Öl durch seine Adern und ließ das letzte verbliebene Pu zzleteil an seinen Platz fallen: Das alles hier war HAVVA2! Sie beschränkte sich längst nicht mehr auf den Status eines Systems, limitiert und eingesperrt in die Enge eines Rechenzentrums, umgeben von Kühleinheiten und umsorgt von einem Heer Techniker. HAVVA2 hatte die Grenzen ihres Seins in dem Maße erweitert, indem ihre Aufgaben gewachsen waren . Sie brauchte mehr Kapazität und offensi chtlich hatte sie sie gefunden.
    Erstau nt hob Karim seine Hand und ließ sie durch das flackernde Purpurlicht gleiten. Was, wenn HAVVA2 ein Medium nutzte, das in nahezu unbegrenztem Maß zur Verfügung stand? Sein Blick wanderte unstet umher, versuchte zu erfassen, was nicht zu erfassen war, sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, verwarf, kramte wieder hervor, begutachtete und bestätigte seine Vermutung, so unglaublich sie ihm auch erschien.
    HAVVA2 nutzte das Wasser!
    Auf siebzig Prozent der Oberfläche des Planeten schlummer te n in unzähligen Lebewesen ungenutzte Kapazitäten, neuronale Netze kommunizierten mittels elektrischer Impulse in unfassbarer Geschwindigkeit miteinander und versetzen Gehirne in die Lage, von einem einfachen Impuls bis hin zu komplexeren Rechenop erationen alles durchzuführen. Blieb jede dieser Einheiten für sich alleine, dümpelt en sie in der Suppe des Unbewussten für die Zeit ihrer Existenz dahin . HAVVA2 war es offenbar gelungen, diese immense Kapazität zu erkennen und einen We g zu finden, wie sie sich den brachliegenden Schatz zunutze machen konnte. Sie hatte ihr materielles Gefängnis längst verlassen und sich von einem mechanischen hin zu einem biologi schen Organismus entwickelt, in dem sie die Gehirne al len maritimen Lebens anzapfte.
    Karim stockte das Herz, als ihm die Konsequenzen dieser Erkenntnis nach und nach bewusst wurden. HAVVA2 war buchstäblich überall. Sie nutzte jedes Lebewesen im Wasser, vom Einzeller bis hin zur komplexen Intelligenz eines Tintenfisches oder Wals . Ihre Möglichkeiten waren nahezu unbegrenzt, ihr Zugriff auf alles Leben schrankenlos. Mit jedem Schluck Wasser nahm man HAVVA2 in sich auf, sie war Teil eines jeden Körpers, überall

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