Slant
Raums. Sie ist so hungrig nach Anerkennung, nach Marys Anerkennung, dass sie noch ein Dutzend weiterer Fragen stellen möchte, aber ihr ist noch ein Rest von Anstand geblieben. »Vielen Dank. Ich mag Sie auch.«
Mary tätschelt ihren Arm und steht auf. »Die Jungs in der Küche können mir jederzeit eine Nachricht zukommen lassen, ganz gleich, wo ich gerade bin. Zögern Sie nicht, sie um Hilfe zu bitten. Es sind allesamt Gentlemen. Ich werde zu tun haben, aber wenn es etwas Wichtiges ist – wenn Sie sich an etwas erinnern…«
»Dann werde ich mich melden.«
Mary lächelt und verlässt das Zimmer.
Als Alice allein ist, ist sie wieder niemand, weniger als nichts, aber die Dunkelheit ist nicht ihr Richter, und Minstrels Hände sind verblasst, haben sich in simple Trauer aufgelöst.
/M
Die nächste Zuflucht: die Verzerrung der Persönlichkeit. Akzeptieren Sie es: Sie bewegen sich bekleidet in der Gesellschaft, obwohl die Kleidung zwickt, scheuert und den Blutkreislauf hemmt. Wir alle leben mit den Narben ritueller Verstümmelungen. Der ultimative Verrat: Die Kultur benutzt unsere Narben zur Stärkung ihrer Struktur.
Wir sind die Kultur, die Kultur sind wir; wir sind die Grausamen, Blinden und Gefesselten, aber wir sind gleichzeitig die Folterknechte.
- The Kiss of X, Liebesleben, Lebenslügen
10 /
Jack Giffey summt ungeduldig. Er geht vor dem Lift auf und ab, um schließlich durch den Raum zu marschieren, am alten Mann und dem jüngeren Mann vorbei, die zusammengesunken an der Wand sitzen. Er spürt, dass ihre Augen ihn verfolgen. Sie rechnen mit dem Tod. Er könnte zur Ursache ihres Todes werden. Aber das ist es nicht, was ihn irritiert; auch er hat jetzt Kopfschmerzen, nicht den Schmerz beengter Arterien, sondern ein ständiges Flüstern knapp unterhalb der Bewusstseinsschwelle, dass etwas nicht stimmt. Etwas stimmt nicht mit der Familie. Ich bin ein Ehemann und Familienvater.
Giffey fragt sich, ob er selbst möglicherweise die Fliege in der Suppe ist. Andererseits scheint auch Jenner Schwierigkeiten zu haben.
Vielleicht ist es das Fehlen einer Reaktion von Omphalos, was ihn aus dem Gleichgewicht bringt, ihn verwirrt. Er verfolgt diesen Gedanken weiter: Warum werden nicht mehr Mittel zur Verteidigung eingesetzt? Er gelangt zu der Schlussfolgerung, dass das Gebäude offenbar auf Zeit spielt. Es möchte keine weiteren Warbeiter verlieren (falls es noch mehr davon gibt), weder durch den Spray noch sonstige Überraschungen, die sie auf Lager haben könnten. Diese Taktik ist sehr vernünftig. Omphalos ist schwach und weiß es.
»Okay«, sagt er, worauf Jenner aufspringt und seinen Nano-Zerstäuber und die Flechettepistole an sich drückt. »Wir sollten jetzt den Ofen öffnen und nachsehen, ob das Brot fertig gebacken ist.«
»Endlich«, sagt Hale. Die zwei Gefangenen neben dem Lift erheben sich vom Boden. Der alte Mann scheint Probleme zu haben, aber seine Augen brennen mit geduldigem, eingeübtem Hass. Der jüngere Mann wirkt schockiert. Giffey nimmt ihn am Arm. »Kommen Sie mit.«
Hale, Jenner, Giffey, Marcus und Jonathan gehen zurück zum Aufenthaltsraum. Hier benutzt Giffey ein Taschenmesser, um ein Stück Stoff von einer Couch abzutrennen, während er stumm von den übrigen Geiseln beobachtet wird. Dann setzen sie den Weg zur Fahrzeughalle fort.
»Wie lautet Ihr Nachname?«, erkundigt sich Jonathan bei Giffey.
»Giffey«, antwortet er. »Und Ihrer?«
»Bristow. Jonathan Bristow.«
»Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Jonathan. Sie sind heute mein Schutzschild.«
»Mein Freund – Marcus – es scheint ihm nicht gut zu gehen.«
»Die Aktion wird nicht ewig dauern.«
»Nein, ich meine, der Stress…«
»Ihr Freund kann mit dem Stress umgehen«, sagt Giffey. »Auf mich macht er einen sehr zähen Eindruck.
Ich mache mir unsretwegen größere Sorgen als Ihretwegen.«
»Warum sind Sie hier?«, fragt Jonathan.
Giffey antwortet nicht, sondern bleibt stehen, um das verbogene, nicht völlig geschlossene Schott zur Fahrzeughalle zu untersuchen. Das Metall ist immer noch heiß. Dampf und andere Gase dringen in trägen Wolken durch die Lücken. Im Korridor herrscht eine erstickende Hitze. Jenners Gesicht ist bleich und seine Lippen bewegen sich.
Giffey wirft ihm einen ernsten, fragenden Blick zu.
»Ich bin topfit«, sagt Jenner, aber seine Kopfhaut zuckt, als wollte sie sich vom Schädel lösen.
Giffey umwickelt eine Hand mit dem Couchstoff und zieht die Tür auf,
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